Im Krieg gibt es keine Gewinner – und in einem Krieg zwischen den USA und China würde die ganze Welt verlieren.

Von Megan Russell

Dabei geht es nicht nur um den massenhaften Verlust von Menschenleben, sondern auch um die Auswirkungen eines Krieges, der Millionen von Menschen in den wirtschaftlichen Ruin treiben, die Umwelt zerstören und zu weit verbreiteten Vertreibungen und Menschenrechtsverletzungen führen würde.

Der mögliche Einsatz von Atomwaffen wird oft als Randnotiz vernachlässigt, aber das sollte nicht sein. Nach Meinung der Experten könnte ein Konflikt zwischen den USA und China sich leicht zu einem Atomkrieg ausweiten – und ein nuklearer Winter ist nicht mehr weit entfernt.

Der Vorsitzende der Generalstabchefs, General Charles Q. Brown, ist anderer Meinung. Er meint, er sei „völlig zuversichtlich“, dass die USA China besiegen würden, falls der Krieg um Taiwan ausbrechen würde, auch wenn die Commission on National Defense Strategy enorme Verluste auf amerikanischer Seite vorhersagt. Erst letzte Woche gab er bekannt:“ Es wird die ganze Nation beanspruchen, wenn wir in einen Konflikt mit der VR China geraten, und ich bin zuversichtlich, falls wir herausgefordert werden, werden wir bereit sein.“

„Ich spiele, um zu gewinnen,“ fuhr er fort, nachdem er eingeräumt hatte, dass es um größere Konflikte gehen wird, ähnlich denen, die wir im Zweiten Weltkrieg gesehen haben, und dass wir damit klarkommen müssen. General Brown, geboren 1962, weiß nichts von den Schrecken des Zweiten Weltkriegs. Für ihn sind es Worte in einem Lehrbuch – ein Spiel zum „Spielen.“ Für andere bedeutet es Verlust von Gliedmaßen und Angst und Schrecken.

Die USA befinden sich seit ihrer Gründung in nahezu ständigen Konflikten, und unsere jüngsten Kriege zeichnen ein deutliches Bild der Untauglichkeit. Die einzigen Dinge, die man durch Vietnam, Iraq und Afghanistan erreicht hat, waren großflächiges Sterben und Zerstörung. Gewalt hört nicht einfach auf, nur weil der Krieg es tut, sondern schwebt wie ein Gespenst über der Gesellschaft, indem sie sich negativ auf die Gesundheit und den wirtschaftlichen Wohlstand der Nationen auswirkt sowie zu Umweltschäden beiträgt.

Obwohl unsere Regierung schon seit einiger Zeit auf einen Krieg mit China hinarbeitet, werden diese Worte nicht oft so deutlich ausgesprochen. Der Standpunkt von General Brown ist eindeutig: die USA bereiten sich auf einen Krieg vor und sie halten sich nicht zurück.

Diese Woche überbrachte Verteidigungsminister Lloyd Austin den Philippinen 500 Millionen Dollar zur Förderung ihres militärischen Potenzials. In der Zwischenzeit vereinbarte Außenminister Antony Blinken ein Abkommen über die Verlegung der operativen Kontrolle der japanischen Streitkräfte von Hawaii nach Japan.

Machen Sie sich nichts vor: dies ist nicht ein weiterer Spielzug eines weit entfernten Kriegsspiels. Dies ist eine Riesensache.

Die operative Kontrolle über Japans Militär zu haben bedeutet, dass unsere Regierung nicht so viele amerikanische Soldaten über den Ozean schicken muss, um in den Kampf zu ziehen. Sie werden die volle Befehlsgewalt und Kontrolle über Tausende von japanischen Truppen haben, mit denen sie machen können, was ihnen gefällt. Die USA besitzen bereits die operative Kontrolle über das Militär von Südkorea, was bedeutet, dass im Falle eines Krieges auch alle südkoreanischen Truppen unter US-Kommando gestellt würden.

Es geht hier nicht nur um Kriegsstrategie, sondern auch um die öffentliche Wahrnehmung. Das amerikanische Volk ist weitaus mehr dazu geneigt, einen Krieg zu unterstützen, wenn es nicht gerade geliebte Menschen verliert. Das könnte die einzige Lektion sein, die unsere Regierung aus Vietnam gelernt hat, und der Iraq hat sie nur verfestigt. Drohnen und Spezialkräfte können in einem Krieg mit China nicht viel ausrichten, sodass die USA Überstunden machen, um ihre militärischen Partnerschaften quer durch den asiatisch-pazifischen Raum zu festigen.

