Maka-tao. Menschenorientiert sein, Empathie, Respekt und Verständnis für andere betonen… das Wohlergehen sowohl des Einzelnen als auch der Gemeinschaft in den Vordergrund stellen. „Maka-tao“ bedeutet ‚für Menschen‘ oder ‚mit Menschen‘ und steht für die Werte Menschlichkeit, Mitgefühl, Achtung der Rechte anderer, Fürsorge für das Wohlergehen anderer und soziale Verantwortung. Dieses Gefühl wurde durch eine einfache Geste vermittelt, die Teil unserer Kultur ist – Mano po!

Eines Tages, als ich mich nach der Arbeit draußen im Schatten ausruhte, kamen zwei kleine Kinder, zwei Mädchen in Schuluniformen, vorbei, die anscheinend gerade von der Schule abgeholt worden waren. Ein Kind rannte plötzlich auf mich zu, um mich zu segnen, und fragte mich leise mit der Geste „mano po“ nach meinem Segen. Zärtlich legte es meine Hand auf seine Stirn, während es sich verbeugte und lächelnd zu mir aufsah. Das andere jüngere Kind, das noch mit seiner Begleiterin, seiner Mutter, voranging, schaute sich um und rannte auf uns zu, um es seiner Schwester gleichzutun. „Segne mich!“ Sie lächelten und rannten zu ihrer Begleiterin zurück.

Ich spürte einen Ansturm von positiven Gefühlen in meinem Körper, meinem Herzen und meinem Geist. Ich winkte den dreien zu, die mich ansahen, und wünschte ihnen alles Gute, kurz bevor sie sich umdrehten und weitergingen, sicher nach Hause, wie ich hoffte! Ich fühlte mich wirklich gesegnet und glücklich, Teil einer Kultur zu sein, die ältere Menschen ehrt, respektiert und sich um sie kümmert. Ich wünschte ihnen noch einmal alles Gute und hoffte, dass diese Sitte nicht in Vergessenheit gerät.

Ich bin schon lange Humanistin. Jemand, der zusammen mit Gleichgesinnten einige Aktionen und Projekte durchführte und immer noch durchführt, um das hehre Ziel zu fördern, das in der Vision/Mission „Gawing Maka-tao ang Daigdig“, die Erde menschlich machen, zusammengefasst ist. Wie der Weltmarsch für Frieden und Gewaltfreiheit. Der 3. Weltmarsch kam auf die Philippinen und reiste 2024 in drei Städte – Malolos, Baguio und Sagada – und brachte seine Botschaft des Friedens und der aktiven Gewaltfreiheit, die in diesen Tagen so dringend benötigt wird. Der Weltmarsch teilte auch allen, denen er auf seiner Reise auf den Philippinen begegnete, mit, dass es bei uns selbst anfangen kann, „maka-tao“ zu sein, etwas für den Frieden und die Gewaltfreiheit zu tun. Dieses Gefühl leitet uns dazu an, inneren Frieden zu finden, den wir dann mit unseren Lieben, unseren Freunden und unseren Nachbarn teilen können.

Remitbee Kultur „Mano“ – eine Geste der Ehre für ältere Filipinos. (Quelle: Wikimedia Commons).

Diese kleine Geste junger Schulkinder, die Ältere mit der „Mano po“-Geste segnen, beruhigt mich. Sie zeigt, dass „maka-tao“, also Menschlichkeit durch Respekt gegenüber Älteren, ein philippinischer Grundwert ist, der nach wie vor geschätzt und an die neuen Generationen weitergegeben wird.

Die Grundwerte des Bildungsministeriums lauten: Maka-Diyos, Maka-tao, Maka-kalikasan, Maka-bansa.

Das Bildungsministerium hat den Matatag-Lehrplan eingeführt, der „lebenslange und friedliebende philippinische Lernende hervorbringen soll, die ganzheitlich und zukunftsfähig sind und die Grundwerte Maka-Diyos (gottliebend), Maka-tao (menschenorientiert), Makakalikasan (naturliebend) und Maka-bansa (patriotisch) verkörpern“.

