Nach der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte am 10. Dezember 1948 wurde dieses Datum 50 Jahre später auch zum Internationalen Tag der Tierrechte bestimmt. Denn so wie es ethisch nicht vertretbar ist, Rechte nur Menschen einer bestimmten ethnischen Gruppe, eines bestimmten Geschlechts oder Alters zuzugestehen, ist es ebenfalls inakzeptabel, Rechte wie das auf Leben, physische und psychische Unversehrtheit und Freiheit nur auf Angehörige einer bestimmten Spezies zu beschränken, wie ein Beitrag des Umweltbundesamtes zum Internationalen Tag der Tierrechte erklärt.
„Den Menschenrechten widersprechen Sklaverei, Folter, Todesstrafe, Diskriminierung, willkürliche Haft – doch all das ist Alltag für Milliarden Hühner, Schweine, Rinder, Fische und zahllose andere nichtmenschliche Tiere. Selbst wenn dies auch in Bezug auf Menschen längst nicht vollkommen abgeschafft ist, so ist es doch weitgehend geächtet, während der gleiche Umgang mit anderen Tieren als selbstverständlich hingenommen wird“, so der Beitrag weiter.
Auch Tiere haben ein Bewusstsein…
Mit der Cambridge Declaration on Consciousness von 2012 haben Forscher und Wissenschaftler klargestellt, dass Tiere ein dem Menschen ähnliches Bewusstsein besitzen. Dies gilt sowohl für Säugetiere und Vögel sowie auch für Wirbeltiere und viele wirbellose Tiere. Daraus zitiert:
„Es gibt übereinstimmende Hinweise darauf, dass nicht-menschliche Tiere über die neuroanatomischen, neurochemischen und neurophysiologischen Substrate von Bewusstseinszuständen sowie über die Fähigkeit verfügen, intentionale Verhaltensweisen zu zeigen. Folglich deutet alles darauf hin, dass der Mensch nicht der einzige ist, der über die neurologischen Substrate verfügt, die ein Bewusstsein erzeugen. Nicht-menschliche Tiere, einschließlich aller Säugetiere und Vögel, und viele andere Lebewesen, einschließlich Oktopusse, verfügen ebenfalls über diese neurologischen Substrate.“
… aber immer noch keine Rechte
Sieben Jahre später konstatiert die auf der Erklärung von Cambridge aufbauende und von französischen Rechtswissenschaftlern unterzeichnete Déclaration de Toulon, dass in den meisten Rechtssystemen Tiere immer noch als Dinge betrachten werden und keine Rechtspersönlichkeit haben. Dies sei jedoch die einzige Möglichkeit, ihnen die Rechte zu verleihen, die sie als Lebewesen verdienen. Die Unterzeichner erklären daher unter anderem, dass „das aktuelle Wissen eine neue rechtliche Perspektive in Bezug auf Tiere erfordert“ und „die Anerkennung der Rechtspersönlichkeit von Tieren ein unverzichtbarer Schritt ist, um eine Kohärenz im Rechtssystem zu erreichen.“
Zeit, Antworten zu finden
Laut der im April diesen Jahres unterzeichneten New York Declaration on Animal Consciousness ist einer der aus diesem Wissen folgenden Punkte, zu dem weitgehende Übereinstimmung herrscht: „Wenn die realistische Möglichkeit besteht, dass ein Tier bewusste Erfahrungen macht, ist es unverantwortlich, diese Möglichkeit bei Entscheidungen, die dieses Tier betreffen, zu ignorieren. Wir sollten die Risiken für das Wohlergehen der Tiere in Betracht ziehen und die Beweise nutzen, um unsere Antworten auf diese Risiken zu finden“.
Die Implikationen und Auswirkungen dieser Erklärungen auf unsere Gesellschaft – vorrangig im Bezug auf die Nutztierhaltung und die immer noch weit verbreitete aber ineffiziente und vergleichsweise teure Praxis der Tierversuche, im breiteren Rahmen aber auch im Bezug auf das weltweite Artensterben – sind enorm und weitreichend und müssen erst noch in Gesetzgebung, Politik und Wirtschaft und in unser damit verbundenes Weltbild einsinken; ähnlich dem, wie es sich mit den Erkenntnissen und Konsequenzen der Quantenphysik und der Epigenetik verhält. Eine große Aufgabe für das noch junge Jahrtausend.