Frieden wird durch Frieden geschaffen. Für den Frieden einzutreten ist grundlegend, aber nicht ausreichend. Vor allem muss man gegen den Krieg sein.
Offener Brief „Gegen den Krieg“
An die Präsident:innen und Premierminister:Innen und die Präsident:innen der Parlamente, auch der supranationalen Parlamente
Sehr geehrte Damen und Herren, Vertreter:innen der Bürger:Innen und der Völker!
Stoppen Sie den Horror, das Unerlaubte.
Warum lassen Sie die absurde Möglichkeit des Einsatzes von Atomwaffen offen, während der Krieg in der Ukraine in einer Sackgasse steckt? Die Kriegsparteien selbst können nicht mehr sagen, warum sie den Krieg fortsetzen, außer dass sie behaupten, dass „man den Krieg nicht beenden kann“. Und warum ist das so? Warum wollen Sie den Krieg in der Ukraine nicht beenden und bereiten stattdessen einen Krieg zwischen den USA/NATO und China vor beziehungsweise provozieren ihn?
Im Nahen Osten ist es noch schlimmer. Der beabsichtigte und erklärte Völkermord an einem Volk, den Palästinensern, geht vor den Augen der ganzen Welt weiter, und die Regierung Netanjahu kann behaupten, dass sein Staat den Völkermord bis zum Ende fortsetzen wird, indem er die UN-Resolutionen und die Urteile des Internationalen Gerichtshofs und des Internationalen Strafgerichtshofs in sträflicher Weise missachtet, während die meisten Staaten, deren oberste Repräsentant:innen Sie sind, schweigen oder, schlimmer noch, zustimmen.
Wie Sie auch wissen, ist die Mehrheit der Weltbevölkerung gegen den Krieg und für den Frieden. Warum beteiligen Sie sich an dieser Ablehnung des Völkerrechts? Wie können Sie von Gerechtigkeit, Frieden, Demokratie und der Zukunft der Menschheit sprechen, wenn Sie selbst an der Leugnung des Gesetzes beteiligt sind?
Wir hoffen sehr, dass Sie endlich aufhören, das Absurde und Unzulässige auf dem von den Vereinten Nationen am 22. September veranstalteten Weltzukunftsgipfel zu nähren.
Wenn Sie wollen, können Kriege und Völkermorde noch in diesem Monat aus der Menschheitsgeschichte gestrichen werden. Ja, noch in diesem Monat. Seien Sie nicht die Totengräber der Menschheit, des Lebens auf der Erde, unserer gemeinsamen Geschichte. Sie gehören nicht Ihnen.
Agora des Habitants de la Terre
Im Folgenden finden Sie unsere Vorschläge:
Für die totale Ablehnung des Krieges – Überlegungen für die Zukunft
Vier Überlegungen mit großem Respekt vor der aufrichtigen und mutigen Stärke des zivilen Engagements, das Tausend und Abertausenden von Menschen bekundet haben, die am „Dritten Weltmarsch für den Frieden und der Gewaltlosigkeit“ teilnehmen werden, der am 2. Oktober 2024 von San José in Costa Rica aus startet und am 5. Januar 2025 dorthin nach der Weltumrundung zurückkehrt.
Der Erste Gedanke: Wir dürfen niemals aufhören, für Frieden und Gewaltlosigkeit zu kämpfen und auf dem Konzept/Ziel „Gegen den Krieg“ beharren. Unter den gegenwärtigen Bedingungen ist es wichtig, nie zu vergessen und sich immer zu erinnern, dass die Mobilisierungen für den Frieden, von der lokalen bis zur globalen Ebene, vor allem gegen den Krieg gerichtet sein müssen. Die besondere und vorrangige Ausrichtung auf „Gegen den Krieg“ ist notwendig, um keinen Raum für die (ethische und politische) Glaubwürdigkeit der immer noch vorherrschenden Vorstellung vom Krieg als einer natürlichen und unvermeidlichen Tatsache zu lassen.
