Eine zwölfköpfige Gruppe von Quäkerinnen und Quäkern erinnert in Büchel und Cochem an die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki. Sie protestiert gegen die steigende Atomkriegsgefahr und fordert den Beitritt Deutschlands zum Atomwaffenverbotsvertrag der Vereinten Nationen.

Am 6. August um 8:15 Uhr schlug Thomas Gerhards die Glocke auf der Friedenswiese beim Fliegerhorst Büchel an. Schweigend wurde der 100.000 Toten des Atombombenwurfs auf Hiroshima gedacht. Elke Koller, Friedensaktivisten aus dem nahe gelegenen Leienkaul, begrüßte die Quäkergruppe und liest den Bericht eines Überlebenden vor. Ariane Detloff aus Köln verlas einen Text, der die steigende Atomkriegsgefahr durch die technische Aufrüstung der Atomwaffen, die Kündigung von Abrüstungsvertragen und den Ukrainekrieg analysiert. Sie erklärt: „Die einzige Möglichkeit einen Atomkrieg zu verhindern, ist die Abschaffung dieser Massenvernichtungswaffen. Deutschland sollte dem Atomwaffenverbotsvertrag beitreten und die nukleare Teilhabe beenden.“ Die angekündigte Stationierung von US-Mittelstrecken- und Hyperschallwaffen erhöhe durch die minimalen Vorwarnzeiten die Gefahr eines Atomkriegs aus Versehen enorm. Klaus Mayer aus Karlsruhe verlas einen Brief der beiden zurzeit inhaftierten Friedensaktivistinnen Susan Crane, USA, und Susan van der Hijden, Niederlande. Sie waren in den Luftwaffenstützpunkt eingedrungen, um „ihre Mittäterschaft zu beenden und mit dem Militärpersonal über die Illegalität und Unmoral der Atomwaffen zusprechen.“ Sie schrieben: „Die Richter, die uns verurteilten, trafen die Entscheidung, einige Gesetzte zu befolgen, andere nicht.“ Ihre Haft betrachten die beiden als „Mahnwache hinter Gittern.“

Mit dem Lied „Nach dieser Erde wäre da keine, die eines Menschen Wohnung wäre“ zog die Gruppe vor das Haupttor. Die Polizei sicherte den Verkehr ab und hatte zusammen mit den Feldjägern ein Auge auf die Gruppe, denn 2018 war eine Gruppe der Quäker auf die Startbahn des Fliegerhorstes eingedrungen. Unter den Teilnehmenden sind auch zwei, die wegen der Aktion verurteilt wurden. Sie klagen wegen der Nichtbeachtung des Völkerrechts vor dem Bundesverfassungsgericht und den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Doch diesmal war kein Ziviler Ungehorsam geplant.

Am Mittag baute die Gruppe dann an der alten Moselbücke in Cochem einen Informationsstand auf. Kurz vor zwölf legten sich die Aktivisten auf den Boden. Eine Aktivistin umrandet mit Kreide die Liegenden. Die verbleibenden Umrisse sollen an die Menschen erinnern, die in der atomaren Hölle von Hiroshima verdampft sind und von denen nur Schatten auf Straßen und Gebäuden blieben.

Wolfgang Schlupp-Hauck, vom ehemaligen Atomwaffenstandort Mutlangen erläutert, warum Nuklearwissenschaftler die Weltuntergangsuhr auf 90 Sekunden vor Zwölf gestellt haben: „Auch die mangelnden Aktivitäten der Politik gegen den Klimawandel sind in ihre Einschätzung eingeflossen.“

Am Donnerstag zog die Quäkergruppe mit weißen Fahnen in einer Gehmediation durch die Cochemer Altstadt. Auf Umhängen stand „Ich will kein Atombomben Opfer sein“ und „Du sollst keine Atombombenopfer sein“. Touristen beobachteten interessiert die Gruppe. „Das ist wegen der Atomwaffen, die hier in der Nähe gelagert sind“, erklärte eine Führerin ihrer Gruppe. „Das solltet ihr Putin sagen“, rief einer den Demonstrierenden entgegen. Sie gingen unbeirrt schweigend weiter.

Am Donnerstag und Freitag verlegt die Quäkergruppe ihre Aktivitäten wieder an den Fliegerhorst in Büchel. Sie schließt sich dort der Internationalen Fastenaktion des ehemaligen Militärpfarrers Mathias Engelke, Köln, an. Mit ihm fasten Etienne Godino aus Frankreich, sowie Marc Morgan und Marge Töller aus Großbritannien. Gestaltet wird die Fastenmahnwache mit stündlichen Friedensimpulsen.

Am Freitag um 11:02 wird die Friedensglocke erneut angeschlagen. Sie erinnert dann an die Toten des Atombombenabwurfs auf Nagasaki. Anschließend wird gemeinsam das Fasten, an dem sich auch ein Teil der Quäkergruppe beteiligt hat, gebrochen. Der Wunsch der Fastenden: „Nie wieder Hiroshima, nie wieder Nagasaki.“


Die Quäker, offiziell: ‚Religiöse Gesellschaft der Freunde‘, sind eine christliche Gemeinschaft, die im 17. Jahrhundert gegründet wurde. Sie betonen die innere Erfahrung Gottes. Es gibt keine formellen Riten. Vielen Älteren sind die Quäker durch die von englischen und amerikanischen Quäkern durchgeführten Schulspeisungen nach dem ersten und zweiten Weltkrieg bekannt. Für ihre Friedens- und Versöhnungsarbeit erhielten die Quäker im Jahr 1949 den Friedensnobelpreis.