Eszter Koranyi und Rana Salman, Co-Direktorinnen der Bewegung Combatants for Peace, richten einen eindringlichen Appell an die Außenministerinnen und Außenminister des G7-Gipfels in Fiuggi. Sie fordern mutige Schritte für Frieden und Gewaltfreiheit im Nahen Osten, um den anhaltenden Kreislauf von Krieg und Besatzung zu durchbrechen und eine gerechte politische Lösung für alle Betroffenen zu ermöglichen.
Sehr geehrte Außenministerinnen und Außenminister, die am G7-Gipfel in Fiuggi teilnehmen,
wir wenden uns an Sie als eine binationale Bewegung, die Israelis und Palästinenser gemeinsam zum Frieden aufruft. Wir bitten Sie, die Sie heute hier sind, um über die Zukunft unserer Region zu diskutieren, unseren Stimmen Gehör zu schenken.
Unsere Bewegung Combatants for Peace wurde 2006 auf Initiative ehemaliger israelischer Soldaten und ehemaliger palästinensischer Gefangener gegründet, die irgendwann beschlossen, sich zusammenzuschließen, um gemeinsam mit gewaltfreien Methoden Widerstand gegen die Besatzung zu leisten, mit dem Ziel, eine bessere Zukunft für unsere beiden Völker zu erreichen. Als ehemalige Kämpfer, die eine aktive Rolle bei der Anwendung von Gewalt gespielt haben, sind wir uns der Beweggründe für den anhaltenden Konflikt bewusst, und als Friedensaktivisten sind wir in der Lage zu erkennen, wie eine Veränderung durch Gewaltfreiheit möglich ist. Dank zahlreicher gemeinsamer Initiativen wissen wir, dass Israelis und Palästinenser nicht dazu verdammt sind, Feinde zu bleiben, und dass die Spannungen in unserer Region kein unausweichliches Schicksal sind: In den letzten zwanzig Jahren haben wir die Möglichkeit eines dritten Weges aufgezeigt, aber auch Sie Staats- und Regierungschefs müssen den Mut und die Einigkeit finden, zu handeln.
Am 21. November hat der Internationale Strafgerichtshof Haftbefehle gegen Premierminister Netanjahu, den ehemaligen Verteidigungsminister Yoav Gallant und den Hamas-Führer Mohammed Deif erlassen. Wir fordern Sie dringend auf, Ihre Autorität als Entscheidungsträger zu nutzen, um mit konkreten Maßnahmen auf diese Anklagen wegen Kriegsverbrechen zu reagieren. Unser Leben und das unserer Kinder steht auf dem Spiel.
Seit über 416 Tagen befinden wir uns im Krieg. Zu viele unschuldige Menschen wurden durch die Waffen getötet, die Sie weiterhin in unsere Region schicken. Statt in Waffen zu investieren, brauchen wir Ihre Unterstützung und Investitionen in zivilgesellschaftliche Organisationen, die sich wie wir für die Schaffung von Frieden einsetzen.
Während die Augen der Welt vor allem auf den Gazastreifen gerichtet sind, hat die Gewalt der israelischen Siedler im Westjordanland gegen die palästinensische Zivilbevölkerung exponentiell zugenommen. Diese kriminellen Handlungen dürfen nicht ungestraft bleiben. Wir fordern Sanktionen gegen die Gewalt der Siedler.
Als langjährige Friedensaktivisten wissen wir jedoch, dass ein Waffenstillstand nicht ausreicht: Wir brauchen eine politische Lösung, die die Besatzung beendet und Sicherheit, Freiheit und Gleichheit für alle Menschen zwischen Jordan und Mittelmeer schafft.
Unsere binationale Arbeit unterstreicht eine wichtige Wahrheit: Der Weg zum Frieden ist voller Herausforderungen, aber nicht unmöglich. Indem wir Verständnis und Partnerschaft fördern, zeigen wir ehemaligen Kämpfern, dass Frieden nicht nur ein fernes Ideal ist, sondern ein greifbares Ziel, das erreicht werden kann.
Wir hoffen, dass unsere Arbeit als Kämpfer für den Frieden als Beispiel dafür dient, was in unserer Region möglich ist, und dass Sie alle, anstatt weiterhin militärische Interventionen und Waffenexporte zu fördern, sich dafür einsetzen, Stimmen wie die unseren zu hören, in dem Wissen, dass eine militärische Lösung niemals Frieden oder Sicherheit für irgendjemanden garantieren wird.
Wir laden Sie daher ein, sich unserer Vision der Gewaltfreiheit anzuschließen und zu einer gerechten politischen Lösung für unsere Region und den gesamten Nahen Osten beizutragen.
Vielen Dank
Rana Salman und Eszter Koranyi,
Co-Direktoren für Palästina und Israel der Bewegung Combatants for Peace
Übersetzung aus dem Italienischen von Reto Thumiger vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!