Die deutsche Regierung hat dem Land «Kriegstüchtigkeit» verordnet. Der Buchautor Marcus Klöckner feuert mit Worten dagegen.
Martina Frei für die Online-Zeitung INFOSperber
«Wir müssen bis 2029 kriegstüchtig sein.» Diese Aussage des deutschen Verteidigungsministers Boris Pistorius gab den Anstoß für ein Buch. «Kriegstüchtig!» heißt diese flammende Schrift gegen den Krieg.
«Vor einiger Zeit war ich in einer Soldatenkantine. An der Essenstheke begegnete mir ein Mann, der kein Gesicht mehr hatte. Ja, Sie lesen richtig. Kein Gesicht mehr. Der Mann bewegte sich normal. Er trug Uniform. Der Kopf saß auf seiner Schulter. […] In seinem Gesicht waren noch zwei Augen zu erkennen. Keine Nase mehr. Keine Lippen mehr.»
Solche Erfahrungen sind ein Teil des Antriebs von Marcus Klöckner, der als Journalist unter anderem für die «Weltwoche» sowie für sogenannte «alternative» Medien wie die «Nachdenkseiten» oder «Rubikon» arbeitet. Die großen Medien übernehmen seine Artikel nicht. Klöckner hat Soziologie, Medienwissenschaften und Amerikanistik studiert.
Propaganda: Mal ist Russland übermächtig, mal kurz vor dem Kollaps
In seinem Anfang 2025 erscheinenden Buch* weist er auf offensichtliche Widersprüche hin: «Einmal ist Russland eine riesengroße Bedrohung für Europa. Deshalb müsse aufgerüstet werden. Dann wiederum ist Russland schwach und wir brauchen zu den 5000 Helmen nur noch ein paar Waffen dazulegen und schon ist Russland aus der Ukraine vertrieben. Einmal ist Russland kurz davor, in Berlin einzumarschieren, ein anderes Mal machen propagandistisch kontaminierte Meldungen von einem völlig desolaten russischen Militär die Runde, das am Auseinanderfallen ist. Einmal ist Putin der eiskalte, nüchtern kalkulierende Diktator. Ein anderes Mal der ‹Psycho› aus dem Kreml. Einmal ist Putin der Mann, der Russlands Autokratie fest in seinen Händen hält. Einmal ist Putin schwach, krank und kurz vor seinem Ende.» Deutschlands Bürger seien immer wieder der Propaganda ausgesetzt, so Klöckner.
«Kriegstüchtig» schaffte es in Deutschland jüngst auf den dritten Platz beim «Wort des Jahres». Der Buchautor erkennt darin ebenfalls Propaganda: «Der Begriff setzt sich zusammen aus den Wörtern Krieg und Tüchtigkeit. Das heißt: Hier wird ein negativ besetztes mit einem positiv konnotierten Wort verbunden. Der Begriff erinnert an die nicht minder abscheuliche Formulierung ‹nukleare Teilhabe›», findet Klöckner und erinnert an die «10 Hauptsätze der Kriegspropaganda»:
- Wir wollen den Krieg nicht.
- Das gegnerische Lager trägt die alleinige Verantwortung für den Krieg.
- Der Führer des gegnerischen Lagers ist ein Teufel.
- Wir kämpfen für eine gute Sache, nicht für eigennützige Ziele.
- Der Gegner kämpft mit unerlaubten Waffen.
- Der Gegner begeht mit Absicht Grausamkeiten. Wenn uns Fehler unterlaufen, dann nur versehentlich.
- Unsere Verluste sind gering, die des Gegners aber enorm.
- Die Künstler und Intellektuellen unterstützen unsere Sache.
- Unsere Mission ist heilig.
- Wer unsere Berichterstattung in Zweifel zieht, ist ein Verräter.
«Mit der deutschen Geschichte im Rücken»
Von der ersten bis zur letzten Seite seines 150-Seiten-Buchs ist das «feu sacré» zu spüren, das Klöckner antreibt. Er erinnert an einen Satz des früheren deutschen Bundeskanzlers Helmut Schmidt: «Lieber 100 Stunden umsonst verhandeln als eine Minute schießen.» Doch im Ukraine-Krieg wird ja eben nicht verhandelt.
