Die Global Nonviolent Action Database listet etwa 40 Fälle von Massenbewegungen auf, in denen Tyrannen durch strategische gewaltfreie Kampagnen besiegt wurden.

Von George Lakey

Angesichts der Tatsache, dass Donald Trump nach einer Angstkampagne, die die Besorgnis über seinen Wunsch, ein Diktator zu werden, neu entfacht hat, sein Amt antreten wird, stellt sich eine berechtigte Frage: Kann gewaltfreier Kampf einen Tyrannen besiegen?

Es gibt viele großartige Quellen, die diese Frage beantworten, aber diejenige, die mir in letzter Zeit durch den Kopf ging, ist die Global Nonviolent Action Database (GNAD), die von der Abteilung für Friedensstudien am Swarthmore College aufgebaut wurde. Diese für die Öffentlichkeit frei zugängliche Datenbank – die 2011 unter meiner Leitung ins Leben gerufen wurde – enthält über 1.400 Fälle gewaltfreier Kämpfe aus über hundert Ländern, und kontinuierlich werden sie durch studentische Forschungen ergänzt.

Auf den ersten Blick listet die Datenbank mindestens 40, bis ins Jahr 1920 zurückreichende Fälle auf, bei denen Diktatoren durch gewaltlosen Kampf gestürzt wurden. Diese Fälle – die sich in einigen der größten Nationen der Welt, in Europa, Asien, Afrika und Lateinamerika ereigneten – widersprechen der weit verbreiteten Annahme, dass ein Diktator nur durch Gewalt besiegt werden kann. Mehr noch, in jedem dieser Fälle hatte der Diktator den Wunsch an der Macht zu bleiben und verteidigte sich mit großer Gewalt. Letztendlich waren sie alle jedoch einfach nicht in der Lage, die Macht des gewaltfreien Massenkampfes zu überwinden.

In einer Reihe von Ländern war der Diktator zum Zeitpunkt seiner Vertreibung bereits seit Jahren an der Macht. Ägyptens Hosni Mubarak zum Beispiel hatte über 29 Jahre lang regiert. In den 1990er Jahren flüsterten die Bürger meist nur seinen Namen, aus Angst vor Vergeltungsmaßnahmen. Mubarak legalisierte den „Ausnahmezustand“, was Zensur, erweiterte Polizeibefugnisse und Beschränkungen der Nachrichtenmedien bedeutete. Später „lockerte“ er seine Herrschaft und setzte nur noch zehnmal mehr Polizisten ein als Protestierende an einer Demonstration teilnahmen.

Die GNAD-Fallstudie beschreibt, wie die Ägypter ihre Bewegung für Demokratie trotz der Repression immer stärker werden ließen und wie sie schließlich 2011 siegten. Ein gewisses Maß an Freiheit zu erlangen, garantiert jedoch nicht, dass man sie behält. Wie Ägypten in den vergangenen Jahren gezeigt hat, ist anhaltende Wachsamkeit erforderlich, ebenso wie proaktive Kampagnen zur weiteren Stärkung der errungenen Freiheiten.

Einige Länder wiederholten das Kunststück, einen Herrscher gewaltlos abzusetzen: In Chile wurde 1931 ein Diktator gewaltlos gestürzt und dann 1988 ein neuer Diktator abgesetzt. Die Südkoreaner haben es auch zweimal geschafft, einmal im Jahr 1960 und dann erneut 1987. (Sie haben gerade ihren derzeitigen Präsidenten daran gehindert, diktatorisch die Macht an sich zu reißen, aber das ist noch nicht in der Datenbank aufgenommen.)

In jedem dieser Fälle mussten die Menschen zur Tat schreiten, ohne zu wissen, welche Vergeltungsmaßnahmen zu erwarten sein würden.

Die friedliche Revolution in der DDR

Als die Ostdeutschen 1988 ihren Aufstand in der DDR begannen, wussten sie, dass die seit 43 Jahren andauernde Diktatur von der Sowjetunion unterstützt wurde, die einen gewaltsamen Einmarsch durchführen könnte. Nichtsdestoweniger setzten sie sich für die Freiheit ein, die sie dann gewannen und behielten.

