In der aktuellen Debatte um die Friedensstatue Ari in Berlin-Mitte steht das Schicksal der Überlebenden des „Trostfrauen“-Systems und anderer Opfer sexualisierter Gewalt im Mittelpunkt (Pressenza informiert). Der Korea Verband setzt sich vehement für den Erhalt dieses bedeutenden Denkmals ein, das nicht nur die Leiden der „Trostfrauen“ würdigt, sondern auch als Symbol für den fortwährenden Kampf gegen sexualisierte Gewalt und Feminizide dient.
In ihrer jüngsten Stellungnahme wirft die Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger jedoch Fragen auf, die das Vertrauen des Korea Verbands in die politische Führung erschüttern. Die folgende Antwort des Korea Verbands beleuchtet die Unstimmigkeiten in der Kommunikation und die Bedeutung der Friedensstatue, deren zukünftiger Erhalt weiterhin ungewiss bleibt.
Antwort des Korea Verbandes auf die Stellungnahme der Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger
In der Auseinandersetzung um die Friedensstatue sollte die Berücksichtigung der Überlebenden des „Trostfrauen“-Systems und anderer Betroffener von sexualisierter Gewalt das oberste Anliegen sein. Diese aber scheinen bei Frau Remlingers Überlegungen nicht im Fokus zu stehen.
Am 20.06.2024 erklärte Frau Remlinger auf dem Vorplatz des Rathauses Mitte zwar, dass sie gemeinsam mit dem Korea Verband gegen sexualisierte Gewalt in Kriegen kämpfen möchte. Wir begrüßen die Initiative, weitere Mahnmale für Opfer sexualisierter Gewalt zu errichten. Jedoch bietet dieses Versprechen keine stichhaltigen Gründe für die Entfernung der Friedensstatue. Die Friedensstatue ist bereits ein universelles Denkmal, das nicht nur die „Trostfrauen“ ehrt, sondern auch die fortwährenden Kämpfe von FLINTA*-Personen gegen sexualisierte Gewalt und Feminizide kontextualisiert und würdigt.
Frau Remlinger hat leider unsere Einladung ins „Museum der Trostfrauen“ (kurz MuT) zum wiederholten Male ausgeschlagen und es versäumt, sich über unsere konkreten erinnerungs- und bildungspolitischen Strategien und Projekte zu informieren. Wir möchten den Unterzeichner*innen dieser Petition sagen, dass wir nach diesen Erfahrungen den Worten der Bezirksbürgermeisterin nur noch bedingt Vertrauen schenken.
Kann ein temporäres Kunstwerk wirklich nicht dauerhaft an seinem Ort erhalten werden?
Von Anfang an waren wir auf die Kommunikation mit dem Bezirksamt angewiesen, die zunehmend undurchsichtiger wurde. Als wir 2020 die Aufstellung der Friedensstatue planten, empfahlen uns die Sachbearbeiter*innen des Bezirksamtes, den Antrag über die Kommission Kunst im Stadtraum (KIST) einzureichen. Sie wiesen uns darauf hin, dass die Genehmigung für eine dauerhafte Aufstellung sehr lange dauern könnte und die hochbetagten ehemaligen „Trostfrauen“ bis zur Entscheidung kaum noch leben würden. Sie versicherten uns, dass die Aufstellung – wenn Anwohner*innen nicht widersprächen – immer wieder verlängert werden könnte. Von maximal zwei Jahren war damals nie die Rede. Im Juni 2023 gab eine Mitarbeiter*in des Bezirksamtes die Auskunft, dass es sich bei der Begrenzung auf zwei Jahre um „Anwendungspraxis“ handle und dass es bereits einige Ausnahmen im Bezirk Mitte gäbe.
In der letzten offiziellen E-Mail des Bezirksamts vom 23.09.2022 hieß es, dass die Statue bis auf weiteres „geduldet“ werde, solange das Rechtsamt die Verlängerung der Ausnahmegenehmigung prüfe. Es scheint, als werde seit zwei Jahren geprüft. Mit uns wurde seitdem nicht mehr (schriftlich) Kontakt aufgenommen.
Am 09.11.2022 verkündete Frau Remlinger im Fachausschuss Weiterbildung und Kultur der BVV die Verlängerung der Duldung um zwei Jahre. Im Januar 2023 hieß es informell, dass der Vorgang auf den Zeitraum nach den Berliner Neuwahlen vertagt werde. Mitte Juni 2023 suchten uns zwei Verantwortliche des Bezirksamtes wegen der Texttafel im Korea Verband auf. Wir hatten im Vorfeld eine Anpassung des Textes vorgelegt, die auch auf das von Deutschland betriebene System der Wehrmachtsbordelle hinwies. Wir verblieben dabei, dass das Bezirksamt nach diesem Treffen einen konkreten weiterführenden Vorschlag unterbreiten werde. Seither haben wir nichts von ihnen gehört. Daher verwundert uns Frau Remlingers Stellungnahme, in der sie von einer transparenten Kommunikation spricht. Über den Bezirksamtsbeschluss vom 20.09.2022 wurden wir nie informiert. Ebenso wurde uns nicht mitgeteilt, dass das Gespräch über die Änderung der Texttafel „gescheitert“ sei oder dass ein geänderter Text Voraussetzung für die Verlängerung der Duldung sei.
Was ist passiert, dass die Friedensstatue auf einmal nicht mehr geduldet werden kann?
Nach seinem Tokio-Besuch im Mai 2024 verkündete Kai Wegner in einer Pressemitteilung, dass es zu „Veränderungen“ in Bezug auf die Friedensstatue kommen müsse. Wir wurden daraufhin nicht vom Bezirksamt, sondern von Journalist*innen informiert, dass das Bezirksamt plant, Ari zum 28. September 2024 zu entfernen.
Dieses besondere Kunstwerk muss anerkannt werden!
Die Friedensstatue Ari ist weltbekannt geworden, nachdem sie im Oktober 2020 durch den ehemaligen Bezirksbürgermeister beinahe entfernt worden wäre. Der Widerstand der Zivilgesellschaft zeigte damals schon, wie bedeutungsvoll die Statue war und ist. Die Bezirksverordnetenversammlung erkannte die Bedeutung des Kunstwerkes und forderte das Bezirksamt mehrfach auf, die Statue dauerhaft zu erhalten. Seither melden sich bei uns fast täglich Abiturent*innen, Studierende, Wissenschaftler*innen, Künstler*innen, und Journalist*innen, um sich über die „Trostfrauen“ und die Friedensstatue zu informieren. Menschen aus der ganzen Welt suchen Ari und unser „Museum der Trostfrauen“ auf.
Wie sehr Ari geschätzt wird, erkennen wir daran, dass wir binnen drei Wochen mehr als 2.000 Unterschriften von Menschen, die im Bezirk Berlin-Mitte wohnen, für den Einwohner*innenantrag sammeln konnten. Alle bedankten sich bei uns für unsere Arbeit und können nicht nachvollziehen, warum Ari entfernt wird. Sie haben all unsere Aktivitäten an der Statue beobachtet und erkennen unsere Arbeit an, während sich Frau Remlinger hinter den Paragraphen der angeblich maximalen Aufstellungsdauer versteckt hält.
Wir hoffen, dass die Politiker*innen der CDU und des Bündnisses 90/Die Grünen den Bürger*innen endlich zuhören und den Erhalt der Friedensstatue ermöglichen.
Zur Petition: https://www.change.org/p/save-ari-die-friedensstatue-muss-bleiben