Die moderne US-Kriegsführung erfolgt oftmals durch den Einsatz von Stellvertreterstaaten und die Finanzierung der Truppen eines anderen Landes, solange diese im Interesse der USA handeln. Sie nennen es Militärstrategie, aber an der eigentlichen Wurzel des Übels steht ein düsteres Gefühl der Gleichgültigkeit gegenüber den Menschen anderer Nationen. Unserer Regierung ist es völlig gleichgültig, was mit den unschuldigen Menschen in Japan, Südkorea oder auf den Philippinen geschieht – solange die globale Vorherrschaft der USA erhalten bleibt, werden sie sie sterben lassen.

Inzwischen ist der Widerstand im Inneren gewachsen. In Südkorea, Japan und auf den Philippinen nehmen die Proteste zu und fordern ein Ende des US-Imperialismus. Die Menschen wollen nicht als Kanonenfutter dienen zwischen den USA und China, was genau passieren wird, wenn die Situation zu einem Krieg eskaliert.

Bei einer Anhörung des Ausschusses für auswärtige Beziehungen in der vergangenen Woche zur strategischen Kriegsführung mit China (der siebten bisher) betonte der stellvertretende Außenminister Kurt Campbell die Bedeutung von AUKUS und anderen trilateralen Partnerschaften im Umgang mit China. „Dies wird niemals ein Ende haben,“ sagte Campbell vor dem Ausschuss und betonte, dass der asiatisch-pazifische Raum „die fähigsten Marine- und fortschrittlichsten Langstrecken-Luftkapazitäten benötigt, die die Vereinigten Staaten jemals zuvor benötigt haben.“

Bündnisse werden geschlossen, und Milliarden von Steuergeldern fließen weiterhin in die fortschreitende Über-Militarisierung der Region. General Brown wies sogar darauf hin, dass er die Bemühungen zur Vorratshaltung von Waffen, Munition und anderen militärischen Gütern im Asien-Pazifik-Raum zur Kriegsbereitschaft intensiviert.

Erst vor ein paar Monaten wurde auf einem trilateralen Gipfel zwischen Japan, den Philippinen und den USA ihr Militärbündnis in der Region vertieft. Biden bestätigte erneut den Vertrag zur gegenseitigen Verteidigung zwischen den USA und den Philippinen, der festlegt, dass die USA auf jeden Angriff auf den Inselstaat reagieren werden. AUKUS, dessen Bedeutung Minister Campbell mehrfach hervorgehoben hat, ist ein Verteidigungsbündnis zwischen den USA, dem Vereinigten Königreich und Australien in der Asien-Pazifik Region. Diese strategische Partnerschaft, die von China wegen ihrer „Mentalität des Kalten Krieges“ kritisiert wird, unterscheidet sich nicht von derjenigen, die uns im 20. Jahrhundert in weltweite Kriege geführt hat.

Wohin wir auch schauen, spricht unsere Regierung von einem Krieg mit China, als sei er ein unvermeidliches und gerechtfertigtes Unterfangen. Das ist er nicht. Das ist Krieg nie.

Und trotzdem werden die Medien unseren Politikern weiterhin, wie Schoßhunde folgen, und das Narrativ füttern, dass ein Krieg mit China unvermeidbar ist – obwohl China selbst jede potenzielle Eskalation eines Konflikts wiederholt verurteilt hat. An diesem Punkt liegt es an den Menschen, etwas anderes zu sagen.

Es ist an der Zeit, dass die amerikanische Öffentlichkeit gegen die Normalisierung des Konflikts und gegen die Kriegsvorbereitungen mit China Stellung bezieht. Es ist an der Zeit, unserer Regierung mitzuteilen, dass ein Krieg mit China nicht nur unzumutbar ist, sondern globaler Selbstmord. Wir stehen jetzt vor einem nicht zu gewinnenden Konflikt und haben keine Zeit mehr, wegzuschauen. Die Zeit zum Handeln ist jetzt gekommen.

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Doris Fischer vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!


Megan Russell ist CODEPINKs Koordinatorin der Kampagne „China ist nicht unser Feind“. Sie schloss ihr Studium an der London School of Economics mit einem Master in Konfliktforschung ab. Davor besuchte sie die NYU, wo sie Konflikt, Kultur und internationales Recht studierte. Megan hat ein Jahr lang in Shanghai studiert und über acht Jahre lang Mandarin gelernt. Ihre Forschung konzentriert sich auf die Überschneidungen zwischen den Beziehungen zwischen den USA und China, der Friedenskonsolidierung und der internationalen Entwicklung.

Der Originalartikel kann hier besucht werden