Alle sagen, sie seien für den Frieden, aber nicht alle, auch außerhalb der dominierenden gesellschaftlichen Gruppen, sind gegen den Krieg. Nehmen wir den Fall der progressiven Kräfte. Der Frieden eint sie, der Krieg spaltet sie in gegensätzliche Blöcke: die Pazifisten, die Kriegstreiber und die „Abgehängten“. Das Hauptnarrativ, das wir bekämpfen müssen, ist das der Instrumentalisierung des Krieges im Dienste des Friedens. Daher die Thesen zur Legitimation des „gerechten Krieges“ und vor allem des „Verteidigungskrieges“. Die Vereinigten Staaten führen sich seit mehr als hundert Jahren Krieg, nicht um anzugreifen, heißt es, sondern um (ihre) freie Welt, (ihre) liberale Gesellschaft, (ihre) freie Wirtschaft zu verteidigen, deren Modelle als die besten gelten.
Nicht umsonst lautet die Lieblingsthese der herrschenden Mächte aller Zeiten: „Wenn du Frieden willst, bereite dich auf den Krieg vor“. Ein Prinzip, der von allen Staaten vorbehaltlos angewandt wird. Man denke nur an den florierenden und legalisierten internationalen Waffenhandel. Daher auch die Tatsache, dass das früher als Kriegsministerium bekannte Ministerium fast überall zum Verteidigungsministerium geworden ist.
Das Konzept der defensiven Kriegsführung verdient eine Änderung
Dieses unbestreitbar offensichtliche Konzept verewigt in der populären Vorstellung die falsche oder zumindest mehrdeutige Vorstellung von der Legitimität immer mächtigerer Waffen als Faktor der „Abschreckung“ (siehe Atomwaffen). Aber es verwandelt den Krieg auch zu einem Instrument des Friedens und legitimiert so das Absurde.
Dieselbe Legitimationslogik des „Verteidigungskrieges“ wird von der israelischen Regierung Netanjahu angewandt, um den Völkermord an den Palästinensern fortzusetzen: Der Staat Israel „rechtfertigt“ den Völkermord als „Selbstverteidigung“ als Reaktion auf den bewaffneten Angriff der Hamas gegen Israel im Oktober 2023. Doch das ist eine mystifizierende Lüge. Die Idee und die Bereitschaft, einen Völkermord zu begehen, reichen nicht bis Oktober 2023 zurück. Sie sind seit der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 offizieller Bestandteil der Agenda der Führer des Staates Israel, insbesondere der Zionisten. Sie waren die Grundlage der Eroberung und der Kolonisierung, mit Waffengewalt von bewohnten Gebieten der palästinensischen, und meistens arabische Bevölkerung, und wurden mehrfach als illegal in mehreren Resolutionen der Vereinten Nationen angeprangert. Darüber hinaus wurde das Argument Israels vom Internationalen Gerichtshof und dem Internationalen Strafgerichtshof energisch und mit Recht zurückgewiesen.
Es ist richtig, wenn jemand, der eine andere Person mit einem Messer angreift oder mit einer Waffe bedroht, nicht nur das Recht, sondern auch die lebenswichtige Notwendigkeit hat, sich zu verteidigen. Im Anwendungsbereich der einschlägigen gesetzlichen Vorschrift heißt es auch, dass niemand „die Gerechtigkeit selbst in Hand nehmen“ darf.
In einer Welt, die auf dem Prinzip „Wenn du Frieden willst, bereite dich auf den Krieg vor“ beruht, ist es außerdem unvermeidlich, dass es Verträge zur Regelung von Krieg, Waffenhandel und gemeinsamen militärische Sicherheitsabkommen zwischen Ländern geben wird, die auf der Verpflichtung jedes Mitgliedsstaates beruhen, militärisch „zur Verteidigung“ eines anderen Mitgliedsstaates einzugreifen, der von einem dritten Staat angegriffen wird. Auf diese Weise haben sich die Vereinigten Staaten dank der auf allen Kontinenten unterzeichneten Bündnisverträge die Legitimation verschafft, überall auf der Welt „zur Verteidigung von …“ einzugreifen. Es ist das einzige Land der Welt, das mit mehr als 800 Militärstützpunkten außerhalb der USA „den Frieden verwaltet“ (!) und auf der ganzen Welt Krieg führt, mit der Überzeugung, dass auf diese Weise den Frieden auf der Welt garantiert. Im Gegenteil: In einer Situation, die von einem wirksamen und aufrichtigen Streben nach Frieden geprägt ist, müssen die internationalen Militärbündnisverträge für illegal und unzulässig erklärt werden. Sie müssen durch Institutionen mit starken und verbindlichen politischen und rechtlichen Instrumenten ersetzt werden die zur Verhinderung, Vorbeugung und Abschaffung des Waffeneinsatzes schaffen. Wir brauchen eine neue und gestärkte UNO, ohne den derzeitigen Sicherheitsrat.