Drei Seiten lang zählt Klöckner auf, welche militärischen Güter Deutschland bis jetzt an die Ukraine geliefert hat: 2700 Fliegerfäuste, 18 Kampfpanzer Leopard, 58’000 Gefechtshelme, 340’000 Schuss Munition 40 mm, 100’000 Handgranaten, 120 Schützenpanzer Marder … Dabei sei diese Liste «nur ein selektiver Auszug» der 28 Milliarden Euro-Unterstützung, die Deutschland der Ukraine bis anhin geliefert habe, so Klöckner.
«Was soll das für eine Politik sein?», fragt er vorwurfsvoll. «Eine Politik salomonischer Weisheit? Die kluge Politik des Friedens? Verstehe ich das richtig? Mit der deutschen Geschichte im Rücken entscheidet sich ‹unsere› Politik dazu, der einen Seite, der Deutschland schwer geschadet hat, massive militärische Hilfe zur Verfügung zu stellen, damit sie sich gegen die andere Seite, der Deutschland auch schwer geschadet hat, verteidigen kann? Ergebnis: deutsche Panzer im russischen Kursk?!»
Führungsrolle in der Friedenspolitik nicht wahrgenommen
Aus Klöckners Sicht hätte Deutschland die Gelegenheit gehabt, «sowohl Ukrainern als auch Russen einen großen Dienst zu erweisen […] Deutschland, das die schwere Schuld seiner Vergangenheit mit sich trägt. 27 Millionen tote Sowjetbürger (darunter 14 Millionen Zivilisten). Viele auf dem Gebiet der heutigen Ukraine. Viele auf dem Gebiet des heutigen Russlands. Was tun als Regierung, die sagt, ‹helfen› zu wollen, aber doch aufgrund der Vergangenheit gegenüber beiden Kriegsparteien in der Schuld steht? Merkel, Scholz und wie sie heißen: Sie hätten eine Sternstunde vor sich gehabt. Die große Möglichkeit zu einer echten Friedenspolitik lag vor ihnen. Humanitäre Hilfe: ja. Waffen: nein. Dazu Diplomatie, die diesen Namen verdient. Was wäre gewesen, wenn die deutsche Politik echte Führungsverantwortung übernommen hätte?», fragt Klöckner.
Er erinnert sich: «Als in Afghanistan die Kämpfe eskalierten, sah ich Fotos von Militärhubschraubern, die die Verletzten aus den Gefechtszonen transportierten. Nachdem sie gelandet, die Soldaten entladen waren und der nächste Rettungseinsatz anstand, wurde das Blut der verwundeten Soldaten auf dem Boden der Helikopter mit einem Rettungsschlauch weggespritzt und das verbliebene Blutwasser zügig mit einem Besen rausgekehrt. Pragmatisches Vorgehen. So ist das eben im Krieg.»
Raushängende Gedärme bei den einen, frisch servierter Kaffee für die anderen
Die Verantwortung sieht der Buchautor zuallererst bei Politikern und Strategen. «Politiker, die Soldaten in den Krieg schicken, wissen darum. Sie tragen die Verantwortung. Und unsere Gesellschaft, aber auch die Soldaten müssen sich darüber im Klaren sein, in welche Hölle sie geschickt werden.»
«Ob die ‹tapferen› Soldaten nun 18, 30 oder 60 Jahre jung/alt sind, ob sie Klaus, Stefan, Leoni, Peter oder Anna heißen, ist bedeutungslos. Hinter den Soldaten vorne stehen Ranghöhere. Und hinter den Ranghöheren stehen wieder Ranghöhere. […] Und irgendwann stehen da Politiker. Je weiter es nach oben in der Hierarchie geht, desto ruhiger wird es in aller Regel. Der Dreck, der Schuss, der Knall, der Gestank, die aufgeplatzten Köpfe, die raushängenden Gedärme, das Geschrei, das Wimmern, die Gewalt des Todes und des Krieges: Auf den teuren Schreibtischen und in den klimatisierten Büros der Planer, der Strategen, der Verantwortlichen, der intellektuellen Kollaborateure und Zuarbeiter des Kriegsteufels ist von alledem in der Regel nichts zu sehen, zu hören, zu riechen. Klinisch steril mit einem warmen Kaffee per Knopfdruck von der Sekretärin serviert, lassen sich auf dem Papier oder dem Bildschirm an der Wand aktuelle Zahlen, Daten und Entwicklungen in Ruhe betrachten. Die eigenen Kinder gedeihen prächtig, die Ehefrau absolviert einen Sprachkurs und sieht sich, laut letzter Chat-Nachricht, gerade in einem Geschäft mit einer Freundin neue Vorhänge an.»
