Laut Filmproduzent Oliver Stone ist eine nukleare Konfrontation möglich, wenn sich die Situation bezüglich geopolitischer Spannungen nicht sehr schnell ändert. Oliver Stone erklärte letzte Woche in einem Interview im Tucker Carlson Netzwerk wie Amerikaner und Europäer ein Klima der Paranoia gegenüber Russland aufrechterhalten. Diese Art von Klima trägt nichts Positives zur Lösung von Konflikten bei und schafft eher mehr Spannungen.

In seinem Interview erinnert uns Stone daran, dass die Dinge nicht immer so waren.  Als Beispiel nennt er die Lage mitten im Kalten Krieg, nach der Kubakrise im Jahr 1962, die die Welt an den Rand des nuklearen Abgrunds brachte, als Präsident John F. Kennedy beschloss, über amerikanische Abgesandte mit dem damaligen sowjetischen Führer Nikita Chruschtschow einen Dialog über Abrüstung aufzunehmen. Laut Stone bat Chruschtschow Kennedy, seine Bereitschaft zur Abrüstung zu demonstrieren. So trug Präsident Kennedy am 10. Juni 1963 seine Friedensvision vor, um die amerikanischen Vertretungen gegenüber der Sowjetunion zu humanisieren. Stone erinnert sich, dass Kennedys Rede, entgegen des präsidentiellen Protokolls, weder vom Sicherheitsdienst des Präsidenten, noch von der CIA oder dem Pentagon revidiert wurde.

Als ich Kennedys Rede hörte, wurde mir klar, dass dieser Mann aus der Zukunft kam und nicht aus der Vergangenheit wie die meisten amerikanischen Präsidenten, die nach ihm an die Macht kamen.

Zusammenfassung von Kennedys Rede vom 10. Juni 1963 an der American University

Ich habe diesen Ort gewählt, um ein Gespräch über ein Thema zu beginnen, das viele ignorieren, weil die Wahrheit selten offenbart wird. „Frieden“, die Art von Frieden, die wir brauchen und auf die ich mich beziehe, ist nicht der PAX Americana, auch nicht der Frieden, der durch amerikanische Kriegswaffen aufgezwungen wird, oder ein Frieden, der mit dem neuen Gesicht des Krieges verbunden ist. In einer Zeit, in der die Großmächte ein Atomwaffenarsenal unterhalten, macht das für Frieden keinen Sinn. Ich spreche von Frieden als dem einzigen Mittel, um eine Form von Vernunft für einen vernünftigen Menschen aufrechtzuerhalten. Aber allzu oft bleibt der Frieden allein in der Wüste.

Ich glaube, wir müssen unsere persönliche Haltung und unsere Haltung als Nation zum Frieden, zum Kalten Krieg und zur Sowjetunion überdenken. Zu viele Menschen, zu viele Menschen in Machtpositionen glauben, dass Frieden unerreichbar und unmöglich ist. Aber diese Sichtweise ist gefährlich und führt zu der Schlussfolgerung, dass Krieg nicht reversibel ist, da der Mensch verdammt und von Kräften beherrscht ist, die wir nicht kontrollieren können. Wir müssen diese gedankliche Vision zurückweisen.

Ich beziehe mich nicht auf diesen universellen und fantastischen Frieden aus dem Reich von Träumerei. Der menschliche Verstand ist in der Lage, viele Hindernisse zu überwinden. Wir müssen unsere Bemühungen auf eine Reihe von Maßnahmen zwischen Institutionen konzentrieren. Die Herstellung von Frieden ist ein Prozess. Wir müssen unsere Ziele klarstellen. Wir müssen unsere Haltung gegenüber der Sowjetunion überdenken. Es ist entmutigend zu sehen, dass die sowjetischen Führer und ihre militärische Kriegslist Propaganda verbreiten, die von einer Form von amerikanischem Imperialismus spricht, der die Weltherrschaft durch die Auferlegung von Kriegen vorbereitet. Aber in dieser Vorgehensweise sehe ich eine Warnung für uns Amerikaner, nicht auf die andere Seite zu fallen und zu glauben, dass Verhandlungen unmöglich sind und dass Kommunikation nur durch einen Austausch von Drohungen möglich ist.

Als Amerikaner haben wir eine Abneigung gegen Kommunismus und die Verweigerung individueller Freiheiten. Aber wir sind in der Lage, die Anstrengungen der sowjetischen Bevölkerung in vielen Bereichen zu sehen, in der Wirtschaft, in der Raumfahrt, in der Kultur, wir können ihre mutigen Taten sehen. Wir teilten die gleiche Anstrengung und unseren Abscheu während des 2. Weltkriegs. Wir haben uns nie im Krieg befunden mit der Sowjetunion, die während des 2. Weltkriegs am meisten gelitten hat. Mit mehr als 20 Millionen Toten, und einem Drittel seines Landes zerstört, entspricht das dem amerikanischen Territorium östlich von Michigan.

(…)

In diesem jetzigen Moment müssen wir die Sowjetunion davon überzeugen, dass die Auferlegung eines politischen Systems über einen anderen Staat die Hauptursache für die geopolitischen Spannungen ist. Wir werden unsere Bemühungen fortsetzen und unsere gemeinsamen Interessen verfolgen. Lassen Sie sich nicht von unseren Differenzen blenden, sondern richten Sie Ihre Aufmerksamkeit eher auf unsere gemeinsamen Interessen und auf die Mittel zur Beilegung unserer Differenzen.

Das Video zeigt die vollständige Rede, die Kennedy am 10. Juni 1963, wenige Monate vor seiner Ermordung, gehalten hat.

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Ursula Nollenberger vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!