Die Antikriegsmobilisierung muss diejenigen Staaten für unrechtsmäßig erklären, die sich weigern, Verträge zum Verbot von bakteriologischen Waffen, Atomwaffen und Waffenhandel zu unterzeichnen oder einzuhalten. In diesem Sinne der Gerechtigkeit müssen wir diejenigen Staaten anprangern, die ihre Militärausgaben erhöhen und beschließen, sie aus der Berechnung des öffentlichen Defizits auszuschließen, während die sogenannten sozialen öffentlichen Ausgaben (die im Vergleich zum Bedarf ständig sinken) in der Berechnung bleiben. Dies ist ein weiteres Beispiel für die Absurdität der von den herrschenden Mächten getroffenen Entscheidung für einen Verteidigungskrieg.
Daraus ergibt sich die zweite Überlegung: die Mobilisierung gegen den Krieg muss eindeutig mit dem Ziel erfolgen, den Menschen die absolute Sinnlosigkeit des Krieges, und, denn heutzutage, die Unwiederbringlichkeit der durch den Krieg verursachten Zerstörungen, insbesondere im Bereich des Lebens, bewusst zu machen. Aus diesem Grund muss der Kampf „gegen den Krieg“ zwei voneinander abhängige vorrangige Ziele haben, die heute mit Füßen getreten oder aufgegeben werden: die Verwirklichung des universellen Rechts zum Leben für alle und auf das Leben; und die Sicherheit und Förderung der gemeinsamen materiellen und immateriellen Güter der Welt, die lebenswichtig sind.
Warum dieser Vorschlag? Wir dürfen nicht vergessen, dass der Krieg das Leben zerstört und damit auch die Fähigkeit der Menschheit, auf der ganzen Welt zusammenzuleben. Darüber hinaus müssen wir im Zeitalter des Bewusstseins für das Anthropozän und der Globalisierung der Lebensbedingungen auf der Erde und ihrer Sicherheit mit Nachdruck auf dem Beweis bestehen, dass Krieg per Definition nicht in der Lage ist, auch nur mit einem kleinen Krümel Gerechtigkeit hervorzubringen. Das logische Prinzip ist, wie der Völkermord an den Palästinensern so deutlich zeigt, „meine Existenz- und des Überlebens bedeutet dein Verschwinden“.
Der Wiederaufbau der Welt nach dem Zweiten Weltkrieg war möglich, weil die damaligen herrschenden Klassen ihren Wiederaufbau auf die Bekräftigung von Prinzipien, Rechten und Regeln basierten, die von einer Lebensvision inspiriert waren, die in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 zum Ausdruck kam. Wie wir wissen, wurde die Erklärung zu Recht kritisiert, weil sie weitgehend von einem westlichen, anthropozentrischen und patriarchalischen Ansatz für die Gesellschaft und für das Leben beeinflusst wurde. Dieser Ansatz wurde teilweise geändert, korrigiert oder sogar aufgegeben, unter anderem dank der Annahme des Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte, des Internationalen Pakts über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte, der Erklärung der Vereinten Nationen über die Rechte indigener Völker auf Selbstbestimmung und Selbstverwaltung und der Erklärung über die biologische Vielfalt…
Fakt ist, dass all diese Erklärungen, Pakten, Konventionen und Verträgen die schlimmsten Verstöße bisher nicht verhindern konnten.
Es ist an der Zeit, die großen Leitlinien für die gemeinsame Zukunft, die wir in den kommenden Jahrzehnten aufbauen müssen, neu zu definieren, und zwar basierend auf die Zusammenarbeit und Harmonie und das Beste der erzielten Errungenschaften, die durch die Kämpfe der Menschen erreicht wurden, auszunutzen.
