Die Analyse des Erbguts jahrtausendealter Salmonellen belegt erstmals den Zusammenhang zwischen der Entwicklung an den Menschen angepasster Krankheitserreger und dem Aufkommen von Ackerbau und Viehzucht.
Anhand der Genome des Bakteriums Salmonella enterica, welche aus bis zu 6500 Jahre alten Skeletten entschlüsselt wurden, gelang es einem internationalen Forschungsteam, Belege für die Hypothese zu finden, dass der Übergang von einer Jäger-Sammlerkultur zu Landwirtschaft und Viehhaltung die Entstehung von neuen, noch heute existierenden menschlichen Krankheitserregern begünstigte.
Archäologie und Genetik untersuchen mit ihren jeweiligen Methoden Schlüsselmomente in der Geschichte der Menschheit. Dazu gehört die Frage, wie sich entscheidende wirtschaftliche und technische Innovationen ausgebreitet haben und welche Auswirkung diese Neuerungen hatten. Die Entstehung von auf Viehzucht spezialisierten, mobilen Gemeinschaften im Eurasischen Raum vor über 5000 Jahren ist ein solcher entscheidender Moment. Unterstützt durch neue Technologien wie Rad und Wagen und einem viel intensivieren Umgang mit ihren Herdentieren, erschlossen die frühen Viehzüchter die Steppe als Lebensraum. Eine Konsequenz der neuen Lebensweise war offenbar das Aufkommen von neuen menschlichen Krankheiten. In einer aktuellen Studie untersuchte ein Team des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte menschliche Überreste aus dem westlichen Eurasien und rekonstruierte acht alte Genome von Salmonella enterica.
Zwei der positiv getesteten und viele der für die Studie gescreenten Komplexe stammen aus dem Nordkaukasus und sind Teil eines umfangreichen archäologischen Forschungsprojektes der Eurasien-Abteilung des Deutschen Archäologischen Institut im Rahmen des ERC Advanced Grant ARCHCAUCASUS unter der Leitung von Svend Hansen. Die Ergebnisse beleuchten ein in der Vorgeschichte wahrscheinlich ernsthaftes Gesundheitsproblem und zeigen, wie sich der bakterielle Erreger über einen Zeitraum von 6500 Jahren entwickelte. Die Symptome der davon ausgelösten Krankheiten sind noch nicht bekannt, allerdings kam es vermutlich zu einer starken systematischen Krankheit. Die Studie ist am 24.02.2020 in der Fachzeitschrift Nature Ecology & Evolution erschienen.
Sie eröffnet einen Einblick in den Wandel von Krankheiten über Jahrtausende und in verschiedenen menschlichen kulturellen Umfeldern. Das Autorenteam hofft, dass die aktuelle Studie die Möglichkeiten dieser Methoden aufzeigt und zukünftige Forschung darauf aufbaut, damit die Rolle der menschlich-kulturellen Evolution und die Mechanismen der Entstehung von humanspezifischen Krankheiten besser verstanden wird.
Weitere Informationen können der Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte entnommen werden [https://www.shh.mpg.de/1638274/salmonella].