Es ist schwer zu begreifen, wie tief Diskriminierung uns alle betrifft und wie weitreichend ihre Folgen sein können. Im Kern beruht Diskriminierung auf einer hierarchischen und bewertenden Struktur, die die Art und Weise prägt, wie wir die Welt wahrnehmen und mit ihr umgehen. Sie wird zu einem unbewussten Filter, durch den unser Denken organisiert wird, und schafft Grenzen, die unser Verständnis füreinander einschränken. Diskriminierung wirkt sich nicht nur darauf aus, wie wir mit anderen interagieren – das „wir“ und „sie“ -, sondern auch darauf, wie wir Ideen wahrnehmen, die sich von dem unterscheiden, was uns beigebracht wurde.
Eine Möglichkeit, unsere gegenwärtige Situation zu verstehen, besteht darin, die Diskriminierung der nicht-materiellen Forschung zu untersuchen. Wir leben in einer übermäßig materialisierten Welt, in der alles objektiviert wird und wenig Raum für nicht-transaktionale Beziehungen bleibt. Selbst die Finanzierung der wissenschaftlichen Forschung wird in erster Linie von materiellen und physikalischen Prinzipien bestimmt.
Diese Voreingenommenheit wurde von Nikola Tesla erfasst, als er sagte: „An dem Tag, an dem die Wissenschaft beginnt, nicht-physikalische Phänomene zu studieren, wird sie in einem Jahrzehnt mehr Fortschritte machen als in all den vorherigen Jahrhunderten ihrer Existenz.“
Von Kindesbeinen an sind wir darauf konditioniert, zu produzieren. Der moderne Mensch ist zur ultimativen Produktionsmaschine geworden, die in immer schnellerem Tempo Waren, Lebensmittel, Medizin, Infrastruktur, Technologie, Wissen und sogar Kunst hervorbringt. Wir überschwemmen unser Leben mit Objekten, Transaktionen und Innovationen und versuchen stets, den Prozess zu skalieren und zu beschleunigen. Dennoch halten wir selten inne und fragen uns, wohin das alles führt. In diesem unerbittlichen Streben werden sogar Menschen objektiviert und oft mit künstlicher Intelligenz verglichen, so als ob unser Wert ausschließlich an Leistung gemessen werden könnte.
Der Astronaut Edgar Mitchell beschrieb, nachdem er die Erde vom Mond aus gesehen hatte, eine tiefgreifende Veränderung der Perspektive: „Man entwickelt sofort ein globales Bewusstsein, eine Orientierung am Menschen, eine intensive Unzufriedenheit mit dem Zustand der Welt und den Zwang, etwas dagegen zu tun“.
Die Autismus-Gemeinschaft bietet eine weitere aufschlussreiche Sichtweise, durch die wir unsere materiellen Vorurteile untersuchen können. Im Jahr 2017 lebten schätzungsweise 2,21 % der Erwachsenen in den USA im Alter von 18 bis 84 Jahren – etwa 5,4 Millionen Menschen – mit einer Autismus-Spektrum-Störung. Weltweit ist etwa 1 % der Bevölkerung autistisch, was mehr als 75 Millionen Menschen entspricht, wie Untersuchungen der CDC zeigen.
Obwohl Autismus zunehmend als eine Form der neurologischen Vielfalt und nicht als ein Defizit anerkannt wird, schaffen Stigmatisierung und falsche Vorstellungen weiterhin Hindernisse für die Integration. In vielen Gesellschaften wird Autismus immer noch als etwas angesehen, das repariert oder versteckt werden muss, was zu sozialer Ausgrenzung und Diskriminierung führt. Dieses Stigma hindert viele Autisten daran, angemessene Unterstützung in Anspruch zu nehmen, voll an ihren Gemeinschaften teilzunehmen, Beziehungen zu knüpfen, einen Arbeitsplatz zu finden und eine angemessene Gesundheitsversorgung zu erhalten.
Der Podcast „Telepathy Tapes“ des Dokumentarfilmregisseurs Ky Dickens befasst sich mit der Idee, dass nichtsprechende autistische Kinder telepathisch kommunizieren. Dies stellt die herkömmliche Annahme in Frage, dass Kommunikation ausschließlich verbal oder transaktional ist. Es lädt uns dazu ein, darüber nachzudenken, dass es Dimensionen der Verbindung gibt, die über das hinausgehen, was wir üblicherweise anerkennen – Räume, die wir vielleicht alle erleben, aber nur schwer artikulieren können.
Stellen Sie sich einen Moment lang vor, dass sich Ihre Sicht auf die Welt verändert, wenn Sie autistischen Menschen wirklich zuhören. Was wäre, wenn wir unsere Energie darauf verwenden würden, neue Kommunikationskanäle zu entwickeln, die nicht auf physische Objekte angewiesen sind? Was wäre, wenn die Erfahrungen einiger unserer autistischen Mitmenschen zeigen würden, dass die Existenz nicht auf den Körper beschränkt ist und dass Kommunikation über die physische Präsenz hinausgehen kann? Diese Ideen weisen auf die Möglichkeit eines globalen Bewusstseins hin – eines Bewusstseins, mit dem wir alle von Natur aus verbunden sind, auch wenn wir es nicht erkennen.
Vielleicht ist es unsere diskriminierende Denkweise, die durch den materialistischen Filter eingeschränkt ist, die uns zurückhält. Es gibt keine „Pille“ gegen Diskriminierung – nur eine tiefe Motivation, über ihre Grenzen hinauszuschauen, kann die Tür öffnen, um die weiten, unerforschten Gebiete der menschlichen Verbindung zu erkunden. Eine integrativere Welt wartet auf uns alle. Die Autismus-Gemeinschaft kann uns in der Tat den Weg in die Zukunft weisen – wenn wir uns nur trauen zuzuhören.
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Evelyn Rottengatter vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!