Die CO2-Emissionen von fossilen Brennstoffen zwingen die altehrwürdigen Ökosysteme der Welt, wie den weltberühmten Amazonas, in die Knie. Das Problem ist, dass Treibhausgase wie CO2 und CH4 Wärme speichern und bei übermäßigen Konzentrationen, wie wir sie erlebt haben, extreme Hitze erzeugen. Es besteht ein direkter Zusammenhang, der die legendären Ökosysteme der Welt zerstört. Mit der Zeit wehrt sich die Biosphäre gegen die Einmischung des Menschen, indem sie diese wundersamen natürlichen, das menschliche Leben unterstützenden Systeme untergräbt. Die Schlussfolgerung ist zu schrecklich, um sie zu diskutieren.

Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) ist so alarmiert, dass sie zu „dringenden Maßnahmen“ aufruft.

Laut Celeste Saulo, Generalsekretärin der WMO, ist „Wasser der Kanarienvogel im Kohlebergwerk des Klimawandels. Wir empfangen Notsignale in Form von immer extremeren Regenfällen, Überschwemmungen und Dürren, die einen hohen Tribut an Menschenleben, Ökosystemen und Volkswirtschaften fordern. Das Schmelzen von Eis und Gletschern bedroht die langfristige Wassersicherheit für viele Millionen Menschen. Und dennoch ergreifen wir nicht die dringend erforderlichen Maßnahmen.“ (Quelle: ‚Climate Warning as World’s Rivers Dry Up at Fastest Rate for 30 Years‘, The Guardian, 7. Oktober 2024)

Sollte es überhaupt noch Zweifel an der Realität des Klimawandels als Bedrohung geben, dann ist der mächtige Amazonas ein Echtzeit-Zeugnis, das angesichts großer Gefahr Warnsignale aussendet. Große Teile des 6.400 Kilometer langen Wasserwegs verschwinden direkt vor unseren Augen durch die tödlichste Waffe der globalen Erwärmung: Dürre! Verheerende Dürreperioden legen Teile des berühmtesten Flusses der Welt lahm, dieser lebenswichtigen Handelsroute, die den gesamten südamerikanischen Kontinent mit Gütern versorgt: „Der Amazonas ist sowohl der wasserreichste als auch der längste Fluss der Welt. Er entspringt in den peruanischen Anden und durchquert fünf Länder, bevor er in den Atlantik mündet. Er beherbergt eine reiche Vielfalt an Wasserlebewesen, wie Piranhas und rosa Flussdelfine. In einigen Gebieten ist der Fluss immer noch sehr tief – bis zu 120 Meter – und kann Ozeandampfer aufnehmen.“ (Quelle: „A Changing Climate is Scorching the World’s Biggest River“, The New York Times, 8. Oktober 2024)

Wie überall auf der Welt steigen auch in Südamerika die Durchschnittstemperaturen auf bedenkliche Werte, was zu ungewöhnlich schweren Dürren führt. In Regionen des Amazonas sind die Temperaturen seit den 1980er Jahren um 2 °C gestiegen – einem Maximalwert, dessen Überschreiten laut der Warnung des Internationalen Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC) zu massiven Problemen führen werde. Und jetzt, da die Ölproduzenten so enorme Mengen an CO2 ausstoßen, dass die ganze Atmosphäre davon bedeckt wird, wissen wir, dass der IPCC zu Recht gewarnt hat. Der Amazonas ist ein lebendiger – und sterbender – Beweis für den Zusammenhang zwischen CO2, globaler Erwärmung und Dürre.

Laut Bernardo Flores von der Bundesuniversität Santa Catarina/Brasilien deuten alle Anzeichen darauf hin, dass noch höhere Temperaturen auf uns zukommen, die nicht mehr zu bewältigen sind. Bereits jetzt haben zwei aufeinanderfolgende Jahre schwerer Dürre den Amazonas versengt. Dr. Ane Alencar, wissenschaftliche Leiterin von IPAM Amazônia, sagt: „Der Fluss hatte keine Chance, sich zu erholen“.

Klimaforscher sind bestürzt angesichts der Tatsache, dass die Flüsse der Welt schneller austrocknen als je zuvor in der Neuzeit. Es beunruhigt sie, dass große Flüsse neue Tiefststände erreichen, während gleichzeitig große Stauseen gefährlich weit absinken. Im vergangenen Jahr erreichten mehr als 50 % der globalen Flusseinzugsgebiete ungewöhnlich niedrige Pegelstände, wobei „die wenigsten kein Defizit aufwiesen“. Die tödliche globale Erwärmung ist in vollem Gange, was bereits in den Jahren 2021 und 2022 in geringerem Maße zu beobachten war. Der Amazonas, der Mississippi, der Ganges, der Brahmaputra, die Donau, die Loire, der Mekong und mehrere andere waren in den letzten drei Jahren von ungewöhnlich niedrigen Wasserständen betroffen.

Trügerischerweise treten Dürren und Überschwemmungen in einem bestimmten Rhythmus auf, nämlich nicht unbedingt Jahr für Jahr, sondern alle zwei oder drei Jahre, wie zeitlich komprimierte Jahrhundert-Überschwemmungen. Massive Katastrophen ereignen sich nicht mehr nur einmal alle 100 Jahre. Sie treten alle paar Jahre auf. Laut NASA beispielsweise kam es in Brasilien seit 2000 alle fünf Jahre zu schweren Dürren, wie nach einem Uhrwerk, aber jetzt kommt eine nach der anderen. Niemand weiß, was als Nächstes zu erwarten ist. Man hält buchstäblich den Atem an, bezüglich der Überlebensfähigkeit des größten und berühmtesten Flusses der Welt, der vom Weltraum aus leicht zu erkennen ist.

