„Wir in Grönland haben alles getan, um den Amerikanern klar zu machen, dass sie uns als Volk und unsere Souveränität durch ihren ständigen Druck verletzen. Aber nichts ist zur Trump-Administration durchgedrungen; im Gegenteil, sie erhöht den Druck mit jedem Tag, und jetzt muss die internationale Gemeinschaft, zumindest diejenigen, die wir als Freunde und Verbündete betrachten, eingreifen, anstatt kleine, zögerliche Unterstützungserklärungen abzugeben“, sagt Múte Bourup Egede (in der Mitte – siehe oben). Foto: Oscar Scott Carl.

von Jan Oberg

Der Dänische Rundfunk (DR) hat einen Artikel über den bevorstehenden – provokativen – offiziellen Besuch der USA in Grönland veröffentlicht. Darin wird ein Artikel in der grönländischen Zeitung Sermitsiaq erwähnt, der hier besser zu lesen ist als in der Version des DR: Múte: Jetzt muss die internationale Gemeinschaft eingreifen

Der sehr aggressive amerikanische Druck auf die grönländische Gesellschaft ist inzwischen so groß, dass das Niveau nicht noch höher werden kann. Es hat nicht geholfen, in Grönland zusammenzustehen, es hat nicht geholfen, unsere Stimme zu erheben, und die diplomatischen Bemühungen um einen Dialog waren vergeblich. Jetzt muss die internationale Gemeinschaft reagieren“, appelliert der Vorsitzende der Inuit Ataqatigiit, Múte Bourup Egede.

Ich vermute, dass Múte Bourup Egede – mein Respekt – die dänische Regierung in Kopenhagen zu den „gescheiterten Verbündeten“ zählt. Wenn man sich die schmallippige und oberflächliche Reaktion der Regierung auf die völlig vorhersehbaren und provokanten Forderungen des Trump-Regimes – inklusive möglicher militärischer Unterstützung – ansieht, kann man sich leicht vorstellen, wie der Premierminister getobt und gebrüllt hätte, wären solche Worte und Taten von Russland oder China gekommen.

Die Politik des Trump-Regimes stellt einen fortwährenden Bruch des Völkerrechts dar. Allein schon wegen ihrer diplomatisch-symbolischen Bedeutung hätte dieser Fall – ebenso wie Trumps ‚LasVeGaza‘ und ähnliche Provokationen – vor den UN-Sicherheitsrat gebracht werden müssen. Schließlich beruht die ganze Philosophie der UNO und des Völkerrechts auf dem Grundsatz, dass kleine Staaten Schutz verdienen, wenn sich Großmächte aggressiv gebärden.

Das Trump-Regime wird alles bekommen, was es will – durch eine perfide Strategie der Überrumpelung aus dem scheinbar Normalen heraus –, wenn die Welt es nicht stoppt. Es geht dabei um nichts Geringeres als die Vorbereitung einer autarken USA, die sich durch die Kontrolle über die Ressourcen anderer – in Panama, Kanada, Grönland, dem globalen Norden, der Arktis, der Ukraine und Gaza – auf einen künftigen Machtkampf oder gar Krieg mit China vorbereitet.

Er – und mit ihm die USA – werden scheitern. Doch der Preis für den größenwahnsinnigen, militaristischen und rücksichtslosen Kurs Trumps darf nicht von anderen getragen werden – auch nicht von Grönland.

In diesem Fall, wie auch bei der irrsinnigen Aufrüstungspolitik gegenüber Staaten, die keine Feinde sind, werden sich die Positionen der dänischen Regierung und des Parlaments bald als sehr nachteilig für die Zukunft Dänemarks – und Grönlands – erweisen.

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Anja Schlegel vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!