Eine der wichtigsten Errungenschaften, die es verdient, beibehalten und gestärkt werden muss, ist der von der internationalen Gemeinschaft zum ersten Mal bekräftigte Grundsatz, dass es für das Zusammenleben auf der Erde unerlässlich und unausweichlich ist, zwei Säulen der Gesellschaft dauerhaft zu gewährleisten und zu stärken. Die erste Säule: der Grundsatz der Universalität des Rechts auf Leben für alle Bewohner und Völker der Erde, ohne Unterschiede und Ausschlüsse. Daher die Bekräftigung der gemeinsamen und geteilten integralen Verantwortung der Völker, der Rechtsstaatlichkeit auf globaler Ebene, um die Verwirklichung dieser Rechte zu schützen und zu fördern. Die zweite Säule ist die Anerkennung des Grundsatzes, der Existenz globaler öffentlicher Güter, die für das Leben aller Erdbewohner unerlässlich sind und die „nationalen“ öffentlichen Behörden müssen im Rahmen einer engen Zusammenarbeit und in einer globalen Solidarität dies pflegen, fördern und verbessern.
Bis in die 1980er Jahre sorgten diese beiden Säulen dafür, dass das Weltsystem, trotz seiner Einschränkungen, Mängel und Widersprüchen sowie zahlreicher lokaler Kriege (im Zusammenhang mit der Zerstörung der europäischen Kolonialreiche) funktionierte und sich entwickeln konnte, ohne dass es zu einem dritten Weltkrieg kam. Im Gegenteil, die Welt hat eine Verringerung der Wachstumsrate der Ungleichheiten zwischen reichen und armen Ländern erlebt, was dazu beigetragen hat, die Auswirkungen der Kräfte zu verringern, die strukturelle Konflikte und infolgedessen zerstörerische Kriege erzeugen.
Seit Ende der 1980er Jahre sind die Widersprüche, Unzulänglichkeiten und Schwächen des Weltsystems durch die Prozesse der Multinationalisierung und Globalisierung der Wirtschaft und des Finanzwesens gemäß den Prinzipien, Zielen und Gewaltmechanismen der kapitalistischen Marktwirtschaft explodiert. Wir beziehen uns auf die Prozesse der Kommerzialisierung und Künstlichkeit aller Lebensformen; zur Liberalisierung und Deregulierung der Märkte und aller wirtschaftlichen Aktivitäten (immer weniger Staat und immer mehr Markt); zur Privatisierung aller lebenswichtigen Güter und Dienstleistungen, insbesondere durch die private Patentierung lebenden Organismen zu Profitzwecken (Beispiele: Saatgut, GVO, Medikamente…) und die technologische Innovation (neue Materialien, neue Energien, Computer, Robotik und heute die künstliche Intelligenz). All dies wurde mit Zustimmung und politischer und finanzieller Unterstützung der öffentlichen Behörden und eines großen Teils der „fortschrittlichen“ gesellschaftlichen Kräfte erreicht.
Das Eigentum und die Kontrolle über die Nutzung von Ressourcen, die für die Wirtschaft von grundlegender Bedeutung sind, liegen nicht mehr in der Verantwortung und Pflicht der öffentlichen Hand. Sie sind unter die Herrschaft und Macht der privaten Akteure der kapitalistischen Wirtschaft geraten. (Unternehmen, Institutionen, Märkte, Börsen). Wie wir wissen, ist das ultimative Ziel des kapitalistischen Systems nicht die Garantie/Sicherheit der Rechte auf und des Lebens, noch die Erhaltung des guten ökologischen Zustands der Erde, des gemeinsamen Hauses. Das Ziel ist es, den finanziellen Wert des Kapitals und der mächtigsten Akteure zu steigern.
Darüber hinaus ist der Hauptmodus Operandi des Systems nicht Kooperation oder Solidarität, sondern Raubbau, oligopolistischer Wettbewerb und die Konkurrenzfähigkeit von allen gegen alle. Der andere ist zum Feind geworden, und der Markt hat sich in eine Arena verwandelt, in der die stärksten Gladiatoren das vom Kaiser gewährte Lebensrecht (Finanzen) erwerben, nachdem sie die anderen eliminiert haben.