Die Forscherin Hanna King erzählt uns, dass die Ostdeutschen ihre erfolgreiche Kampagne im Januar 1988 begannen, indem sie einen traditionell stattfindenden jährlichen Gedenkmarsch in eine groß angelegte Demonstration für Menschenrechte und Demokratie umwandelten. Anschließend nutzten sie ein wöchentliches Friedensgebet in einer Leipziger Kirche, um Kundgebungen und Proteste zu organisieren. Lutherische Pastoren halfen, die Organisatoren vor Vergeltungsmaßnahmen zu schützen, und Gruppen in anderen Städten begannen, ihre eigenen „Montagabenddemonstrationen“ zu veranstalten.

Aus den anfänglich wenigen hundert Demonstranten wurden schnell 70.000, dann 120.000, dann 320.000, die alle an den jede Woche stattfindenden Demonstrationen teilnahmen. Die Organisatoren veröffentlichten ein Flugblatt, in dem sie ihre Vision für eine vereinte deutsche Demokratie skizzierten und machten daraus eine Petition. Politische Gefangene traten aus Solidarität in den Hungerstreik.

Im November 1988 versammelten sich in Ost-Berlin eine Million Menschen, die mit Sprechchören, Gesängen und Transparenten das Ende der Diktatur forderten. In der Hoffnung, den Druck zu verringern, kündigte die Regierung die Öffnung der Grenze zur Bundesrepublik an. Bürger schlugen mit Vorschlaghämmern auf die verhasste Berliner Mauer ein und rissen sie nieder. Politische Funktionäre traten zurück, um gegen die anhaltende Sturheit der Regierungspartei zu protestieren, und die Partei selbst zerfiel. Im März 1990 – etwas mehr als zwei Jahre nach dem Start der Protestkampagne – fanden die ersten demokratischen Mehrparteienwahlen statt.

Studenten sind wegweisend in Pakistan

In Pakistan waren es Universitätsstudenten (und nicht religiöse Geistliche), die 1968-69 den Aufstand auslösten, der Ayub Khan nach einem Jahrzehnt der Diktatur aus dem Amt zwang. Die Fallforscherin Aileen Eisenberg erzählt uns, dass es für die Kampagne am Ende notwendig war, dass sich mehrere Bereiche der Gesellschaft zusammenschlossen, um eine kritische Masse zu erreichen, hierzu gehörte insbesondere die Arbeiterschaft.

Es waren jedoch die Studenten, die die Initiative ergriffen – und die anfänglichen Risiken auf sich nahmen. 1968 erklärten sie, dass die Ankündigung eines „Jahrzehnts der Entwicklung“ durch die Regierung ein Betrug sei, und protestierten gewaltlos in den Großstädten. Sie marschierten ihr eigenes Lied mit dem Titel „The Decade of Sadness“ (Das Jahrzehnt der Trauer) singend.

Die Polizei eröffnete das Feuer auf eine dieser Demonstrationen und tötete mehrere Studenten. Als Reaktion darauf breitete sich die Bewegung aus, sowohl zahlenmäßig als auch in ihren Forderungen. Die Boykotte nahmen zu, und immer mehr Menschen weigerten sich, die Bus- und Bahnfahrpreise für das staatliche Verkehrssystem zu zahlen. Industriearbeiter schlossen sich der Bewegung an und legten Fabriken und Mühlen durch Blockaden still. Was folgte war eine Ausweitung der staatlichen Repression, weitere Morde eingeschlossen.

Als sich die Kampagne von den städtischen in die ländlichen Teile Pakistans ausweitete, blühte die Bewegung durch immer mehr Protestlieder und politisches Theater auf. Khan reagierte mit noch mehr Gewalt, was bei einer kritischen Masse von Pakistanern zu noch stärkerer Überzeugung führte, dass es an der Zeit für ihn sei, abzutreten.