Die Illusion, den Krieg zu gewinnen
Klöckner zitiert – beispielhaft für viele ähnliche Sätze – den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz:
«Uns alle eint ein Ziel: Russland darf diesen Krieg nicht gewinnen.»
Er zitiert die deutsche Bundesratspräsidentin:
«Die Ukraine muss diesen Krieg gewinnen.»
Und die bayrische Landtagspräsidentin:
«Die Ukraine muss diesen Krieg um Freiheit und Demokratie gewinnen!»
Dann holt Klöckner aus: «Wie kann jemandem, der doch über einen Verstand verfügt, der Begriff ‹gewinnen› im Zusammenhang mit einem Krieg so leicht von den Lippen gehen? Hat denn wirklich von diesen Leuten keiner gelernt, dass es keinen Krieg in der Geschichte der Menschheit gab, der ‹gewonnen› wurde? […] Wenn, einem politisch-militärischen Befehl folgend, zwei 18-Jährige mit ihren Gewehren auf dem Schlachtfeld aufeinander anlegen, abdrücken und einer dem anderen den Kopf wegschießt, dann gibt es doch keinen ‹Gewinner›. Wenn die Menschlichkeit verloren hat, dann kann doch keine Politik und kein Militär, das im Sinne der Werte unserer Demokratie etwas auf sich hält, von ‹gewinnen› sprechen. Und wer wollte abstreiten, dass in Kriegen die Menschlichkeit immer verliert? In der Welt unbelehrbarer Diplomzyniker mag es trotzdem ein Gewinnen geben. Aber diese Welt sollte nicht die unsere sein.»
Klöckner verweist auf den «von vielen in der EU gescholtenen ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán». Dieser twitterte: «There are no winners in war. The only plan we should be considering is a #PeacePlan!» (Es gibt keine Gewinner im Krieg. Den einzigen Plan, den wir erwägen sollten, ist ein Friedensplan!)
Die Schleusen zur Hölle
«Läuft der Krieg erst einmal, sind die Schleusen zur Hölle geöffnet. Gut, böse, böse, gut: Die Barbarei bahnt sich überall ihren Weg. Morden, töten, massakrieren, abschlachten, vergewaltigen, verstümmeln: Soldaten aller Kriegsparteien werden, wenn der Krieg den entsprechenden Grad der Verrohung erreicht hat (und das geht sehr schnell), zu Bestien. Außerdem hat wohl jede Armee ihre Psychopathen und Monster. Und es ist noch schlimmer. Wer es noch nicht begriffen hat: Mit was Soldaten konfrontiert sind, was sie ausgesetzt sind, all ihre furchtbaren traumatisierenden Erlebnisse, ihre Todesangst, ihre Wut, ihr Hass usw.: Das kann auf dem Schlachtfeld kanalisiert werden. Ja, Krieg ist so pervers, dass er die Brutalität und Bestialität geradezu zur Bedingung des eigenen Überlebens macht. Was soll ein 20-Jähriger auch tun, wenn seinem Kameraden und besten Kumpel neben ihm vom Feind der Kopf weggeschossen wird? Was soll der 23-Jährige auch machen, wenn er nach einem Gefecht seinen Bruder mit abgerissen Beinen auf dem so ‹wertvollen› Boden liegen sieht? Entweder er haut ab – das würde aber als Fahnenflucht bestraft. Oder er wird verrückt. Oder aber er wird beim nächsten Gefecht mit einer Brutalität vorgehen, die ihresgleichen sucht. Der Druck muss raus. Die Wut muss raus. Und der Teufel reibt sich die Hände. Und sesselfurzende Politiker mit ihren Strategieberaterinnen wollen noch mehr Waffen auf dem Schlachtfeld sehen. Weil es doch dieses Mal tatsächlich ‹gut› gegen ‹böse› ist.