Es ist leicht zu erkennen, wie unter diesen Bedingungen die Faktoren der Gewalt und des permanenten strukturellen Krieges die Oberhand gewonnen haben. Die Ungleichheiten haben ein inakzeptables Ausmaß erreicht. Der Krieg der Reichen gegen die Armen war noch nie so offen. Und nicht zuletzt sind wir Zeugen des Wiederauflebens rassistischer, fremdenfeindlicher Volksbewegungen, Anhänger der Gewalt und der integralsten Form der Zerstörung von Leben und Menschheit, nämlich des vorsätzlichen Massengenozids, der Gegenstand unserer letzten Überlegung sein wird.
Die dritte Überlegung: Da die Mobilisierung gegen den Krieg den Kampf für den planetarischen Wiederaufbau der beiden Säulen einschließt, muss sich die Mobilisierung auf zwei Ziele konzentrieren: die Abschaffung von Patenten für private und lukrative Zwecke und das Verbot der Raubfinanzierung.
Die Verfolgung dieser beiden Ziele ist nicht einfach, da private Patente und Raubfinanzierungen von allen herrschenden Gruppen gewaltsam und skrupellos verteidigt werden, vor allem von der Welt, die sich um die wirtschaftlich-finanzielle und technologisch-militärische Vorherrschaft und Dominanz der Vereinigten Staaten (und der EU) dreht.
Heute, unter Bedingungen, die von einer tiefengreifenden Krise des Lebenserhaltungssystems der Erde gekennzeichnet sind, ist es notwendig, auf globaler Ebene zu handeln, um „die Technologie der Eroberung des Lebens“ (d.h. Patente) zu entwaffnen und gleichzeitig „das Raubfinanzierungsgesetz“ auszusetzen (d.h. die Umwandlung aller Formen des Lebens in Finanzwerte).
Die Technologie der Eroberung zu entwaffnen bedeutet, Patente für die private und gewinnorientierte Aneignung lebender Organismen und künstlicher Intelligenz abzuschaffen und den Waffenhandel zu verbieten. Wissen und Technologie sind heute nicht mehr unbedingt äußere Kräfte der Menschen, sondern ein Konstrukt menschlicher Gesellschaften, die ihre konkreten Ziele und Zwecke definieren… Es gibt keine Neutralität der Technologie.
Das Verbot der Raubfinanzierung, bedeutet das Verbot von Steueroasen und Steuerhinterziehung, ein globales Steuersystem einzuführen, um globale Gerechtigkeit zu gewährleisten, und die Unabhängigkeit der Börsen abzuschaffen, die zu rein privaten globalen Unternehmen geworden sind, die der Kontrolle der öffentlichen Gewalten entfliehen.
Es ist eine Illusion zu glauben, dass es möglich ist, Frieden und eine gewaltfreie Gesellschaft aufzubauen, ohne Patente für die private Aneignung und Ausbeutung von Leben abzuschaffen, ohne Lizenzen für den Waffenhandel zu verbieten, ohne Steueroasen zu erhalten, ohne die Unabhängigkeit der Finanzmärkte abzuschaffen und ohne die großen planetarischen Oligarchien zu regulieren, die sich in einem ständigen Krieg um die Vorherrschaft befinden, ohne übrigens Land- und Wasserraub zu verbieten.
Es ist auch illusorisch zu glauben, dass es möglich ist, diese Ziele in ein paar Jahren und durch die einsamen und unorganisierten Aktionen dieser oder jener „großen“ zivilgesellschaftlichen Organisation zu erreichen, wenn es keine starke strategische Zusammenarbeit und wirksame Solidarität zwischen den verschiedenen Realitäten des Widerstands und der Opposition gegen die gegenwärtige Welt gibt.
Vierter und letzter Punkt: Heute, 80 Jahre nach dem Völkermord an den Juden durch Nazi-Deutschland, wird die Menschheit durch den Völkermord an den Palästinensern durch den Staat Israel ausgeplündert und ad absurdum geführt, ganz zu schweigen von den anderen Ausrottungen von Völkern in allen Teilen der Welt, insbesondere in Afrika und Asien. Der Völkermord an den Palästinensern ist heute die fortgeschrittenste Form der Unzulässigkeit und Absurdität eines angeblich gerechten und defensiven Krieges.
