Am Samstag, dem 1. Juni demonstrierten junge LandwirtInnen und Umweltaktive gemeinsam auf und an der Weser am Braker Hafen: Mit Paddelbooten und einem geschmückten Traktor forderten sie eine massive Reduktion der Sojaimporte. Sie warnten vor Weservertiefungsplänen für immer größere Frachtschiffe. Es brauche eine Zukunft für regional orientierte, bäuerliche Landwirtschaft, die durch immer mehr Importe, Exporte und die sogenannten Freihandelsabkommen gefährdet werde.
Der Hafen Brake an der Unterweser ist für das Aktionsbündnis ein Ort mehrerer Zukunftskonflikte. Hunderttausende von Tonnen Soja und Sojaschrot landen Jahr für Jahr in Brake an. Jutta Sundermann von Aktion Agrar erklärte: „Das importierte Eiweißfutter hat das Massentierhaltungskonzept des Oldenburger Münsterlandes erst möglich gemacht. Es geht bis heute mit Vertreibungen und Vergiftungen von Anwohner:innen einher. Für die Sojaplantagen brennen in Brasilien Wälder und Savannen, stirbt unersetzbare Artenvielfalt und eine der grünen Lungen der Erde.“
Aktion Agrar hatte erst vor wenigen Tagen eine neue Studie zu Sojaprofiten vorgestellt. Die Analyse kommt zu dem Ergebnis, dass die untersuchten zehn großen Unternehmen der deutschen Wertschöpfungskette insgesamt 23,9 Mio. € Betriebsgewinn mit eingebettetem brasilianischem Soja und 276,3 Mio. € Bruttogewinn in 2022 erwirtschafteten. Insgesamt verdoppelte sich der Preis des (eingebetteten) brasilianischen Sojas gegenüber dem Weltmarktpreis sogar fast alleine im Rahmen der Weiterverwendung in Deutschland (Preiserhöhung um Faktor 1,97). Jutta Sundermann kommentiert:
„Das kommt dazu: Die Gewinner sitzen am Ende der Lieferkette. Es sind aber nicht die Höfe, die die Tiere halten. Die zahlen meistens drauf. Es verdienen die Fleischkonzerne Tönnies, Wiesenhof und Co – und die Riesen des Lebensmittel-Einzelhandels.“
Für die Versammlung hatte Prof. Dr. Antônio Andrioli aus Brasilien eine Grußbotschaft übermittelt. Er begrüßte den Protest und warnte insbesondere vor der Ratifizierung des EU-Mercosur-Abkommens. Der Sprecher der Jungen Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, Lennart Tiller ergänzte: „Wir demonstrieren gegen die Fixierung auf Importe und Exporte. Sie zerstört die Grundlage vieler landwirtschaftlicher Betriebe, unter anderem hier in Europa. Sogenannte Freihandelsabkommen nutzen wenigen großen Unternehmen und ruinieren Existenzen im globalen Süden und Norden. Das Abkommen zwischen der EU und den Mercosurstaaten muss endlich vom Tisch.“
Für die Junge AbL zeigt die jüngste Entwicklung in Argentinien, dessen neuer Staatschef auf rücksichtslose Ausbeutung der Menschen und Ressourcen setzt, wie unberechenbar diese Vereinbarungen sind. Aber auch ohne Extremisten in den Regierungen bringen sie Profite für Wenige und stehen zukunftsfähiger Entwicklung im Weg.
Seit Jahren streitet ein breites Bündnis in der Region gegen die geplante Weservertiefung. Es warnt vor unberechenbaren Umweltschäden, vor allem der Verschlickung der Küste und Versalzung der Gewässer.
Annette Chapligin: „Die Schäden der letzten Ausbaggerungen sind noch lange nicht behoben, die Betroffenen nicht entschädigt. Wir verlieren immer mehr Pflanzen und Tiere der Wesermündungsregion. Wenn die Vertiefung kommt, wird das auch die Landwirtschaft in der Region massiv belasten. Immer mehr Wassergräben zwischen den Weidewiesen versalzen und nehmen den Höfen ihre Existenzgrundlage.“
Zitierte Studie von Aktion Agrar zu Sojaprofiten:
Zusammenfassung der Studie auf Deutsch
Gesamte Studie auf Englisch