Am 2. Oktober, dem Internationalen Tag der Gewaltfreiheit, nahm Frankreich auf vielfältige Weise am Weltmarsch für Frieden und Gewaltfreiheit teil, der in San José, Costa Rica, gestartet wurde.

In Marseille wurde der Tag auf der Place Jean-Jaurès im lebendigen, multikulturellen Viertel La Plaine begangen, wo die Aktionsgruppe die Botschaft im Vorfeld durch Plakate, Radiointerviews und persönliche Gespräche verbreitet hatte. Der Tag markierte zugleich den 20. Jahrestag der ersten Begehung des Internationalen Tags der Gewaltfreiheit, der damals von der örtlichen humanistischen Gruppe ins Leben gerufen wurde. Seitdem hat diese Gruppe das wichtige Datum jedes Jahr kontinuierlich begangen. Aus Anlass des Starts des Weltmarsches fand die diesjährige Veranstaltung auf diesem öffentlichen Platz statt, unterstützt von der Stadtverwaltung, die für Logistik und Sicherheit sorgte.

Ab Mittag wurden Stände verschiedener Kollektive aufgebaut, darunter auch Bühne und Beschallungstechnik. Neben den Ständen des Weltmarsches und von Welt ohne Kriege [1] waren Organisationen wie June, Alternatiba, Extinction Rebellion, Gategno, la Demande, Tu es une œuvre d’art, 1000 Chœurs pour la Paix, Editions Références, Rotary, Si on parle, Marseille Ville Nonviolente, Plus Fort, Compagnie Duanama, Sup de Sub, Epis und Sonothérapie Barjols vertreten. Während auf dem Boden ein großes Symbol der Gewaltfreiheit mit einem Durchmesser von etwa sechs Metern gezeichnet wurde, schlenderten Familien mit Kindern, Senioren, Jugendliche mit Skateboards und Fahrrädern durch die entspannte Atmosphäre und diskutierten. Es gab verschiedene Mitmachaktionen: Kinder konnten mit Kreide malen, Friedenslieder singen, an einem inspirierenden Trommelmarsch teilnehmen, die Mechanismen des Protests kennenlernen oder an einem Wandbild aus Plastik mitwirken.

Um 17 Uhr eröffnete Richard Macotta vom Verein Culture Provence Verdon [2], dem Initiator der Veranstaltung, das Programm. Er würdigte das Erbe Gandhis, Silos und Philippe Suards, mit denen er vor 20 Jahren den ersten Tag der Gewaltfreiheit in Marseille organisiert hatte.

Im Anschluss betonte Jean-Marc Coppola, Stadtrat für Kultur, die Bedeutung solcher mobilisierender Ereignisse, die für alle offen sind. Er kündigte an, dass am 21. November, wenn die Mitglieder des Basisteams des Weltmarsches im Rathaus empfangen werden, Marseille den ICAN-Städte-Appell [3] zum Atomwaffenverbotsvertrag (AVV) unterzeichnen werde. Er schloss mit den Worten von Albert Camus:

„Der Frieden ist der einzige Kampf, der es wert ist, geführt zu werden.“

In Vertretung von Welt ohne Kriege und Gewalt vermittelten wir anschließend eine umfassende Perspektive auf den Weltmarsch und seine Ziele. Wir hoben hervor, dass der Weltmarsch dazu dient, die vielen Initiativen für Gewaltfreiheit ins Licht zu rücken, von der Basis bis hin zu Institutionen, die sonst kaum in den offiziellen Medien Beachtung finden. Wir erinnerten daran, dass wir alle freiwillig Teil dieses Abenteuers sind und in diesem kritischen Moment den Ruf aller Völker repräsentieren, die in Frieden leben wollen.

Den festlichen Teil des Abends eröffneten Toowierdo und Suicide Blonde, zwei Gewinnerbands des Claseeurock 2024, die die Menge zum Tanzen brachten. Gleichzeitig fanden angeregte Gespräche statt, während nahebei eine stille Performance von Frauen stattfand, die das Ende der Gewalt forderten. Der Höhepunkt des Abends war der gefeierte Auftritt von HK [4] und seiner Band Les Déserteurs. Mit ihren engagierten, sensiblen und freudvollen Liedern schufen sie eine außergewöhnliche Verbindung zum Publikum. HK ließ es sich nicht nehmen, sein Lied „Citoyens du Monde“, das dem Marsch gewidmet ist, gemeinsam mit Céline Cotton und Cathy Heiting vorzutragen, die einige Strophen ins Spanische und Englische übersetzten.

Dann kam der letzte Höhepunkt des Tages: Ohne es dem Publikum vorher erklären zu können, konnten wir auf die Komplizenschaft der Feuerjongleure Fire From Mars [5] zählen, die den Raum frei machten und es ermöglichten, das Symbol der Gewaltfreiheit in zwei Gruppen zu gestalten. Der Tag endete mit spontanem Applaus, Umarmungen und dem Gefühl, an einem wunderbaren Ereignis teilgenommen zu haben, das das Viertel mit positiver Energie erfüllte.

Auch in Montreuil und Toulouse wurde dieser Tag mit dem gleichen Enthusiasmus gefeiert. In Toulouse trotzten etwa 30 Personen dem Regen und versammelten sich auf dem Place Saint-Pierre am Ufer der Garonne. Mitglieder des Reinfo-Kollektivs, der Akademie der Gewaltfreiheit und der Kooperative La Chouette sangen Friedenslieder und riefen zur Gewaltfreiheit auf. Ein Festival mit Workshops zu Frieden und Gewalt ist für Dezember geplant.

In Montreuil bei Paris versammelten sich rund 50 Menschen auf dem Rathausplatz. Vertreter von fünf Chören sangen gemeinsam Lieder gegen den Krieg und für den Frieden und bildeten anschließend das Symbol der Gewaltfreiheit. Es war ein sehr strahlender, tiefgründiger, liebevoller und fröhlicher Moment, an dem auch die Stadträtin Halima Menhoudj teilnahm, die sicherlich dazu beigetragen hat, dass der ICAN-Städteappell zur Unterstützung des Atomwaffenverbots unterzeichnet wurde.

Der Nahostkonflikt war in den verschiedenen Städten auf unterschiedliche Weise präsent, sei es durch Lieder, Gedichte oder Performances.

In den kommenden Tagen sind weitere Aktivitäten geplant, darunter die Vorführung des Films „Der Anfang vom Ende der Atomwaffen“, insbesondere am 11. November – einem symbolträchtigen Datum in Frankreich, da es das Ende des Ersten Weltkriegs und die Unterzeichnung des Waffenstillstands markiert.

Fortsetzung folgt …

Die Übersetzung aus dem Französischen wurde von Reto Thumiger vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!


Quellen:

[1] https://worldwwars.org/
[2] https://cultureprovenceverdon.fr/
[3] ICAN-Städteappell zur Unterzeichnung des Atomwaffenverbotsvertrages: https://www.icanw.de/ican-projekte/ican-staedteappell/
[4] https://hk-officiel.com/
[5] https://firefrommars.fr/
[6] https://www.youtube.com/watch?v=M7ghPHSW7R8