Was ist so lustig an Frieden, Liebe und Verständnis?
Vielleicht erscheint es ein wenig befremdlich, wenn nicht gar albern, inmitten des gegenwärtigen Chaos von anhaltenden Kriegen, Stellvertreter-Kriegen und Völkermord der Idee einer realen Möglichkeit für den Weltfrieden nachzugehen? Was dieser Artikel veranschaulichen soll, ist, dass es nicht nur nicht befremdlich ist, darüber nachzudenken, sondern dass es von entscheidender Bedeutung ist, dass wir das tun und das Kind in der derzeit überlaufenden, titanischen Wanne voll irdischem Badewasser nicht übersehen.
Ich behaupte, dass, während Sie dies lesen, eine echte Gelegenheit am Entstehen ist; eine Chance, daß die Menschheit beginnt, sich kollektiv zu verändern hin zu innerem/persönlichem und äußerem/sozialem Frieden, Liebe und Verständnis in diesem Jahrzehnt, in diesem Jahrhundert. Und daran ist nichts Albernes oder Unangemessenes.
Das aktuelle Dilemma / Die aktuelle Chance
Um der Logik dieses Artikels weiterhin folgen zu können, ist es wichtig, dass Sie, die Leser dieses Artikels, sich für die folgende Tatsache öffnen, zumindest als Möglichkeit: Im Laufe der letzten 75 bis 80 Jahre haben die Vereinigten Staaten die Vorzüge genossen, die mächtigste Nation der Welt zu sein. Tatsächlich sind die USA seit dem Fall der Berliner Mauer und dem Zusammenbruch der UdSSR im Jahr 1991 die einzige, unangefochtene Supermacht, die alle anderen Nationen der Welt militärisch und wirtschaftlich dominiert hat. (1) Diese dreißigjährige Ära, die unipolare Ära (1991 – 2021) ist nun vorbei. Zum ersten Mal im Leben fast aller derzeit lebenden Amerikaner haben die USA ihren bisher unangefochtenen Status als Welthegemon verloren. (2) Sie haben es vielleicht noch nicht in der Washington Post gelesen oder in den Nachrichten gehört, aber ich versichere Ihnen, es ist passiert.
Die Fraktion, die derzeit in den USA noch an der Macht ist, diejenigen, die die letzten 23 Jahre damit verbracht haben, die neoimperialistische Expansion durch Besatzungen, Kriege und Proxy-Kriege voranzutreiben, sehen das, was ich oben erwähnt habe, als ein äußerst problematisches Dilemma. Auf der anderen Seite sehen Millionen, ja Milliarden anderer Menschen, die auf diesem Planeten leben, den wir teilen, das Ende der wirtschaftlichen und militärischen Dominanz der USA nicht als Dilemma an. Tatsächlich sehen sie in der aktuellen Situation eine Chance, den Fesseln der US/westlichen Dominanz zu entkommen. Sie sehen darin eine mögliche Chance, der militärischen Gewalt, den Wirtschaftssanktionen, der Zwangsverschuldung und der wachsenden Verzweiflung zu entkommen, die einige wenige Superreiche wissentlich und/oder unwissentlich der Mehrheit der Weltbevölkerung im 21. Jahrhundert aufgezwungen haben. (3)
Die Welt hat sich gewandelt von Unipolarität hin zu Multipolarität
In anderen Artikeln, die ich geschrieben habe, bin ich ausführlich auf die Multipolarität und ihre Ursachen eingegangen. Wenn Sie ein umfassenderes Verständnis von Multipolarität erlangen möchten, empfehle ich Ihnen, diese Artikel zu lesen. (4),(5) Zusammenfassend lässt sich konstatieren, dass im Laufe der letzten zehn Jahre, und insbesondere im Laufe der letzten drei Jahre, eine wachsende Koalition von Ländern, genannt BRICS, schnell expandiert ist. Neben China, das sich aus eigener Kraft zur globalen Wirtschaftsmacht Nummer 1 entwickelt, umfasst diese Koalition Indien, Russland, Brasilien, Südafrika, Ägypten, Saudi-Arabien, Iran, die Vereinigten Arabischen Emirate und mehrere andere.
Diese Gruppierung von Ländern, die sich innerhalb der nächsten zwei Jahre verdoppeln dürfte, verfügt bereits über ein größeres gemeinsames BIP als die westlichen G7-Länder. Die BRICS-Mitglieder stellen auch mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung und mehr als die Hälfte der weltweiten Güterproduktion.
Mit anderen Worten, die Mobbing-Tage der USA neigen sich dem Ende. Die Fähigkeit der BRICS-Mitglieder, die härtesten wirtschaftlichen Hindernisse zu überwinden, hat sich in den letzten drei Jahren deutlich gezeigt, als Russland vierzehn Runden US/NATO-Sanktionen überstanden hat. Tatsächlich hat Russland mehr getan, als dem Versuch der USA, sie wirtschaftlich zu brechen, standzuhalten. Russlands Wirtschaft hat sich in den letzten drei Jahren vor allem dank der Unterstützung Chinas und Indiens verbessert. Ihre Wirtschaft stieg erst im vergangenen Jahr von Platz 6 der Welt auf Platz 4 auf. (6)
Wer sich diesem Wandel widersetzt und versucht, ihn zum Scheitern zu bringen.
