Verbündete in Europa baten mich um ein paar Worte aus den Vereinigten Staaten zu den Herausforderungen für den Frieden in diesen Trump-Zeiten. Hier sind sie.

Die Herausforderungen bei der Arbeit für den Frieden in den Vereinigten Staaten und der Welt während der Trump-Ära, sind größtenteils die gleichen wie bisher: Überwindung eines korrupten Kommunikations- und Bildungssystems, um die Menschen über die Notwendigkeit und Möglichkeit des Friedens zu informieren, und Überwindung korrupter Regierungen, um die Kriegsmaschinerie abzuschalten. Aber die Kriegsmaschinerie wächst rasant und mit ihr das Risiko eines Atomkriegs, die Gewissheit eines Umweltkollapses und die Gefahr durch Krankheit, Armut und Vertreibung.

Die radikale Militarisierung wird in der US-Regierung und US-Kultur zur Normalität, wobei die Mittel immer weiter von den menschlichen Bedürfnissen abgezogen und den Militärausgaben zugeführt werden, was Armut und Leid zur Folge hat, wobei die europäischen Regierungen den USA gehorsam auf dem gleichen Weg folgen.

Zu den Lichtblicken gehören bisher offenbar eine äußerst befristete Atempause in Gaza, die zu einem ausgeweiteten Völkermord quer durch Palästina führt, und die Möglichkeit, in der Ukraine eine Art von Frieden auszuhandeln – unwahrscheinlich, dass er ohne großen Aufwand von klügeren Quellen gerecht und dauerhaft sein wird, aber zumindest möglich, da die USA und Russland nun miteinander sprechen.

Die erfreulichsten Entwicklungen unter Trump sind – soweit wir wissen, und das sollte niemanden überraschen, da wir bereits vier Jahre Trump hinter uns haben – rhetorischer Natur das nicht zum tatsächlichen Verhalten passt. Trump spricht davon, die Militärausgaben zu halbieren und die Atomwaffen abzuschaffen, während er gleichzeitig mehr Atomwaffen baut und aufstellt und die Militärausgaben dramatisch erhöht. Die Herausforderung für die Friedensbewegung besteht darin, in Richtung der guten Dinge zu drängen, über die gesprochen wurde, ohne die Realität dessen, was tatsächlich getan wird, außer Acht zu lassen.

Eine wachsende Herausforderung besteht auch darin, wie Menschen sich selbst definieren und mit wem sie sich verbünden sollen. Man kann Trump nicht einfach unterstützen oder ablehnen, denn er vertritt zu den meisten Themen mehrere, teils gegensätzliche Positionen – dennoch werden viele genau das versuchen. Selbst wenn Trump die Militärausgaben und die NATO ausbaut, werden andere genau das Gleiche tun – allerdings aus Opposition zu dem, was Trump gesagt hat.

Die US-amerikanische Politik ist nicht nur in unversöhnliche Lager und Positionen gespalten, sondern selbst dort, wo differenzierter gedacht wird, gerät man schnell unter Verdacht. Unterstützt du den Frieden in der Ukraine, weil Putin dich bezahlt? Willst du den Krieg fortführen, weil die Demokratische Partei es so will? Und so weiter.

Noch entscheidender ist die Frage: Sollten sich Friedensaktivist:innen mit jenen zusammentun, die Frieden in der Ukraine fordern, nur weil sie stattdessen alle Feindseligkeit auf China lenken wollen? Oder mit denen, die den Frieden in der Ukraine aus demselben Grund wollen, aus dem sie alle öffentlichen Schulen schließen möchten – nämlich weil sowohl Kriege als auch Schulen Geld kosten?

Was gewinnt man und was verliert man, wenn man sich mit rassistischen Fanatiker:innen zusammenschließt, die sich einem bestimmten Krieg widersetzen?

Zerstörung von Eigentum ist in der Welt des Aktivismus auf dem Vormarsch und stellt eine weitere Herausforderung dar. Die Leute zünden Teslas und Polizeiautos an, sabotieren Ölleitungen, schlagen Fenster ein usw. Das ständig wachsende Bewusstsein, dass es keine richtige politische Opposition in Washington gibt, verbunden mit dem Fehlen eines tiefgehendem Verständnis für die Strategie der Aktivist:innen, sowie dem gestressten Leben und dem Fehlen von so vielen, die im Gefängnis sind, ganz zu schweigen von der Drogenabhängigkeit junger Menschen, die ein Talent für rebellisches Auftreten zeigen, geschweige denn dem Problem, Tausende Kilometer reisen zu müssen, um gegen die eigene Regierung zu demonstrieren, all das verstärkt die Verzweiflung, Taktiken zu entwickeln, die vielleicht einigen die Augen öffnen, aber wahrscheinlich viele andere davon überzeugen, sich nicht zu engagieren.

Wie können wir in einer Zeit, in der die Kundgebungen ganz anders sind als vor zehn Jahren, eine Massenbewegung aufbauen? Die Menschen halten öffentliche Kundgebungen für den Frieden ab und versuchen nicht, Medieninteresse zu erlangen, genau genommen wollen sie die Medien fernhalten. Sie wollen auch nicht ihre eigenen Medien schaffen. Sie wollen auch nicht, dass ihre Gesichter fotografiert werden, und tragen Masken. Diejenigen, die etwas ängstlicher sind, bleiben einfach zu Hause. Können wir uns als Kriminelle verkleiden und unsere Aktivitäten verbergen, während wir gleichzeitig eine Massenaktion für den Frieden aufbauen?

Vielleicht können wir das. Es sind schon viel seltsamere Dinge passiert. Stündlich tauchen neue Aktivist:innen auf. Menschen, die ihr Leben damit verbracht haben, zu sagen: „Ich bin unpolitisch“ und „Ich mache keinen Aktivismus“, kündigen ihre Absicht an, sich gegen den Faschismus zu engagieren – das ist es, was die Hälfte der Vereinigten Staaten unter dem Trump-Regime versteht. Menschen, die die Zerstörung Afghanistans, des Iraks, Syriens usw. durchgestanden haben, werden die Zerstörung ihrer eigenen Schulen und Krankenhäuser und Obdachlosenheime, den Entzug des Status der Gemeinnützigkeit von Wohltätigkeitsorganisationen, die Angriffe auf Student:innen oder die Normalisierung von hasserfüllten und fanatischen Reden nicht hinnehmen. Und da alle  – nicht nur Friedensaktivist:innen – als Verräter und Feinde bezeichnet wird, könnte die übliche Hürde für die Aufnahme des Themas Frieden in die Agenda der verschiedenen Themen gesenkt werden.

Die bekannte Herausforderung für die Friedensaktivist:innen, die Bürgerrechtler:innen darauf hinzuweisen, dass der Krieg die Wurzel des Problems ist, und den Armutsgegner:innen klar zu machen, dass Billionen von Dollar in den Krieg geflossen sind, und den Umweltschützer:innen darauf hinzuweisen, was das Militär der Erde antut, usw. mag eine geringere Herausforderung sein, wenn sich bestimmte Dinge verschlechtern. Hoffen wir, dass es rechtzeitig geschieht. Hoffen wir auf einige Siege, die wir gemeinsam feiern und auf denen wir aufbauen können.

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Doris Fischer vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige! 

Der Originalartikel kann hier besucht werden