Schweden und Norwegen wollen wieder mehr Bargeschäfte. Digitales Geld ist zu wenig krisensicher, stellen sie fest.

von Daniela Gschweng für die Online-Zeitung INFOsperber

Schweden gilt als Vorreiter der bargeldlosen Gesellschaft. Bis 2025 werde das Land wahrscheinlich ohne Cash auskommen, sagte der Präsident der schwedischen Zentralbank 2018 voraus.

Im Alltag wird heute tatsächlich fast nur noch mit Kreditkarte oder Mobile-App bezahlt. Schweden und Norwegen haben gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) den geringsten Bargeldfluss weltweit, berichtet der «Guardian». Manche Bankfilialen in Schweden nehmen kein Bargeld mehr an und zahlen auch keines mehr aus. Das wird sich womöglich bald ändern.

Digitale Währung nicht krisensicher

Denn Schweden will wieder vermehrt Bargeschäfte. Dabei geht es nicht um Flohmärkte, Kioske oder Trinkgeld. Die schwedische Perspektive auf digitales Geld hat sich nicht zuletzt wegen des anhaltenden Konflikts in der Ukraine geändert. Es gilt als nicht mehr genügend krisensicher. Digitalisierung bedeutet eben auch, dass Bezahlen beim Ausfall eines Strom- oder Datennetzes oder einer anderen technischen Panne nicht mehr möglich ist.

Dazu kommt die zunehmende Kritik an den Big-Tech-Unternehmen, denen einige Bezahldienste gehören. Kritik an fehlender Inklusion und mangelndem Datenschutz gab es bei digitalen Bezahlmethoden schon immer.

Im November 2024 riet das schwedische Verteidigungsministerium den schwedischen Haushalten in einer Broschüre sogar dazu, regelmässig Bargeld zu verwenden und mindestens einen Wochenvorrat zu Hause zu haben, um auf «Krisen und Krieg» vorbereitet zu sein.

Schweden: Effizienz ist wichtig, Sicherheit ist wichtiger

Effizienz sei wichtig, dass jeder im Falle einer Krise bezahlen könne, sei wichtiger, zitiert der «Guardian» die schwedische Zentralbank. Eine öffentliche Untersuchung habe ergeben, dass einige öffentliche und private Stellen wieder zur Annahme von Bargeld verpflichtet sein sollten.

Norwegen hat eine solche Bargeldpflicht im vergangenen Jahr für Einzelhändler eingeführt (Infosperber berichtete), mit dem Argument, bargeldlose Bezahlung sei zu anfällig für Stromausfälle und Cyberattacken. Wenn niemand mehr Bares akzeptiere, sei Cash keine Notlösung mehr, sagte die ehemalige norwegische Ministerin für Justiz und Notfälle, Emilie Mehl.

Auch die Deutsche Bundesbank mahnte in ihrem jüngsten Bericht, für den Krisenfall müsse «auch zukünftig eine intakte Infrastruktur für die Bargeldversorgung vorhanden sein». Aktuell sinke die Bargeldverfügbarkeit im Land, berichtete die «Tagesschau».

Behauptungen, dass Schweden und Norwegen digitale Banküberweisungen abgeschafft hätten, oder die EU die Abschaffung des Bargelds plane, seien allerdings Unsinn, betont der Kanal «Euro Verify».