Weihnachten – die besinnlichste Zeit des Jahres: Für viele Frauen fühlen sich die Feiertage jedoch eher wie ein anstrengender Marathon an. Denn hinter all dem festlichen Glanz und der vorweihnachtlichen Freude steckt vor allem die unsichtbare, unermüdliche Arbeit von Frauen.

von Sophie Achleitner (Momentum-Institut)

Die aktuellen Berechnungen des Momentum Instituts auf Basis der Zeitverwendungserhebung 2021/22 zeigen, dass Frauen deutlich mehr unbezahlte Arbeit übernehmen als Männer. Die Weihnachtszeit bringt zusätzliche Herausforderungen: Das Budget muss geplant, Geschenke müssen besorgt und verpackt, Karten adressiert und Mahlzeiten vorbereitet werden. Diese mentale und emotionale Arbeit lastet besonders schwer auf Frauen, die ohnehin im Alltag bereits einen Großteil der Haus- und Sorgearbeit übernehmen.

Insgesamt übernehmen Frauen 60 Prozent mehr unbezahlte Tätigkeiten, die besonders häufig in der Weihnachtszeit anfallen. Egal ob es um das Putzen, die Essensvorbereitung oder das Einpacken von Geschenken geht – Frauen sorgen dafür, dass der vielbeschworene Festtagszauber überhaupt erst entsteht.

In der Küche verbringen Frauen mehr als doppelt so viel Zeit mit Kochen und Küchenarbeit wie Männer. Beim Weihnachtsputz leisten Frauen ebenfalls den Großteil der Arbeit: Sie verbringen durchschnittlich 58 Minuten täglich mit dem Putzen, Männer hingegen nur 28 Minuten. Auch beim Pflegen der sozialen Kontakte und beim Einkauf von Lebensmitteln und Geschenken sind Frauen stärker gefordert.

Während Männer rund um die Feiertage im Durchschnitt mit 82 Prozent deutlich länger das aufwändig zubereitete Essen genießen können, verbringen Frauen im Verhältnis nur 66 Prozent mit Essen. Dafür stehen sie mit 34 Prozent im Verhältnis deutlich länger in der Küche als Männer.

Die Zeit der Ruhe und Besinnlichkeit ist für Frauen also besonders arbeitsintensiv. Folgerichtig kommen sie kaum dazu, sich auszuruhen. Während Männer sich mehr Ruhe gönnen, verbringen Frauen im Verhältnis dazu 63 Prozent ihrer Zeit mit Aufräumarbeiten und nur 37 Prozent mit Erholung – bei Männern ist dieses Verhältnis umgekehrt.

„Die Freude für andere, die vermeintliche Magie von Weihnachten ist in Wahrheit das Ergebnis der unbezahlten Arbeit, die vor allem Frauen leisten,“ so Sophie Achleitner, Ökonomin am Momentum Institut.

Die Verteilung der unbezahlten Arbeit ist symptomatisch für eine gesellschaftliche Erwartungshaltung: Die Produktion von Freude und Besinnlichkeit liegt traditionell in den Händen von Frauen. Um die Weihnachtszeit für alle gleichermaßen zur Zeit der Freude zu machen, braucht es mehr als Dankbarkeit – es braucht ein Umdenken im Alltag. Ein wichtiger Schritt, um die Familienarbeit von Anfang an fair zu verteilen, ist die Einführung einer verpflichtenden Väterkarenz. Dringend nötig ist auch der Ausbau der kostenlosen, ganztägigen Kinderbetreuungseinrichtungen. Letztlich ist es ebenso wichtig, regelmäßige Zeitverwendungsstudien durchzuführen, damit unbezahlte Arbeit überhaupt sichtbar gemacht und die Verteilung zwischen den Geschlechtern gerechter gestaltet werden kann.

 

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