Yella Hertzka war eine Pionierin, die mit ihrer Arbeit die Grenzen gesellschaftlicher Konventionen sprengte und Frauen neue Perspektiven eröffnete. Geboren 1873 in Wien, wuchs sie in einer Zeit auf, in der Frauen vor allem auf Haushalt und Familie beschränkt waren. Doch Hertzka erkannte früh, dass Bildung und berufliche Selbstständigkeit für Frauen unabdingbar waren, um gesellschaftliche Anerkennung und Gleichberechtigung zu erlangen.

Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts zeigte sie sich als Vorkämpferin der Frauenbewegung in Österreich. 1903 war sie Mitbegründerin des „Neuen Wiener Frauenklubs“ und leitete diesen fast 25 Jahre lang als Präsidentin oder Vizepräsidentin. Dieser Verein bot Frauen nicht nur einen Raum für intellektuellen Austausch, sondern auch eine Plattform für politische Arbeit, die sich auf die Verbesserung der sozialen und wirtschaftlichen Stellung von Frauen konzentrierte.

Ihr bemerkenswertestes Projekt war jedoch die Gründung der ersten zweijährigen Höheren Gartenbauschule für Mädchen in Wien-Grinzing im Jahr 1912. Die Schule, die im September 1913 ihre Pforten öffnete, bot jungen Frauen eine fundierte Ausbildung in Obstbau, Gemüsebau, Blumenzucht, Glashauskultur und Landschaftsgärtnerei – Bereiche, die bis dahin weitgehend Männern vorbehalten waren. Der Lehrplan umfasste sowohl theoretisches Wissen als auch praktische Fähigkeiten, was in der damaligen Zeit für Frauen ein revolutionäres Konzept darstellte.

Yella Hertzka – Die Frau, die Gartenbau und Frauenrechte revolutionierte – schuf mit dieser Bildungsstätte einen Raum, in dem Frauen ihre Fähigkeiten entwickeln und eigenständig berufliche Karrieren anstreben konnten.

Doch Hertzka engagierte sich nicht nur für die berufliche Bildung von Frauen, sondern auch für Frieden und soziale Gerechtigkeit. Ihre Vision war es, durch die Emanzipation von Frauen nicht nur deren gesellschaftliche Stellung zu verbessern, sondern auch einen nachhaltigen Beitrag zum Weltfrieden zu leisten. Ab 1921 führte sie die österreichische Sektion der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit und organisierte internationale Kongresse in Wien.

Neben ihrem politischen und sozialen Engagement spielte sie auch im Kulturbereich eine bedeutende Rolle. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Emil Hertzka, dem Direktor des angesehenen Musikverlags Universal Edition, setzte sie sich für die Förderung zeitgenössischer Musik ein. Nach seiner Erkrankung übernahm Yella Hertzka die Leitung des Verlags und führte ihn während der schwierigen Zeit der 1930er Jahre weiter.

Diese Arbeit wurde jedoch jäh unterbrochen, als Österreich 1938 an das nationalsozialistische Deutschland angeschlossen wurde. Hertzka floh nach London, wo sie bis 1946 im Exil lebte und als Gärtnerin arbeitete. Doch selbst in der Fremde hielt sie an ihren Idealen fest. Nach ihrer Rückkehr nach Wien im Jahr 1947 wurde sie zur öffentlichen Verwalterin des Musikverlags Universal Edition ernannt, was symbolisch für ihre Wiedereingliederung in das kulturelle Leben Österreichs stand.

Yella Hertzka starb 1948, doch ihre Verdienste bleiben unvergessen. Ihr Name lebt weiter – nicht zuletzt durch den Yella-Hertzka-Park, der 2015 im Wiener Stadtteil Seestadt Aspern nach ihr benannt wurde. Ihre Geschichte ist ein eindrucksvolles Zeugnis dafür, wie Mut, Vision und Entschlossenheit Grenzen überwinden und dauerhafte Veränderungen bewirken können.

4. Februar 1873 in Wien, Österreich-Ungarn; † 13. November 1948 Wien