Afrikanische Perspektiven auf eine Krise, die wir kaum wahrnehmen.

„Alle Welt schaut auf die Konfliktregionen im Nahen Osten und in der Ukraine. Für die katastrophale Lage im Sudan reicht die Aufmerksamkeit nicht. Die Partner im Süden beklagen zu Recht unsere selektive Wahrnehmung“, so Maria Buchwitz, Sprecherin der pax christi-Kommission Solidarität mit Zentralafrika. Im Sudan kämpfen Armee und Milizen gegeneinander und treiben damit Millionen Menschen in die Flucht und ins Elend. Mittlerweile leiden 40 Prozent der Bevölkerung unter akutem Hunger. Dieser Tage meldete Save the Children, dass mehr als 18 Millionen Kinder – das sind 80 Prozent der Kinder im Land! – seit über einem Jahr nicht mehr zur Schule gehen. Dies hat nicht nur mit allgemeiner Unsicherheit, sondern auch mit den gehäuften direkten Angriffen auf Schulen und Bildungseinrichtungen seit Beginn des Konfliktes im April 2023 zu tun. Die meisten Schulen sind geschlossen.

Nach Angaben des schwedischen Friedensforschungsinstituts SIPRI hat sich die Zahl der bewaffneten Konflikte weltweit zwischen 2010 und 2022 von 82 auf 182 mehr als verdoppelt. Wenige schaffen es in unsere Medien. Für die meisten Menschen im Globalen Süden ist der Ukraine-Krieg ein Konflikt unter vielen, der so viel Aufmerksamkeit auf sich zieht, weil er in Europa stattfindet.

Aus afrikanischer Perspektive sieht die Welt anders aus: Millionen Menschen am Horn von Afrika harren in Flüchtlingslagern aus. Viele verschiedene Parteien sind in die lokalen Konflikte verstrickt. So die Arabischen Emirate, welche lange die Rapid Support Forces (RSF) unterstützten – eine Miliz, die Mitverantwortung für den verheerenden Genozid von 2000 in Darfur trägt und die Hauptverantwortung hat für die bürgerkriegsähnlichen Verhältnisse im Sudan.

Tausenden Menschen allein in der Hauptstadt Khartum hat der Krieg im Sudan das Leben gekostet – über 10 Millionen Menschen wurden vertrieben.

Auch in vielen anderen afrikanischen Länder nehmen die Unruhen in der Bevölkerung zu, die ihr Recht auf Partizipation am Reichtum ihrer Länder einfordert. „Besonders schlimm ist es, dass weltweit Gelder, die dringend für die großen Menschheitsaufgaben wie die Bekämpfung von Hunger und Armut gebraucht werden, mehr und mehr in die Rüstung fließen“, so Maria Buchwitz weiter.

Wir fordern die Bundesregierung auf, sich für folgende Schritte einzusetzen:

  • Über bilaterale und multilaterale Kanäle Druck auf die Teilnehmenden der im Juni in Ägypten geplanten Friedenskonferenz für den Sudan auszuüben, damit es dort zu einer wirksamen Vereinbarung und Waffenruhe kommt.
  • international einen effektiven Mechanismus zur Verhinderung von Waffenlieferungen in den Sudan einzufordern
  • sich für eine rasche Anklageerhebung beim Internationalen Strafgerichtshof gegen Personen einzusetzen, die für Menschenrechtsverbrechen im Sudan verantwortlich sind
  • proaktiv die notwendige und sofortige Aufstockung der humanitären Hilfe für die Menschen im Sudan multilateral einzufordern und auch in Deutschland entsprechende Mittel zur Verfügung zu stellen.

Der Originalartikel kann hier besucht werden