Soul Behar Tsalik und Iddo Elam, beide 18 Jahre alt, werden aus Protest gegen den von Zerstörung und Vernichtung gekennzeichneten Krieg in Gaza und die andauernde Besetzung palästinensischer Gebiete den Eintritt in die israelische Armee verweigern. Bei der Ankunft im Einberufungslager haben sie offiziell ihre Verweigerung bekanntmachen, Soldaten zu werden, und ihre Bedenken gegen die israelische Politik des endlosen Krieges, der Besetzung und des Todes geäußert. Ihnen droht eine Haftstrafe im Militärgefängnis.

Am Mittwoch, den 27. November, fand vor dem Militärstützpunkt Tel Hashomer eine Solidaritätsdemonstration für die beiden statt. Sie wurden von Aktivistinnen und Aktivisten des Mesarvot (eines aktivistischen Netzwerks zur Unterstützung von Kriegsdienstverweigerern) und BANKI (Kommunistische Jugend) begleitet.

Wir müssen den Krieg beenden, den Israelis und den Palästinensern zuliebe – Soul Behar Tsaliks Verweigerungserklärung

Soul Behar Tsalik (Bild: Mesarvot)

Hallo, ich heiße Soul. Ich bin 18 Jahre alt und ich weigere mich, der Armee beizutreten.

Wir müssen den Krieg und die israelische Präsenz in Gaza beenden –– den Leben von sowohl Israelis als auch Palästinensern zuliebe.

Menschenleben haben denselben Wert, egal auf welcher Seite einer ethnischen oder politischen Linie wir geboren wurden. Wir alle wollen und verdienen es, in Frieden, Ruhe und Sicherheit zu leben. Seit über einem Jahr hat die IDF (die Israelischen Verteidigungskräfte) ihre Präsenz in Gaza verstärkt und großflächige militärische Operationen im dicht besiedelten Küstenstreifen durchgeführt. Um der Menschlichkeit und der Sicherheit aller willen muss das enden.

Aufgrund der erhöhten Militärpräsenz in Gaza sind mehr Menschen ums Leben gekommen als je zuvor: Soldaten, Väter, Mütter, Geiseln, Kinder und Zivilpersonen –– sowohl Israelis als auch Palästinenser. Die israelische Regierung investiert weiterhin hohe Summen in die andauernde Militärpräsenz, die nur diese Spirale der Gewalt aufrechterhält und das Leben aller gefährdet. Wir müssen von gewaltsamer Konfrontation hin zu einer politischen Lösung kommen. Nur dann können wir anfangen, einen dauerhaften Frieden aufzubauen. Keine Sirenen mehr, keine Geiselnahmen, keine Kriege und kein Tod. All das ist möglich, aber nur, wenn wir uns aus Gaza zurückziehen.

Trotz aller Versuche, unsere Aufmerksamkeit auf den Libanon oder den Iran zu lenken, ändert sich die Realität in Gaza nicht –– wir halten Gaza unter Kontrolle. Wir setzen die Gewalt dort fort und wir lassen die Geiseln weiterhin im Stich.

Ein Ende der israelischen Militärpräsenz in Gaza ist nicht nur das Richtige für die Palästinenser. Es muss auch für die Sicherheit und die Zukunft der Israelis geschehen.

Um auf diese Situation aufmerksam zu machen und meinen humanistischen Werten treu zu bleiben, entscheide ich mich dafür, meinen Dienst in der IDF zu verweigern. Meine Hoffnung ist es, dass diese Verweigerung bei anderen auf Resonanz stoßen wird und andere dazu ermutigt, Alternativen zu diesem Kreislauf des Blutvergießens zu finden und sich für Frieden einzusetzen.

Raus aus Gaza.

Vielen Dank für Ihre Zeit.

Ein Kind ist ein Kind – Iddo Elams Verweigerungserklärung

Iddo Elam (Bild: Mesarvot)

[Foto: Iddo Elam. Bildquelle: Mesarvot]

Ich heiße Iddo Elam. Ich bin 18 Jahre alt und ich liebe es, hier zu leben. Deswegen weigere ich mich.

Ich liebe dieses Land. Ich liebe unsere Kultur und meine israelischen und palästinensischen Freunde. Ich möchte glauben, dass ich in 10 Jahren immer noch hier sein werde. Ich möchte glauben, dass die Zukunft meines Landes anders aussieht, dass künftige Generationen in einer Zukunft der jüdisch-arabischen Partnerschaft, des Friedens und der Gleichberechtigung leben werden.

Leider fällt es mir schwer angesichts der Richtung, in die sich mein Land bewegt, diese Zukunft zu sehen. Ich weigere mich, weil ich in Sicherheit leben möchte und weil ich will, dass die nächste Generation nie wieder einen weiteren 7. Oktober erleben muss. Ich will, dass kein Kind, egal auf welcher Seite der Mauer es geboren wurde, sich vor Raketen fürchten muss oder davor, aus seinem Bett entführt zu werden. Ein Kind ist ein Kind. Ein Kind wird nicht mit einer Waffe in der Hand geboren oder mit einem Rachegefühl. Ich will, dass die nächste Generation unsere schreckliche Realität, mit den entsetzlichen Kriegsverbrechen, die wir in Gaza begehen, nur als eine Lehre aus der Geschichte kennt, die sich nie wiederholen darf. Wir müssen alles in unser Macht Stehende tun, um sicherzustellen, dass die Kinder der Zukunft in Sicherheit leben.

Als 18-Jähriger habe ich noch nie gewählt. Ich habe gerade erst die High-School abgeschlossen. Aber ich habe schon vor diesem schrecklichen Jahr 7 Kriege in Gaza miterlebt. Ich weigere mich, weil ich Teil der Veränderung sein möchte. Ich weigere mich, weil es ungerecht ist, junge Männer in ihren Tod auf dem Schlachtfeld zu schicken, solange es keine politische Perspektive gibt und unsere Regierung jegliche vorhandene Demokratie zerstört und gleichzeitig ihre tatsächlichen Absichten vor der Öffentlichkeit verbirgt.

Die Zukunft liegt in unseren Händen. Die Veränderung muss von uns ausgehen. Solange wir weiterhin der Armee beitreten, Befehlen folgen und die scheußlichen Ziele unserer Regierung umsetzen, leben wir in einer Realität des Krieges, der Annexion und des Hasses. Dies ist der Moment, sich zu weigern, gegen sie zu kämpfen und stattdessen für Frieden eintreten. Viele haben das bereits vor mir gesagt. Der Weg zum Frieden wird nicht einfach sein, aber im Vergleich zur Realität des Krieges, in dem wir uns gerade befinden, müssen wir den Weg einschlagen, egal wie schwer und schmerzhaft er sein wird.

Egal welchen Hintergrund Sie haben, woran Sie glauben oder wie Sie sich einen künftigen Frieden vorstellen, eins ist sicher –– dieser Krieg wird enden. Die Frage ist nur, was wir dafür getan haben, um sicherzustellen, dass es der letzte war, und was hätten wir tun können, um ihn so schnell wie möglich zu beenden?

Der Krieg wird enden. Die Regierungsführer werden Hände schütteln. Und wir, diejenigen, die den Preis gezahlt haben, werden bleiben.

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Olivia Howe vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!