Es muss klar gesagt werden, dass der Völkermord an den Palästinensern kein Krieg im eigentlichen Sinne ist. Es handelt sich um eine vorsätzliche und einseitige Zerstörungsaktion gegen das Leben, die in einer anderen Dimension des menschlichen Daseins als der vom Krieg „diktierten“ und als „Überlebenssicherheit“ dargestellten stattfindet! So wie der Völkermord an den Juden nicht von einem Problem der „Sicherheit“ für die Deutschen diktiert wurde, sondern von einer zutiefst ungleichen, gewalttätigen, nazistischen, ausgrenzenden und repressiven rassistischen Vision der Völker der Menschheit, so ist der Völkermord an den Palästinensern der brutale Ausdruck absoluter und dogmatischer Formen (in diesem Fall religiöser rassistischer Herkunft) der Ungleichheit und des Ausschlusses des Anderen.
Die Friedenszukunft, um die es im gegenwärtigen Kontext geht, umfasst vielfältige Bedingungen und gehorcht vielfältigen Logiken in allen Bereichen, insbesondere im Hinblick auf die Vorstellungen vom Leben, vom Menschen und von der globalen Gemeinschaft des Lebens auf der Erde.
Die sofortige Beendigung des Völkermordes, wie ihn der Internationale Gerichtshof und der Internationalen Strafgerichtshof zu Recht anordnen, ist nicht in erster Linie eine Frage des Völkerrechts. Es handelt sich vor allem um eine Angelegenheit der planetarischen menschlichen und ethischen Verantwortung, die allen Akteuren der Menschheit obliegt, einschließlich der sozialen, kulturellen und moralischen Gemeinschaften der Welt. Die Mitglieder und Autoritäten dieser Gemeinschaften müssen über Friedensappelle und Petitionen an die politischen Instanzen der Staaten und der Mächtigen hinausgehen.
Im Angesicht des Krieges ist die vorherrschende Praxis der Glaube, dass man auf der einen oder anderen Seite stehen kann. Unseres Erachtens müssen wir immer „gegen den Krieg“ Stellung beziehen und uns dafür einsetzen, die notwendigen und unverzichtbaren Bedingungen für den Frieden zu schaffen. Angesichts des heutigen Völkermordes an den Palästinensern können wir nicht anders, als ohne Einschränkung dagegen vorzugehen. Der Völkermord ist die totale Verweigerung von Leben und Gerechtigkeit. Der Völkermord an den Palästinensern ist auch ein Völkermord an der Menschheit. Wenn wir ihn nicht stoppen, geben wir dem völkermörderischen Staat das mehr als symbolische Recht, Menschlichkeit und Gerechtigkeit zu massakrieren.
Und eine Zukunft ohne Gerechtigkeit wird immer eine Zukunft ohne Frieden sein, eine menschenfeindliche Zukunft. Übrigens haben die Gründerväter der italienischen Republik gut daran getan, Artikel 11 der Verfassung zu verankern, in dem es heißt: „Italien lehnt den Krieg ab“.
Schlussfolgerung
Auch die derzeitigen Imperien der technologischen Eroberung (im Stil von Musk) und die „neuen Herren“ der Industrie- und Finanzkonglomerate der Welt werden ebenfalls zusammenbrechen.
Wichtig ist, dass wir nicht darauf warten, dass dies von selbst geschieht.
Es sind nicht Microsoft, Google, Meta, Amazon, Black Rock, Vanguard, Crédit Agricole, BNP, UBS, Walmart, BASF, Bayer, Syngenta, Pfizer, Coca-Cola, Exxon, Nestlé, Danone. Dow Chemicals, China Petroleum, die den „Dritten Weltkrieg“ verhindern und stoppen können. Ganz zu schweigen von X, Tesla, Space X und ihren Chefs, den Börsen von London, New York, Chicago, Shanghai oder Tokio, … die derzeitige Europäische Kommission, die Weltbank und der Internationale Währungsfonds, die US-Regierung, die Regierungen der NATO-Mitgliedstaaten, die Regierung der Russischen Föderation, die unabhängige Europäische Zentralbank.
