Der 3. Weltmarsch für Frieden und Gewaltfreiheit zeigte in Berlin vor dem Brandenburger Tor, neben der amerikanischen Botschaft und unweit der russischen Botschaft: In einer Welt voller Polarisierung und Militarisierung haben wir die Kraft, den Wandel zu gestalten. Redner wie Rafa de la Rubia, Ina Darmstädter und Reiner Braun riefen die zahlreichen Teilnehmenden zu Mut, politischem Engagement und einer klaren Entscheidung für Diplomatie und Menschlichkeit auf. Der krönende Abschluss war ein buntes Friedenssymbol aus Regenschirmen, das auf dem Pariser Platz ein starkes Zeichen setzte – für eine Zukunft, die Frieden und Klimaschutz in den Mittelpunkt stellt.
Von Reto Thumiger
Rafa de la Rubia, der Initiator des Weltmarsches für Frieden und Gewaltfreiheit, richtete in seiner Rede einen eindringlichen Appell an jeden Einzelnen: In einer Welt, die zunehmend von Polarisierung und Extremismus geprägt ist, stehen wir vor einer klaren Wahl. Unterstützen wir diese Extreme – und damit jene, die daraus Profit schlagen – oder entscheiden wir uns für Zusammenarbeit und Menschlichkeit? Es liegt an uns, ob wir das Geld oder den Menschen in den Vordergrund stellen.
Er machte unmissverständlich klar, dass wir nicht länger darauf warten können, dass Regierungen für uns handeln. Veränderung beginnt bei uns, den Bürger. Wenn wir uns mobilisieren, unsere Stimmen erheben und Druck auf diejenigen ausüben, die uns vertreten, können wir die Zukunft gestalten. Der 3. Weltmarsch für Frieden und Gewaltfreiheit ist genau das: eine Bewegung, die uns dazu einlädt, Verantwortung zu übernehmen – für unsere Kinder, unsere Familien und unsere Welt. Es ist ein Aufruf, die eigene Kraft zu erkennen und die Welt aktiv mitzugestalten.
Ina Darmstädter von der Initiative «Menschenkette für Bildung eines Friedensrates» richtete einen kraftvollen und zugleich dringlichen Appell an alle, die an Gewaltfreiheit und Nächstenliebe glauben: «Habt den Mut, euch politisch zu engagieren!» Sie führte uns vor Augen, wie stark das Ungleichgewicht in unserer Gesellschaft ist – zwischen jenen, die sich für soziale Berufe einsetzen, und jenen, die die Geschicke in Politik, Wirtschaft und Militär lenken. Dieses Missverhältnis sei der Grund, warum wir zunehmend in eine Verrohung, Militarisierung und Kriegstüchtigkeit abrutschen.
Was wäre, wenn die Weisesten unter uns zu Friedenskanzler würden? Diese Frage legte Ina Darmstädter uns eindringlich ans Herz – eine tägliche Herausforderung an unser eigenes Handeln. Sie machte deutlich: Gewaltfreiheit ist nicht naiv, sondern die einzige Lösung. Es erfordert Mut und die Bereitschaft, sich den Dramatiken des gesellschaftlichen Engagements zu stellen. Doch nur so kann eine Zukunft gestaltet werden, die Menschlichkeit und Frieden in den Mittelpunkt stellt.
Reiner Braun vom International Peace Bureau (IPB) hat in seiner Rede die Bedeutung des 3. Weltmarschs für Frieden und Gewaltfreiheit hervorgehoben und ihn als eine beeindruckende, weltweite Bewegung für den Frieden bezeichnet. Gerade in einer Zeit, in der die Frage nach Krieg und Frieden so zugespitzt ist wie seit 1945 nicht mehr, sei es umso notwendiger, alles zu tun, um den Frieden auf unserem Planeten zu sichern und unser Überleben zu ermöglichen.
Er richtete einen besonders eindringlichen Appell an die Politik, den Krieg in der Ukraine durch Waffenstillstand und Verhandlungen zu beenden. Die Menschen dort könnten einen weiteren Kriegswinter nicht ertragen. Diplomatie sei der einzige Weg, Probleme zu lösen – Krieg hingegen verschärfe jede Krise. Braun zitierte Willy Brandt: „Krieg ist die ultima irratio, Frieden die ultima ratio.“
Er betonte weiter: „Ein Oppositionsführer, der Bundeskanzler werden will, hat gesagt, wir müssten die Taurus-Raketen endlich in die Ukraine schicken. Nein, wir müssen keine Waffen nirgendwo hin in dieser Welt schicken. Wenn von deutschem Boden irgendetwas ausgehen soll, dann muss es Frieden und Diplomatie sein. Das ist die Lehre der deutschen Geschichte.“
Ebenso prangerte er die weltweiten Rüstungsausgaben von über 2 Billionen Dollar jährlich an, während Millionen Menschen Hunger leiden und in unmenschlichen Verhältnissen leben. Diese Priorisierung zugunsten der Rüstungsindustrie nannte er nicht nur unmoralisch, sondern verbrecherisch. Abrüstung sei nicht nur eine politische Notwendigkeit, sondern eine ethische Verpflichtung.
Darüber hinaus wies er auf den verheerenden Einfluss von Rüstung auf das Klima hin. Die Rüstungsindustrie verursache massive CO₂-Emissionen und müsse in die Klimaziele integriert werden. Statt weiterhin Milliarden in Rüstung zu investieren, forderte Braun einen globalen Klimamarshallplan, der durch Umverteilung dieser Mittel finanziert werden soll. Sein Appell war klar: Abrüstung, Frieden und Klimaschutz müssen Hand in Hand gehen, um eine lebenswerte Zukunft zu sichern.
Mit diesen Worten stärkte er die Teilnehmenden des Weltmarsches und gab ihnen die Zuversicht, dass ihr Engagement entscheidend für eine gerechtere und friedlichere Welt ist.
Im Anschluss organisierte Ute Bella Donna mit musikalischer Unterstützung von Karsten Bornschein eine künstlerische Performance. Dabei wurde ein großes Friedenssymbol aus bunten Regenschirmen gebildet, das auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor entstand. Die Teilnehmenden hielten die Schirme hoch und schufen so ein eindrucksvolles visuelles Statement für Frieden und Gewaltfreiheit.
Während die Veranstaltung musikalisch ausklang, machte sich Rafa de la Rubia mit Angelika Klatte auf den Weg zum Hauptbahnhof, um den Zug nach Hamburg zu nehmen – der nächsten Station des Weltmarsches in Deutschland.