Die japanische Organisation Nihon Hidankyō, die die Überlebenden der Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki – die sogenannten Hibakusha – repräsentiert, wurde mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Diese Ehrung würdigt die jahrzehntelangen Bemühungen der Organisation um die Abschaffung von Atomwaffen und sendet ein klares Zeichen an die internationale Gemeinschaft: Atomwaffen dürfen niemals wieder eingesetzt werden.
Nihon Hidankyō arbeitet eng mit der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) zusammen, einer globalen Bewegung, die sich für ein internationales Verbot von Atomwaffen einsetzt. Das Nobelpreiskomitee betonte in seiner Mitteilung, dass die gemeinsame Anstrengung dieser Anti-Atomwaffenbewegung zu einer mächtigen internationalen Norm geführt habe, die den Einsatz von Atomwaffen als moralisch inakzeptabel stigmatisiert – das sogenannte „nukleare Tabu“.
„Die Hibakusha helfen uns, das Unbeschreibliche zu beschreiben, das Undenkbare zu denken und den unfassbaren Schmerz und das Leid zu begreifen, die durch Atomwaffen verursacht werden“, so das Nobelpreiskomitee. Diese Worte unterstreichen die Bedeutung der Stimmen der Überlebenden und die Notwendigkeit, ihre Erfahrungen als Mahnung für die Menschheit zu verstehen.
Die Anerkennung der humanitären Auswirkungen von Atomwaffen ist der zentrale Pfeiler des Atomwaffenverbotsvertrags (AVV) der Vereinten Nationen. Mit der diesjährigen Verleihung des Friedensnobelpreises an Nihon Hidankyō erhält der AVV zusätzliche Aufmerksamkeit und Unterstützung. Obwohl der Vertrag bislang von 98 Staaten ratifiziert oder unterzeichnet wurde, gehört Deutschland noch nicht dazu – ein Punkt, der weiterhin Druck auf die Bundesregierung ausübt, endlich Stellung gegen Atomwaffen zu beziehen.
Florian Eblenkamp, Vorstandsmitglied der deutschen Sektion von ICAN, äußerte sich begeistert: „Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung unserer Partner in Japan! Diese Würdigung kommt genau zu einem Zeitpunkt, in dem das Risiko eines Atomkriegs so hoch ist wie seit langem nicht mehr. Dass das Nobelpreiskomitee Nihon Hidankyō mit dem Friedensnobelpreis auszeichnet, bestärkt auch unsere Arbeit für den Atomwaffenverbotsvertrag.“
ICAN Deutschland ist seit seiner Gründung im Jahr 2014 aktiv in den Prozess zur Umsetzung des AVV involviert. Als Teil des globalen ICAN-Bündnisses von mehr als 650 Organisationen in über 120 Ländern verfolgt die deutsche Sektion das Ziel, Atomwaffen weltweit zu ächten. Der Atomwaffenverbotsvertrag, der am 7. Juli 2017 bei den Vereinten Nationen in New York angenommen wurde, ist ein wichtiger Schritt in dieser Richtung. Für sein Engagement erhielt ICAN 2017 den Friedensnobelpreis, was dem Kampf gegen Atomwaffen zusätzlichen Schub verlieh.
Die Auszeichnung von Nihon Hidankyō rückt die Stimmen der Hibakusha erneut in den Fokus. Ihre Erinnerungen an die zerstörerische Kraft der Atombombenabwürfe und ihr unermüdlicher Einsatz für eine Welt ohne Atomwaffen sind nicht nur eine Mahnung, sondern auch ein Aufruf an alle Nationen, Verantwortung für den Frieden zu übernehmen. Während die Gefahr eines Atomkriegs weltweit wieder in den Vordergrund rückt, zeigt diese Preisverleihung, dass der Widerstand gegen Atomwaffen lebendig und stark ist.
Deutschland, das sich bislang nicht zur Ratifizierung des Atomwaffenverbotsvertrags durchgerungen hat, steht unter wachsendem internationalen Druck. Mit der Auszeichnung von Nihon Hidankyō wird die Dringlichkeit der Debatte um die Zukunft der Atomwaffen weiter angefacht. Die Forderung der Hibakusha, dass „so etwas nie wieder geschehen darf“, bleibt aktuell – und es liegt an der internationalen Gemeinschaft, diese Forderung in die Tat umzusetzen.