Es liegt an den revoltierenden Bürgern, (insbesondere Frauen, Bauern, indigene Bevölkerungsgruppe, die 4 Milliarden Menschen ohne medizinische Grundversorgung oder Zugang zu Trinkwasser, die Obdachlosen, die Millionen von Migranten, die ein Aufnahmeland suchen, die Arbeiter usw.), dafür zu sorgen, dass die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Welt nicht gefährdet wird. In dieser Hinsicht spielen die moralischen Autoritäten, z. B. die der religiösen und ethischen Überzeugungen, eine wichtige Rolle, nicht nur in Bezug auf ihren Einfluss, sondern auch in Bezug auf ihre Entscheidungsbefugnis. Viele Lösungen können von ihnen klar und deutlich unterstützt werden.
Um die notwendigen und unverzichtbaren Bedingungen für den Aufbau von Frieden zu schaffen, finden sie hier einige Beispiele, zusätzlich oder zur Verstärkung der zu bereits auf den vorhergehenden Seiten formulierten Lösungen im Bereich des Lebens, seiner Bewahrung, seiner Förderung/seines Schutzes, seiner Rechte und seiner Gemeingüter angewandt werden können, bzw. diese verstärken:
– Ablehnung der Patentierung von lebenden Organismen zu privaten und profitorientierten Zwecken sowie von künstlicher Intelligenz, da eine solche Patentierung die Entscheidungsbefugnis über das Leben an private Einrichtungen einräumt, die im Wesentlichen durch die Verlockung von Profit und Macht motiviert sind. Wir müssen die kollektive Verantwortung für das Leben an gemeinsame demokratische Institutionen und öffentliche Einrichtungen zurückführen, von der lokalen bis zur globalen Ebene.
– Ein globaler Bürgersicherheitsrat für die globalen Gemeingüter, die für das Leben aller unerlässlich sind, insbesondere Wasser zum Leben, Nahrung und Gesundheit, muss eingerichtet werden, um die räuberische Privatisierung und Finanzialisierung dieser drei grundlegenden Güter und Dienstleistungen zu beenden.
– In einem Kontext, der von einem effektiven und aufrichtigen Streben nach Frieden geprägt ist, müssen internationale Verträge über so genannte „defensiven“ Militärbündnisse für illegal und unzulässig erklärt werden. Sie müssen durch globale Institutionen mit starken und verbindlichen politischen und rechtlichen Instrumenten zur Verhinderung, Vorbeugung und Abschaffung des Einsatzes von Waffen ersetzt werden. Der UN-Sicherheitsrat ist ein Modell, das abgeschafft werden muss.
– Schaffung eines Weltwirtschaftsrats für Solidarität und nachhaltigen Handel und Zusammenarbeit als Ersatz für die Welthandelsorganisation, die verlangt, dass alle Güter, Dienstleistungen und Beziehungen zwischen Menschen und zwischen Mensch und Natur als Waren und Finanzanlagen behandelt werden. Die Aneignung von Land und Wasser auf der Erde muss für illegal erklärt werden.
– Verbot aller landwirtschaftlichen, industriellen und tertiären Verwendungen von Chemikalien, die das Leben auf der Erde vergiften und zur Verschlechterung und zum Verlust der biologischen Vielfalt und der Biokapazität des Planeten führen.
– Abschaffung der Steuerparadiese, die Symbole für die Legalisierung des Diebstahls kollektiven Reichtums und dessen ethische Akzeptanz durch unsere Gesellschaften sind, und Verbot der Steuerhinterziehung.
– Die Privatisierung des Geldes und der Weltfinanzen ist neben der Technologie eines der mächtigsten Instrumente zur Schaffung von Konfliktfaktoren und Kriegen um die Macht. Lokale, nationale und globale Behörden müssen die gemeinsame Kontrolle über die Finanzen zurückgewinnen. Es besteht die dringende Notwendigkeit, die private Macht über Ersparnisse und Investitionen, die heute weitaus größer ist als die der Staaten, drastisch einzuschränken, die von großen Banken, Investmentfonds und Börsen erworben wurde. Wir müssen einen globalen Bürgerkongress über Banken, Investmentfonds und Börsen organisieren, um einen umfassenden Plan zur finanziellen Umstrukturierung für Sicherheit und Frieden zu erarbeiten.