Und jetzt können wir uns fragen: Wo ist das Böse im Krieg? […] Natürlich findet sich das Böse auf jedem Schlachtfeld. Das Böse liegt aber auch, wie in jedem Krieg, in den skrupellosen Händen der Politik samt den Hintermännern. Das Böse liegt in den Händen jener, die Teenagern Waffen in die Hand drücken und sagen: ‹Schieß! › Das Böse hat die Köpfe jener durchdrungen, die jederzeit sagen könnten: Waffenstillstand!, aber ihre politisch-materiellen Kriegsziele über das Lebenswohl der einzelnen Soldaten stellen. Das Böse findet sich in den Händen jener, die in der einen Hand die Weltpolitik und in der anderen das Feuerzeug halten. Das Böse liegt in all den unzähligen Wahrheitsverdrehungen, Halbwahrheiten und Lügen, die Kriege schon vor ihrem Beginn umgeben und die alle Seiten produzieren.»
Mit der Salamitaktik in den Krieg
Eindringlich warnt Klöckner, der nächste Krieg braue sich gerade über Deutschland zusammen. So erwähnt er zum Beispiel einen Fragebogen, in dem alle Männer ab 18 Jahren angegeben sollen, ob sie Interesse an der Bundeswehr haben. Dort heißt es:
«Das neue Modell sieht vor, dass zunächst versucht wird, Freiwillige zu gewinnen. Sollte dies nicht ausreichen, werden verpflichtende Elemente eingeführt, bei denen Betroffene zu einer Musterung eingeladen werden.»
Klöckner liest genau: «Der aufmerksame Leser stolpert über die Worte ‹zunächst› und ‹sollte dies nicht ausreichen›. In der gesamten Politik zum Ukraine-Krieg sehen wir ein altbekanntes Vorgehen, nämlich: die Salamitaktik. Von 5000 Stahlhelmen über Panzer hin zu Taurus. Auch der Weg hin zur Kriegstüchtigkeit ist geprägt von der Salamitaktik. Aufrüsten. Erst ein bisschen. Dann mehr. Dann noch mehr. Erst nur die Bundeswehr. Dann die Gesellschaft. Zunächst soll es ja ‹nur› darum gehen, so ‹wehrhaft› zu werden, dass der ‹Feind› abgeschreckt und es doch gar nicht zum Krieg kommen wird. Aber dann, wenn es im Sinne der Salamitaktik weitergeht, wird es irgendwann doch noch heißen: ‹Wir sind jetzt im Krieg! Wie gut, dass wir jetzt kriegstüchtig sind!›»
50 bis 70 Prozent der frisch eingezogenen Rekruten in den ersten Tagen an der Front verletzt oder tot
Weiter zitiert der Buchautor aus einem Artikel in der «Frankfurter Rundschau»:
«Sie erzählten dem Bericht nach von schlecht ausgebildeten und teils ängstlichen Rekruten. Wie wiederum die ‹Moscow Times› schreibt, zieht Kiew durch das neue Wehrpflichtgesetz, das seit Mai in Kraft ist, derzeit im Schnitt etwa 30’000 neue Rekruten monatlich in den Ukraine-Krieg ein, meist junge Männer ohne jede Kampferfahrung. […] Nach Schätzungen der Kommandeure, mit denen die amerikanische Zeitung gesprochen hat, werden 50 bis 70 Prozent der Rekruten in den ersten Tagen nach Erreichen der Front getötet oder verwundet.»
Klöckner fährt fort: «30’000 Rekruten pro Monat? Das ist die Einwohnerzahl einer mittelgroßen Stadt in Deutschland. Und 50–70 Prozent der Rekruten sterben den ‹Heldentod› in den ersten Tagen an der Front?
Ähnlich dürfte es auf der russischen Seite aussehen. Was ist das für ein unfassbares Drama? Was glauben deutsche Soldaten, was glaubt die deutsche Gesellschaft, wie es erst bei einem heißen Krieg zwischen Russland und der Nato zugehen würde? Erst vor ein paar Tagen hat ein deutscher General erklärt, die Nato plane für den Kriegsfall Massenrettungen verwundeter Nato-Soldaten.»