Wie das Schwert des Damokles bedroht eine Dürregeißel die Welt wie nie zuvor. Zum Beispiel vor zwei Jahren in Europa: „An manchen Stellen kann man die Loire jetzt zu Fuß überqueren; Frankreichs längster Fluss ist noch nie so langsam geflossen. Der Rhein wird für den Frachtverkehr immer unpassierbarer. In Italien liegt der Po zwei Meter unter dem normalen Pegel, was die Ernte beeinträchtigt. Serbien baggert die Donau aus. In ganz Europa lässt die Dürre einst mächtige Flüsse zu Rinnsalen schrumpfen, mit potenziell dramatischen Folgen für die Industrie, den Güterverkehr, die Energie- und Lebensmittelproduktion.“ (Quelle: Europas Flüsse trocknen aus und Wissenschaftler warnen, dass die Dürre die schlimmste seit 500 Jahren werden könnte, The Guardian, 13. August 2022).

China im selben Jahr: „Die Auswirkungen der Austrocknung des Jangtse sind enorm. In Sichuan, einer Provinz mit 84 Millionen Einwohnern, macht die Wasserkraft etwa 80 % der Stromkapazität aus. Ein Großteil davon stammt aus dem Jangtse, und da sein Wasserfluss langsamer wird, ist die Stromerzeugung zurückgegangen, sodass die Behörden dort alle Fabriken für sechs Tage schließen mussten. In der Provinz fällt etwa die Hälfte der üblichen Regenmenge, und einige Stauseen sind vollständig ausgetrocknet, wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtet.“ (CNN)

Der Wasserkreislauf

Laut WMO haben steigende Temperaturen den Wasserkreislauf der Welt dramatisch verändert; er hat sich beschleunigt und ist unvorhersehbar unregelmäßig geworden. Die globale Gesellschaft sieht sich mit wachsenden Problemen konfrontiert, weil sie entweder zu viel oder zu wenig Wasser hat. Einerseits hält die wärmere Atmosphäre mehr Feuchtigkeit zurück, wobei atmosphärische Flüsse kübelweise Wassermassen herabströmen lassen und Sturzfluten verursachen. Andererseits führt mehr Wärme zu Verdunstung und Austrocknung der Böden, was zu schweren Dürren führt. Es ist alles auf die Hitze zurückzuführen. Der Planet hat mehr Hitze, als das hydrologische System bewältigen kann. Gleichzeitig schmelzen die Wassertürme der Welt, z. B. die europäischen Alpen, dahin und gefährden kommerzielle Flüsse und eine sichere Trinkwasserversorgung.

Und doch haben im Angesicht abrupten, verheerenden Klimawandels fossile Brennstoff-Konzerne öffentlich ihre Absicht erklärt, die Öl- und Gasproduktion wie nie zuvor anzukurbeln und die Produktion im Rahmen neu genehmigter Projekte bis 2030 zu vervierfachen (Global Energy Monitor). Die Aussichten für die natürlichen Ressourcen der Welt wie den Amazonas und den Amazonas-Regenwald sind mehr als besorgniserregend. Es ist schrecklich. Wir haben guten Grund, nervös zu sein, dass zu viel CO2 und andere Treibhausgase die wichtigsten Quellen des Lebens auf dem Planeten durcheinanderbringen. Es gibt viel zu viele Dinge, die schief laufen – wie etwa das überhitzte Meerwasser, das immer größere Hurrikane erzeugt –, als dass wir die Notwendigkeit ignorieren dürften, so schnell wie möglich aus den fossilen Brennstoffen auszusteigen.

Die WMO fordert die Nationen der Welt zu dringenden Maßnahmen auf. Alle wissen, was getan werden muss.

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Domenica Ott vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!


Zum Foto:

Dieses Bild zeigt den überfluteten Zustand eines kleinen Abschnitts des Amazonas einschließlich der Dschungelstädte Óbidos und Oriximiná. Die Sonnenreflexe auf dem schlammig aussehenden Flusswasser, auch Sonnenflimmern oder Sonnenglitzer genannt, helfen dabei, die Land-Wasser-Grenzen in diesem Abschnitt des Amazonas zu erkennen, der sich etwa auf halber Strecke zwischen Manaus und dem Amazonas-Delta befindet. Vergleicht man dieses Bild mit einer detaillierten Karte des Gebiets, wird deutlich, dass der Fluss in den tief liegenden Gebieten, die an die Auen des Hauptflussbetts angrenzen, über die Ufer tritt. Große Gebiete südlich des Hauptarms des Amazonas sind [ebenfalls] von [nicht versandetem] stehendem Wasser bedeckt. In dem dicht bewachsenen Gelände entlang der [nördlichen] Seite des Amazonas sind gerodete Landstriche zu erkennen. Der Hauptarm des Rio Trombetas kann vom [linken] Bildrand aus in südöstlicher Richtung [Flussrichtung] verfolgt werden, bis der Fluss westlich der kleinen Dschungelstadt Óbidos in den Amazonas mündet.