Citibank ist der führende Geldgeber für Erdöl- und Erdgasextraktion im Amazonasgebiet und der weltweit zweitgrößte Investor für fossile Brennstoffe. Nun hat der internationale Konzern mit der Verabschiedung neuer Richtlinien einen Richtungswechsel beschlossen: Die Expansion von Öl und Gas soll nun zurückgehen. Die Entscheidung wird sich auf etwa 20 Prozent der Investitionen der Bank im Amazonasgebiet auswirken. Der weltweit zweitgrößte Geldgeber für fossile Brennstoffe will keine Projekte mehr finanzieren, die den Abbau von Öl- und Gasvorkommen im Amazonasgebiet fördern. Die internationale Umweltorganisation Stand.earth und die Koordinationsstelle für indigene Organisationen in der Amazonasregion (Coordinadora de Organizaciones Indígenas de la Cuenca Amazónica, COICA) begrüßten die Ankündigung, halten sie aber noch für unzureichend. Die beiden Organisationen empfehlen für Banken eine geografische Ausschlussregelung, die alle Transaktionen abdeckt, die den Öl- und Gassektor in der Amazonasregion betreffen.

Neue Leitlinien

Die Entscheidung der Citibank folgte auf den jahrelangen Druck indigener Organisationen und Umweltgruppen. Sie sind Teil einer in New York gegründeten Bewegung mit dem Namen „Hot Summer“. „Ich fordere die Citibank auf, die Extraktivismus-Finanzierung einzustellen. Der Extraktivismus bedroht die indigenen Völker und unsere Lebensgrundlagen, während er die Artenvielfalt unseres Regenwaldes auslöscht und seine Zerstörung vorantreibt“, erklärte Fany Kuiru, Koordinatorin der COICA. Stand.earth weist in einer Presseerklärung darauf hin, dass projektbezogene Transaktionen nur 18 Prozent der Aktivitäten der Citibank im Amazonasgebiet ausmachen. Damit würden 82 Prozent ihrer Finanzierungen in der Region im Rahmen der neuen Politik nicht berücksichtigt.

Klare Definitionen gefordert

Für die 18 Prozent der Finanzierungen, die in der neuen Politik der Citibank berücksichtigt werden sollen, fordert die Organisation in ihrer Erklärung klare Definitionen der in der neuen Leitlinie verwendeten Begriffe „Amazonas“, „Projekte“ und „Expansion“. Das multinationale Unternehmen solle außerdem die RAISG-Definition des Amazonasgebietes übernehmen. Diese sei bereits von anderen Banken übernommen worden und definiert den Amazonas als Region, die sich über die neun Länder Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Ecuador, Französisch-Guayana, Guyana, Peru, Suriname und Venezuela erstreckt.

Citibank ist der „größte Mittäter“

Laut Stand.earth ist die Citibank der größte Mittäter bei der Zerstörung des Amazonasgebiets. So fließen mehr als 2,3 Milliarden US-Dollar direkte Öl- und Gasfinanzierungen von der Bank an Unternehmen wie PetroEcuador und Petroperu. Gleichzeitig verpflichtete sich die Bank auch zu umfangreichen Sorgfaltsprüfungen jeglicher Transaktionen Kunden, die im Amazonasgebiet tätig sind. Mit diesen neuen Leitlinien soll sichergestellt werden, dass sich das 500-Millionen-Dollar-Anleihegeschäft der Firma Hunt Oil Peru vom Jahr 2023 nicht wiederholt. Mit den Anleihen wurde das Camisea-Gasprojekt finanziert. Das Projekt stieß auf erheblichen Widerstand, weil es das Nahua-Nanti-Reservat und das Gebiet der unkontaktierten indigenen Völker, bekannt als PIACI (Pueblos Indígenas en Aislamiento y Contacto Inicial), negativ beeinträchtigte. Es führte zu Umweltschäden und bedrohte die Lebensweise dieser indigenen Gruppen.

Ein wichtiges, wenn auch verbesserungswürdiges Signal

Leider erwähnen die neuen Richtlinien der Citibank allerdings keine Einschränkungen in Bezug auf den Ölhandel. „Wir werden die Leitlinien der Citibank zum geografischen Ausschluss von der Finanzierung von Öl- und Gasexpansionsprojekten im Amazonasgebiet genau beobachten, denn sie wird in den kommenden Monaten und Jahren einen großen Einfluss haben „, so Angeline Robertson von Stand.earth. Der Schritt der Citibank ist zwar alles andere als perfekt, sendet aber ein wichtiges Signal an andere Banken, die den größten Einfluss in der Region haben und im selben Gebiet tätig sind: JPMorgan Chase, Bank of America und Banco Santander.

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