Die wichtigsten Grundsätze von Maka-tao:

  • Empathie und Verständnis: Die Fähigkeit, die Dinge aus der Perspektive einer anderen Person zu sehen und ihre Bedürfnisse und Erfahrungen zu verstehen.
  • Respekt für andere: Die Rechte, Meinungen und Würde aller Menschen zu schätzen, unabhängig von ihrem Hintergrund oder ihren Unterschieden.
  • Fokus auf das Gemeinwohl: Das Wohlergehen der Gemeinschaft in den Vordergrund stellen und auf gemeinsame Ziele hinarbeiten.
  • Förderung von Gleichheit und Gerechtigkeit: Das Streben nach einer fairen und gerechten Gesellschaft, in der alle die gleichen Chancen und Rechte haben.

„Maka-tao“ zu sein, kann sich in folgenden Handlungen zeigen: Respektieren der Rechte und Meinungen anderer, auch wenn sie anders sind, Mitgefühl und Verständnis zeigen, das Wohlergehen anderer über das eigene stellen, freundlich, sanft, großzügig und gastfreundlich sein und sich auf die Gemeinschaft konzentrieren. Das liegt daran, dass eine „maka-tao“-Person Teil einer Gemeinschaft ist und sich für das Gemeinwohl einsetzen kann, dass sie ihr Eigeninteresse vergessen und das Wohlergehen anderer in den Vordergrund stellen kann und dass sie Inklusivität und soziale Gerechtigkeit fördert.

„Maka-tao“ zu sein ist entscheidend für die Förderung einer harmonischen und gerechten Gesellschaft, in der sich jeder wertgeschätzt und respektiert fühlt.

Wappen der Philippinen. (Quelle: Wikipedia).

Der Satz „Maka-Diyos, Maka-tao, Maka-kalikasan at Maka-bansa“ (Für Gott, Volk, Natur und Vaterland) ist das 1998 angenommene Staatsmotto der Philippinen.

„Aus Liebe zu Gott, den Menschen, der Natur und dem Land“ ist von den letzten vier Zeilen des Fahneneids auf die philippinische Flagge abgeleitet. Es wurde am 12. Februar 1998 mit der Verabschiedung des Republic Act No. 8491, dem Flaggen- und Wappengesetz der Philippinen, während der Präsidentschaft von Fidel V. Ramos angenommen. Die Verabschiedung erfolgte zwölf Jahre nach der Abschaffung des früheren Mottos des Landes, „Isang Bansa, Isang Diwa“ (philippinisch für „Eine Nation, ein Geist“), das während der Präsidentschaft von Ferdinand Marcos im Jahr 1979 eingeführt wurde.

Wie wurde das Motto aufgenommen? Das Motto wurde so interpretiert, dass es eine Reihe gemeinsamer philippinischer Grundwerte verkörpert, wobei jeder der vier Werte miteinander verbunden ist. Der Kolumnist Bobit Avila vom Philippine Star interpretierte das Motto so, dass es zeigt, dass die Menschen auf den Philippinen Gott über alles lieben, da dies der erste Kernwert im Motto ist. Ein anderer Kolumnist, Kay Malilong Isberto von The Freeman, der Schwesterzeitung des Star aus Cebu City, erklärte unterdessen, dass das Motto die Pflichten guter philippinischer Bürger darstellt (Quelle: Wikimedia Commons).

Maka-tao zu sein und selbst kleine Taten zu vollbringen, kann dazu beitragen, die Erde zu vermenschlichen, Gawing Maka-tao ang Daigdig.

Also Mano Po sa lahat – Segen für alle.

Anmerkung: „Mano po“ bedeutet wörtlich übersetzt „Ihre Hand, bitte“, wird aber auf den Philippinen als Geste des Respekts gegenüber Älteren verwendet, bei der die Hand des Älteren leicht an die Stirn des Jüngeren geführt wird. „Mano“ ist das spanische Wort für „Hand“ und „po“ ist ein philippinisches Elementarwort, das verwendet wird, um Respekt zu zeigen.

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Angela Becker vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!

Wurzeln des philippinischen Humanismus:
Teil 1 „Kapwa“
Teil 2 „Bayanihan“
Teil 4 „May Pag-asa“


Quellen:

https://www.deped.gov.ph/about-neap/vision-mission-and-core-values/
https://www.deped.gov.ph/wp-content/uploads/DO_s2024_010.pdf
https://en.wikipedia.org/wiki/Maka-Diyos,_Maka-tao,_Makakalikasan_at_Makabansa