Nach Monaten ständig zunehmender direkter Aktionen, die mit repressiver Gewalt beantwortet wurden, kam die Armee zu dem Schluss, dass ihr Ansehen durch die Befehle des Präsidenten beschädigt wurde, und forderte seinen Rücktritt. Er fügte sich, und es wurden Neuwahlen für das Jahr 1970 angesetzt – die ersten seit der Unabhängigkeit Pakistans im Jahr 1947.

Warum gewaltfreier Kampf?

Die Kampagnen in Ostdeutschland und Pakistan sind typisch für alle diese 40 Fälle, weil ihnen eine pazifistische Weltanschauung fehlte, obwohl einige der in den Bewegungen aktiven Personen diese Grundüberzeugung besaßen. Was die Fälle gemeinsam zu haben scheinen, ist, dass die Organisatoren den strategischen Wert der gewaltfreien Aktion erkannten, weil sie es mit einem Gegner zu tun hatten, der ganz sicher gewaltsame Unterdrückungsmaßnahmen einsetzen würde. Ihr Bekenntnis zur Gewaltlosigkeit würde so dann die Massen auf ihre Seite ziehen.

Das macht mir Mut. Während des Trump-Regimes gibt es in den USA kaum Zeit, genügend Menschen zu einem ideologischen Bekenntnis zur Gewaltlosigkeit zu bewegen, aber es bleibt Zeit, die Menschen vom strategischen Wert eines gewaltfreien Vorgehens zu überzeugen.

Es ist auffällig, dass die Bewegung in vielen der Fälle, die ich mir angesehen habe, rein symbolische Märsche und Kundgebungen vermied und sich stattdessen auf Taktiken konzentrierte, die dem Regime einen Preis abverlangten. Während zum Beispiel Donald Trump sich darum bemüht, die Streitkräfte unter seine Kontrolle zu bringen, könnte ich mir vorstellen, dass man vor Rekrutierungsbüros der Armee Streikposten aufstellt mit Schildern, auf denen steht: „Tritt nicht der Armee eines Diktators bei.“

Eine weitere wichtige Erkenntnis ist: Gelegentliche, nur gegen eine ganz bestimmte Politik protestierende oder aufsehenerregende Aktionen reichen nicht aus. Sie mögen für einen Augenblick das Gewissen einer Person erleichtern, aber letztendlich erzeugen einzelne, für sich stehende Handlungen nicht genug Macht, selbst spektakuläre nicht. Immer wieder zeigt die Global Nonviolent Action Database, dass positive Ergebnisse aus einer Reihe von immer weiter anwachsenden, miteinander verbundenen Aktionen hervorgehen, die als Kampagne bezeichnet werden können. Die Bedeutung hiervon wird auch in meinem Buch „How We Win“ beschrieben.

Während die an den Forschungsseminare beteiligten Studenten an der Swarthmore University weiterhin durch die Geschichte waten und neue Fälle finden, graben sie Details über Kämpfe aus, die über die für mehr Demokratie hinausgehen. Zu den 1.400 bereits veröffentlichten Fällen gehören Kampagnen zur Förderung von Umweltgerechtigkeit, Rassengleichheit, ökonomischer Gerechtigkeit und mehr. Sie sind eine Quelle für taktische Ideen und strategische Überlegungen und ermutigen uns, indem sie uns daran erinnern, dass selbst alteingesessene Diktatoren durch die Macht gewaltfreier Kampagnen gestoppt wurden.


George Lakey ist seit über sechs Jahrzehnten in Kampagnen für direkte Aktionen aktiv. Er ist vor kurzem am Swarthmore College in den Ruhestand gegangen und wurde zunächst im Rahmen der Bürgerrechtsbewegung und zuletzt im Rahmen der Klimagerechtigkeitsbewegung verhaftet. Er hat 1.500 Workshops auf fünf Kontinenten geleitet und aktivistische Projekte auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene geleitet. Seine 10 Bücher und viele Artikel spiegeln seine Sozialforschung über den Wandel auf kommunaler und gesellschaftlicher Ebene wider. Sein neuestes Buch sind die Memoiren „Dancing with History: A Life for Peace and Justice“.

Der Originalartikel kann hier besucht werden