„Der Zugang zu Bildung darf keinem Kind verwehrt werden“, betont Reinhard Heiserer, Geschäftsführer der österreichischen Entwicklungsorganisation Jugend Eine Welt, anlässlich des „Welttags der Bildung“ am 24. Jänner. Doch die Realität sieht anders aus: Laut den Vereinten Nationen haben weltweit 244 Millionen Kinder im Alter von 6 bis 17 Jahren keinen Zugang zu Schulbildung – eine erschreckende Zahl, die der Gesamtbevölkerung von Österreich, Deutschland, Frankreich und Italien entspricht.

Heiserer zeigt auf, wie wichtig Bildung für die Zukunft jedes Kindes ist: „Bildung überwindet Armut!“ Seit der Gründung von Jugend Eine Welt vor 27 Jahren unterstützt die Organisation Bildungs- und Ausbildungsprojekte im Globalen Süden. Ziel ist es, Kindern durch qualitativ hochwertige Schulbildung eine Chance auf ein besseres Leben zu ermöglichen.

Afghanistan: Ein Land, das Mädchen Bildung verweigert

Besonders drastisch ist die Situation in Afghanistan, wo Frauen und Mädchen seit der Machtübernahme der Taliban im Jahr 2021 systematisch aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen werden. Ihnen ist der Zugang zu weiterführenden Schulen und beruflichen Perspektiven vollständig verwehrt. Laut der UNESCO betrifft dies mindestens 1,4 Millionen Mädchen ab zwölf Jahren. Afghanistan ist damit das einzige Land weltweit, das Frauen in diesem Ausmaß den Zugang zu Bildung verweigert.

Die Folgen dieser Restriktionen sind gravierend: Mädchen verlieren den sozialen Kontakt zu Gleichaltrigen, und viele leiden unter psychischen Problemen. Lehrerinnen, die früher ein Einkommen hatten, stehen nun vor existenziellen Nöten. Zudem nehmen Zwangsehen und der Verkauf von jungen Mädchen zu, um das Überleben von Familien zu sichern. „Diese Unterdrückung verschärft die ohnehin dramatische Armut und das Leid der Bevölkerung“, schildert Heiserer.

Mutiger Einsatz für Bildung trotz Verboten

Inmitten dieser düsteren Lage zeigt Jugend Eine Welt gemeinsam mit dem AKIS-Kulturverein, wie Veränderung möglich ist: Acht Lehrerinnen unterrichten 40 Mädchen privat – trotz der Verbote der Taliban. Die Lehrerinnen erhalten ein monatliches Gehalt und Lebensmittelpakete, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Der Unterricht bietet den Mädchen nicht nur Zugang zu Wissen, sondern auch ein Stück Normalität und Hoffnung.

„Dieses mutige Engagement der Frauen ist ein kraftvolles Zeichen gegen die Unterdrückung und für gleiche Bildungschancen“, so Heiserer. Die Mädchen lernen nicht nur Lesen und Schreiben, sondern stärken auch ihr Selbstbewusstsein und ihre Perspektiven. Langfristig schützt das vermittelte Wissen sie vor Armut und ermöglicht es ihnen, ihre beruflichen Träume zu verfolgen.

Bildungslücken weltweit: Ein globales Problem

Nicht nur in Afghanistan, sondern auch in anderen Teilen der Welt, vor allem in Südasien und Afrika, bleibt Bildung für viele Kinder unerreichbar. Laut UNICEF leben mehr als 85 Prozent der jugendlichen Analphabeten in diesen Regionen. Gründe dafür sind unter anderem Armut, fehlende Schulen in erreichbarer Nähe und die Notwendigkeit, als Arbeitskräfte zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen. Oft sind es vor allem Mädchen, die vom Unterricht ausgeschlossen werden.

Appell zum Welttag der Bildung

„Bildung ist ein Menschenrecht“, betont Heiserer abschließend und ruft anlässlich des Welttags der Bildung dazu auf, mit Spenden Projekte im Globalen Süden zu unterstützen. Denn Bildung eröffnet Kindern nicht nur neue Perspektiven, sondern ist auch ein entscheidender Schlüssel zur Überwindung von Armut und sozialer Ungerechtigkeit.