Der Kampf „gegen den Krieg“ ist der Kampf der Gerechten, der ethische Kampf für Leben und Gerechtigkeit. Es ist der Kampf, um die Erde wieder zu bewässern, die Wüsten zu begrünen, die Ozeane wieder mit Sauerstoff zu versorgen, Brüderlichkeit zu praktizieren, Freundschaft zu leben, mit einem Wort, dem Leben Freude und Liebe wiederherstellen.
Agora des Habitants de la Terre. Brüssel, 26. August 2024
Liste der Erstunterzeichner
Donata Albiero , Ehemalige Schuldirektorin (Italien), Mario Agostinelli , Verein Laudato sii (Italien), Alain Adriaens, Mouvement pour la Sobriété (Belgien), Alassane Ba, Apotheker, Centre d’Ethique (Frankreich-Senegal), Guido Barbera, Solidarietà Internazionale- CIPSI (Italien), Cristina Bertelli, Université du Bien Commun (Frankreich), Antonio Bruno, Lehrer (Italien), Ernesto Bonometti und Antonella Zonato, Wasseraktivisten (Italien), Luca Cecchi, Wasseraktivist, Ass. Monastero del Bene Comune (Italien), Martine Chatelain, Wasseraktivistin Eau Secours (CND-Québec), Giovanna Dal Lago, Ass. Mamma no pfas“ (Italien), Eric Degimbe, Communauté de la Poudrière (Belgien), Aníbal Faccendini, Cátedra del Agua, Universidad Nacional de Rosario (Argentinien ), Ettore Fasciano, Menschenrechtsaktivist (Italien), Adriana Fernández, Erzieherin (Chile), Paolo Ferrari, Arzt, Basisgemeinschaft Verona (Italien), Alfio Foti, Konvention für Menschenrechte im Mittelmeerraum (Italien), Pierre Galand, ehemaliger Senator, Forum Nord-Sud (Belgien ), Lilia Ghanem, Anthropologin, Herausgeberin von The Ecologist auf Arabisch (Libanon), Melissa und Laury Gringeaux, Ass. Méga Bassines non merci (Frankreich), Luis Infanti de la Mora, Bischof der Diözese Aysén, Patagonien (Chile), Eric Jadoul, Aktivist für Gemeingüter (Belgien), Pierre Jasmin , Pianist, Artistes Pour la Paix (CND-Québec), Michele Loporcaro, Landwirt (Italien), Claudia Marcolungo, Professorin Univ. Padua (Italien), Maurizio Montalto , Rechtsanwalt, Verteidiger des Wassers als Gemeingut (Italien), Loretta Moramarco, Rechtsanwältin, Wasseraktivistin (Italien), Vanni Morocutti, Communauté de la Poudrière (Belgien), Dario Muraro, No pfas-Aktivist (Italien), Marinella Nasoni, ehemalige Gewerkschafterin (Italien), Christine Pagnoulle, Professorin emeritus Ulg, ATTAC (Belgien ), Maria Palatine, Musikerin, Harfenistin (Deutschland), Gianni Penazzi, Gitarrist, Aktivist für Frieden, Menschenrechte und Umwelt (Italien), Nicola Perrone, Journalist, „Solidarietà Internazionale“ (Italien), Riccardo Petrella, Professor emeritus, Universität Leuven (Belgien), Michela Piccoli, Mamma no pfas (Italien), Pietro Pizzuti, Schauspieler, Collectif des Artistes (Belgien), Jean-Yves Proulx, Education citoyenne (CND-Québec), Paolo Rizzi, Pädagoge, Aktivist für Menschenrechte und Umwelt (Italien), Domenico Rizzuti, ehemaliger Gewerkschaftsführer/Forscher (Italien), Anne Rondelet, Rentnerin (Belgien), Roberto Savio, Journalist, Gründer von IPS und Other News (Italien), Catherine Schlitz Association PAC-Présence Action Culturelle (Belgien), Patrizia Sentinelli, Association Altramente ex Mnistro della Cooperazione (Italien), Cristiana Spinedi, Lehrerin (Schweiz), Mimmy Spurio , Rentnerin, Wasseraktivistin (Italien), Bernard Tirtiaux, Bildhauer, Schriftsteller (Belgien), Hélène Tremblay, Wissenschaftlerin, Autorin, Dozentin .. (CDN-(Quebec), Philippe Veniel , Anthropologe, Association Boissonnière (Frankreich).