Es scheint keinen Widerspruch zu den Ergebnissen verschiedenster Studien zu geben, dass die Investition öffentlicher Gelder in Bildung, grüne Energie, Infrastruktur, Gesundheitswesen, etc. oder die Nichtbesteuerung von Arbeitnehmer*innen mehr Arbeitsplätze schafft als Militärausgaben.
In einem neuen Buch von Clifford Conner mit dem Titel The Tragedy of American Science (Die Tragödie der amerikanischen Wissenschaft) behauptet der Autor, dass, wenn eine Regierung durch nichtmilitärische Ausgaben mehr Arbeitsplätze schafft, privates Kapital weniger Arbeitsplätze in diesem Sektor schaffen wird und damit den Zugewinn mehr als aufheben würde. Nur Militärausgaben, so behauptet Conner, schaffen Arbeitsplätze, die sonst niemand schaffen würde, weil Militärausgaben – wie in der Zeit der Großen Depression Arbeitsplätze, bei denen Gräben gegraben und dann wieder zugeschüttet werden – nichts Nützliches bewirken.
Grund Conners Aussagen anzuzweifeln liefern Studien, die langfristige negative Auswirkungen von erhöhten Militärausgaben und wenig negative Auswirkungen von drastisch reduzierten Militärausgaben feststellen. Ganz zu schweigen von der fehlenden Korrelation zwischen Militärhaushalten von Ländern und den Beschäftigungsraten im Vergleich zu anderen Ländern. Auch Privatpersonen haben die Fähigkeit Dinge zu kaufen, die genauso nutzlos sind wie Waffen, (das schließt in der Tat Waffen mit ein), ganz zu schweigen von den Bergen von unwichtigem Mist, auf den wir aktuell während der Coronavirus-Krise verzichten, sehr zur Entlastung unserer Umwelt.
Und dann ist da noch die scheinbar nicht berücksichtigte Option eines bedingungslosen Grundeinkommens. Wenn der Schlüssel zu einer glücklichen Wirtschaft ist, Menschen dafür zu bezahlen, dass sie Gräben ausheben und wieder zuschütten, dann sollte man auch Menschen dafür bezahlen, dass sie Menschen sind, die das Recht auf eine Grundversorgung haben, und dass sie auf die umweltschädliche Produktion von nutzlosen und tödlichen Gütern verzichten.
Ein globaler Waffenstillstand ist eine Gelegenheit, den Übergang zu einer völlig anderen Wirtschaft in Betracht zu ziehen – was ich auch für die Kernaussage von Conners Analyse der Militärausgaben halte, ob es nun richtig ist oder nicht. Eine Milliarde Dollar, die in den Vereinigten Staaten für den Militarismus ausgegeben wird, schafft 11.200 Arbeitsplätze im Vergleich zu 17.200 im Gesundheitswesen. Die Militärausgaben machen uns weniger sicher, während die Gesundheitsausgaben uns schützen. Die Militärausgaben erzeugen sogar einen massiven Bedarf an zusätzlicher Gesundheitsversorgung. Die Gesundheitsausgaben hingegen erzeugen keinen Bedarf an Militarismus.
Wenn wir dazu übergehen, Geld für Dinge auszugeben, die wir brauchen, wie Gesundheitsfürsorge, Umweltschutz, nichtmilitärische Wissenschaft und Abrüstung, können wir „die Wirtschaft“ als eine weitere Sache behandeln, die wir brauchen, und direkt in sie investieren, anstatt die Nebeneffekte eines gigantischen Massenmordprogrammes zu erraten. Wenn die Menschen Geld brauchen, können wir es ihnen in Form eines bedingungslosen Grundeinkommens geben. Mit vielen zusätzlichen Vorteilen: Es baut riesige Mengen an Bürokratie ab (die so nutzlos wie Waffen ist und uns nicht nützt) und weitgehend die Grundlage für Ressentiments gegeneinander beseitigt, die darauf beruhen, wer sich für nicht-bedingungslose Programme qualifiziert und wer nicht, und es erlaubt den Menschen viel leichter vor der Ausbreitung tödlicher Viren zu schützen.
Wir können uns Kriege während einer echten Krise nicht leisten. Der größte Nutzen, den wir aus einem globalen Waffenstillstand und aus dieser Pandemie selbst ziehen können, ist ein neues Verständnis von Universalität. Nicht nur, dass das Töten von Menschen ihnen keinen Nutzen bringt, sondern wir befinden uns alle gemeinsam in diesem Alptraum. Was anderen schadet, schadet auch einem selbst und umgekehrt. Wir brauchen daher eine universelle Wirtschaft, die in die tatsächliche Verteidigung gegen die Gefahr investiert, die uns allen durch den mangelnden Schutz, der Ungeschütztesten unter uns droht.
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Johanna Pelzer vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!