1997 starb der Familienvater Jürgen Rose unter mysteriösen Umständen, nachdem er zuvor von der Polizei in Dessau festgenommen worden war. Seitdem kämpft seine Familie, angeführt von seiner Witwe Iris Rose, um die Aufklärung seines Todes. Trotz neuer Beweise und einer weiteren Strafanzeige, die im März dieses Jahres eingereicht wurde, entschied der Generalbundesanwalt nun, keine Ermittlungen aufzunehmen.

Die Entscheidung, den Fall nicht weiter zu untersuchen, hat bei der Familie von Jürgen Rose und dem Verein Recherche-Zentrum, das die Ermittlungen unterstützt, große Enttäuschung ausgelöst. Der Verdacht besteht, dass Rose in Polizeigewahrsam misshandelt wurde und anschließend schwer verletzt in der Nähe des Reviers abgelegt wurde, um die Spuren der Gewalt zu verwischen. Ein Gutachten deutet zudem auf mögliche Manipulationen im Polizeilogbuch hin, das die Vorgänge jener Nacht dokumentieren sollte.

Am 7. Dezember 1997 wurde Jürgen Rose schwer verletzt vor einem Wohnhaus in Dessau gefunden. Seine Verletzungen waren lebensgefährlich: Er hatte einen Lungenabriss, gequetschte Hoden, einen zertrümmerten Lendenwirbel und sein Rücken war von Striemen übersät. Eine Rechtsmedizinerin stellte fest, dass diese Verletzungen typisch für Misshandlungen mit Schlagstöcken waren und nicht von einem Sturz aus großer Höhe herrühren konnten. Auch schloss sie aus, dass der Fundort zugleich der Tatort war. Rose, ein Maschinenbauingenieur und Familienvater, war querschnittgelähmt und starb einen Tag nach seiner Einlieferung ins Krankenhaus an den schweren inneren Verletzungen. Es steht fest, dass er sich zuvor auf dem Dessauer Polizeirevier befunden hatte. Rose wurde 36 Jahre alt und hinterließ eine Frau und zwei kleine Kinder.

Jürgen Roses Fall ist jedoch nicht der einzige, der die Dessauer Polizei in ein zweifelhaftes Licht rückt. Sein Tod reiht sich in eine Serie von ungeklärten Todesfällen im selben Polizeirevier ein, die den Verdacht auf systematische Gewalt und Vertuschung schüren.

Ein besonders bekanntes Beispiel ist der Fall Oury Jalloh. Der Asylbewerber aus Sierra Leone verbrannte 2005 in einer Zelle des Dessauer Polizeireviers, während er an Händen und Füßen gefesselt war. Trotz der extremen Umstände seines Todes wurde der Fall jahrelang nicht vollständig aufgeklärt. Mehrere unabhängige Gutachten stellten fest, dass die offiziellen Erklärungen nicht plausibel waren und die Wahrscheinlichkeit eines Verbrechens nahelegten.

Jürgen Roses Tod wird in Zusammenhang mit diesen anderen Fällen gesehen, die als „Oury-Jalloh-Komplex“ bekannt wurden. Sie werfen Fragen über das Vorgehen der Polizei und mögliche Vertuschungsversuche auf. Die Familie von Jürgen Rose und seine Unterstützer fordern weiterhin Gerechtigkeit und eine vollständige Aufklärung, auch wenn die jüngsten Entscheidungen des Generalbundesanwalts den Weg dorthin erschwert haben.

Trotz dieser Rückschläge bleibt der Kampf um Aufklärung bestehen. Die Familie und das Recherche-Zentrum hoffen, dass der Druck auf die Behörden weiterhin wächst und der Fall Jürgen Rose – wie auch der von Oury Jalloh – nicht in Vergessenheit gerät.

Weitere Artikel zum Fall Oury Jalloh hier.


Quellen:

https://www.recherche-zentrum.org/05-09-2024-pressemitteilung-zum-fall-rose/
https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/im-dessauer-polizeirevier-zu-tode-gepruegelt-karlsruhe-lehnt-ermittlungen-ab-li.2251864