Die schwere Schuld der Journalisten
Den Journalisten in den Leitmedien wirft Klöckner Eindimensionalität, Empathie- und Gewissenlosigkeit vor. Er belegt das unter anderem mit einem Kommentar aus der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung»:
«Wenn man den Kampf gegen Putins Russland, der die Auslöschung der Ukraine zum erklärten Ziel hat, für gerechtfertigt und gerecht hält – und ist das nicht der klassische Fall des gerechten Krieges? –, dann muss Deutschland ein sicherer Hafen für Schutzbedürftige sein – aber nicht für wehrpflichtige [ukrainische – Anm. d. Red.] Männer, die sich ihrer Pflicht entziehen.»
Ob solcher Sätze geht Klöckner die Wand hoch: «Der Wert und die Würde des einzelnen ukrainischen Mannes, der, wie jeder Mensch, ein ureigenes Recht auf Willens- und Gewissensfreiheit haben muss und darf – weggestrichen mit ein paar Zeilen, die in ihrer Eindimensionalität nur noch von ihrer emotionalen Kälte übertroffen werden. So stellt man sich den eiskalten technokratischen Blick vor. Der Mensch wird zum ‹Ding›, zum ‹Objekt› degradiert, das gefälligst zu tun hat, was seine ‹Pflicht› ist, nämlich zu funktionieren, und jenen Dienst, den sein Besitzer von ihm erwartet, erfüllt. Und wenn ‹das Ding› Mensch eben für den Zweck des größeren Ganzen an der Front eingesetzt und dort sein Körper auseinandergesprengt wird: Dann ist dem eben so. Haben nicht wir alle Opfer zu bringen? Der Zynismus springt dem Leser förmlich […] ins Gesicht.»
Interviews, die diese Bezeichnung nicht verdienen
Auch «Verrat am Journalismus» zeigt der Autor exemplarisch an einem Interview mit dem Generalinspekteur der deutschen Bundeswehr, Carsten Breuer, das im «Spiegel» erschien:
«Frage des Spiegels: ‹Die Ambitionen, zum Beispiel beim Ausbau der Landstreitkräfte oder der Flugabwehr, sind riesig. Das bisherige Ziel, dass alle Staaten zwei Prozent ihrer Wirtschaftsleistung für das Militär ausgeben sollen, wirkt da nicht mehr ganz zeitgemäß.›
Antwort Breuer: ‹Sie haben recht: Die Bedrohungslage erfordert höhere Investitionen als die bisherigen zwei Prozent. Diese Zahl kann nur das Minimum, nicht die Obergrenze sein.›»
Hier hakt Klöckner ein: «‹Sie haben recht›, sagt Breuer zu dem Spiegel-Journalisten. Schon wieder sehen wir eine Frage, die als Vorlage taugt.» Ein Interview müsse «im besten Sinne eines kritischen Journalismus» von einem Dissens zwischen Interviewer und Interviewtem geprägt sein. Doch hier «herrscht im Großen und Ganzen Einigkeit. Solche Interviews kann man führen und veröffentlichen. Man kann sich aber auch die Zeit sparen und die Nato-Pressestelle die Arbeit machen lassen.»
Die Leitmedien hätten «schwere Schuld» auf sich geladen und würden dies weiterhin tun. «Was wäre wohl los, wenn in sehr teuren, mit Gebührengeldern finanzierten großen Polit-Talkshows die Besetzung wenigstens einmal anders wäre als gewöhnlich? Anstelle von nur einem halbwegs kritischen Gast und 3 bis 4 Vertretern der Nato-Erzählungen einmal 4 Vertreter einer Friedenspolitik gegenüber einem Repräsentanten der ‹Nato-Wahrheit›?», fragt Klöckner. «Was würde die Politik wohl dazu sagen? Welche Telefonate würden im Anschluss wohl geführt werden, damit so etwas nicht mehr vorkommt? Und nein, eine solche Zusammensetzung wäre keine ‹false balance›, sondern würde dem Friedensauftrag des Grundgesetzes gerecht.»
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*Marcus Klöckner: «Kriegstüchtig!», Verlag Fifty-Fifty, 16,00 €, ISBN-13 978-3946778431, erhältlich ab 6.1.2025.