Eine jüngste Umfrage des Meinungsforschungsinstituts INSA zeigt bemerkenswerte Ergebnisse hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Zwei Drittel der deutschen Bevölkerung sprechen sich für Friedensverhandlungen und einen Waffenstillstand aus. Darüber hinaus kritisiert fast die Hälfte der Befragten die deutsche Regierung für ihr mangelndes diplomatisches Engagement. Diese Themen könnten bei den kommenden Wahlen eine entscheidende Rolle spielen.
Die Umfrage, die zwischen dem 2. und 5. August 2024 unter 2002 Personen im Auftrag von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht durchgeführt wurde, ergab folgende Kernpunkte:
- 68 % befürworten Friedensverhandlungen: Eine klare Mehrheit der Deutschen ist der Meinung, dass Verhandlungen mit Russland dringend notwendig sind. Besonders stark ist dieser Wunsch in Ostdeutschland, wo 76 % der Befragten für Verhandlungen plädieren, während es in Westdeutschland 66 % sind.
- 65 % unterstützen einen Waffenstillstand: Die Mehrheit der Befragten würde es begrüßen, wenn die westlichen Länder im Austausch für Friedensgespräche auf weitere Waffenlieferungen verzichten. Auch hier ist der Unterschied zwischen Ost- und Westdeutschland signifikant, wobei in Ostdeutschland 79 % für einen Waffenstillstand sind, in Westdeutschland 62 %.
- 48 % lehnen die Lieferung des Taurus-Waffensystems ab: Fast die Hälfte der Deutschen spricht sich gegen die Lieferung des Waffensystems Taurus an die Ukraine aus. Interessanterweise sind jüngere Menschen unter 30 Jahren zu 55 % dagegen, während 50 % der über 70-Jährigen die Lieferung befürworten.
- 46 % kritisieren mangelnde Diplomatie der Regierung: Nahezu die Hälfte der Befragten ist der Meinung, dass die deutsche Regierung nicht genug getan hat, um diplomatische Lösungen für den Ukraine-Krieg zu finden. Besonders kritisch sehen dies die Ostdeutschen, von denen 56 % die diplomatischen Bemühungen der Regierung als unzureichend bewerten.
- 45 % fürchten eine Ausweitung des Krieges auf Deutschland: Die Bevölkerung ist in dieser Frage gespalten, wobei Frauen eher besorgt sind als Männer. Auch hier zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland.
Besonders brisant ist die Frage, ob die Haltung einer Partei zu Friedensverhandlungen bei der Bundestagswahl entscheidend sein könnte. 43 % der Befragten gaben an, dass dies ein wahlentscheidendes Kriterium für sie sei. Dies verdeutlicht die tiefe Spaltung innerhalb der deutschen Bevölkerung, die sich auch in den regionalen Unterschieden zwischen Ost und West widerspiegelt.
Die Ergebnisse dieser Umfrage könnten sowohl für die Regierung als auch für die Oppositionsparteien von großer Bedeutung sein, insbesondere im Hinblick auf die kommenden Bundestagswahlen im September 2025 und die bevorstehenden Landtagswahlen in Ostdeutschland. Es bleibt abzuwarten, ob diese politischen Akteure ihre Positionen überdenken werden, um der deutlichen Mehrheit der Bevölkerung gerecht zu werden, die sich eine diplomatische Lösung des Konflikts wünscht.
Eine detaillierte Auswertung der Antworten sowie die Tabellen steht auf www.emma.de.