Diejenigen, die im Westen noch an der Macht sind, diejenigen, die sich vehement gegen das wehren, was bereits begonnen hat und keine Chance hat, rückgängig gemacht zu werden, haben mit ständigen Kriegen, massiven Wirtschaftssanktionen und Gewaltandrohungen versucht, irgendwie das wachsende Kontingent von Ländern zu vereiteln, die sich für die Multipolarität (und nicht für US-Hegemonie) als Weg der Zukunft entschieden haben. (7)
Der Ansatz der USA und der NATO, Tod und Zerstörung als Abschreckung einzusetzen, ist kläglich und absolut gescheitert. Abgesehen von den Millionen von Menschen, die in den letzten 23 Jahren sinnlos getötet wurden, haben die USA immer wieder gelogen und ihre Vereinbarungen gebrochen, in einer Konfliktsituation nach der anderen. Amerikas Hang zu Gewalt und Täuschung hat weltweit Misstrauen und Angst vor den USA gesät. Amerika, ein Land, das früher von Nationen auf der ganzen Welt bewundert wurde, wird heute als trügerisch, gefährlich und zerstörerisch angesehen. (8)
Der Vorschlag dieses Artikels: Konvergierende Vielfalt in einer Multipolaren Welt
So schwer es im Moment auch zu begreifen sein mag, es gibt absolut keinen Grund, warum die USA sich nicht der wachsenden globalen multipolaren Bewegung anschließen oder sich zumindest in Solidarität mit ihr verbinden könnten. Leider wurde ein beträchtlicher Teil der Amerikaner systematisch dazu verleitet, viele unserer nicht-westlichen Nachbarn als rückständig, als antidemokratisch, als „anders“ und in einigen Fällen sogar als „böse“ zu betrachten. Nachdem ich die Weltlage in den letzten vier Jahren studiert habe, kann ich Ihnen sagen, dass etwa 80 bis 90 % der negativen Dinge, die wir über die Chinesen, über die Palästinenser/Araber, über Russland und die Russen usw. gelernt haben, Unsinn sind.
Es gibt absolut keinen Grund, warum die USA und der Rest der wachsenden Mehrheit der Weltbevölkerung in einer Welt der gegenseitigen Abhängigkeit und der konvergierenden Vielfalt im 21. Jahrhundert nicht existieren und gedeihen könnten. Mit anderen Worten, es ist Zeit für die Machthaber und für diejenigen unter uns, die einer Gehirnwäsche unterzogen wurden, um zu glauben, dass das Reden über die Notwendigkeit einer verbesserten Kommunikation und Diplomatie der Stoff für „nützliche Idioten“ ist, unsere abgetragenen Glaubenssysteme über die Welt und ihre Menschen fallen zu lassen. Der Begriff der „nützlichen Idioten“ wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von Wladimir Lennin geprägt und später von Hillary Clinton, einer kriegslüsternen Neokonservativen, zu Beginn des 21. Jahrhunderts wiederbelebt. Wir müssen uns von deren Unsinn, deren Doppelzüngigkeit, deren Gewalt befreien.
Welche anderen Optionen haben wir? Gegen China, Russland und den halben Nahen Osten in den Krieg zu ziehen? Zu versuchen, zu töten und zu verstümmeln bis zurück ins Jahr 1991? Das scheint das zu sein, worauf Neokonservative wie Jake Sullivan, Antony Blinken, John Bolton, Victoria Nuland, Donald Kagan, Mitch McConnel, Lindsey Graham und Hillary Clinton im Laufe der letzten 10 Jahre gedrängt haben.
Offensichtlich gibt es für uns nur eine von Herz und Kopf getragene schlüssige Option: Uns in Richtung Frieden und Versöhnung in uns selbst und mit unseren globalen Nachbarn zu bewegen.
Im Artikel nächste Woche (Teil 2)
Vielleicht denken Sie so etwas wie: „Leichter gesagt als getan, Mann! Was ist mit den Neokonservativen, die noch an der Macht sind? Was ist mit Trump? Wie wird er mit den Veränderungen umgehen, die die Welt durchgemacht hat und immer noch durchmacht, oder wird er versuchen, sie zu überrollen?
In Teil 2 dieses Artikels werden wir uns mit den potenziellen Hindernissen für Frieden befassen und wie wir mit ihnen umgehen können, wie wir uns in Beziehung zu ihnen „setzen“ können, damit wir vorankommen und nicht als Individuen und als soziales Ganzes zurückfallen.
Quellen:
- https://medium.com/the-geopolitical-economist/multipolar-vs-unipolar-world-order-a-comparison-3a3c3bbd85d4
- https://www.weforum.org/stories/2024/05/why-geopolitics-matters-more-than-ever-in-a-multipolar-world/
- https://www.semanticscholar.org/paper/Neoliberalism-As-21st-Century-Imperialism%3A-its-and-Cody/95cd799cfb79f242e5494f177c48b7d17b262232
- https://www.pressenza.com/2024/11/the-biggest-world-news-item-of-2024-was-not-the-recent-us-election/
- https://www.pressenza.com/2024/03/the-birth-of-the-american-uniparty-and-the-rise-of-the-multi-polar-world-order/
- https://simonmercieca.com/2024/06/02/russia-is-now-the-fourth-largest-economy-in-the-world-world-bank/
- https://orpa.princeton.edu/export-controls/sanctioned-countries
- https://www.chicagotribune.com/2024/02/10/allies-fear-the-us-is-becoming-less-reliable-with-growing-concern-over-a-possible-trump-return/
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Ursula Nollenberger vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!