Aus Anlass des Internationalen Hurentags 2024 fordert Juanita Henning, Sprecherin von Doña Carmen e.V., Verein für soziale und politische Rechte von Prostituierten, mehr Rechte statt Repression für die rund 90.000 in der Prostitution tätigen Sexarbeiter*innen.

Mit Blick auf parteipolitische Debatten um ein mögliches ‚Sexkaufverbot‘ in Deutschland erklärt Henning: „Wir sind dieses unwürdige Spiel mit der Existenzangst von Sexarbeiter*innen leid. Das Sexkaufverbot dient mittlerweile selbst etablierten Parteien als willkommene Drohkulisse, um Sexarbeiter*innen dazu zu bewegen, sich ‚freiwillig‘ den Zumutungen des hierzulande geltenden unsäglichen Prostituiertenschutzgesetzes zu unterwerfen.“

Doña Carmen e.V. nehme diese Drohung ernst, so Henning, sage aber auch: „Das Sexkaufverbot ist ein Papiertiger. Wer das Prostitutionsgewerbe in eine informelle Untergrund-Ökonomie verwandeln will, der liegt mit dem Sexkaufverbot natürlich goldrichtig. Realistisch denkende Menschen und all jene, denen Rechte von Menschen wichtiger sind als die Befriedigung ihrer Straflust, lassen die Finger vom Sexkaufverbot.“

Deutschland habe schon genug Probleme, so Henning, als dass es sich auch noch die Kriminalisierung einer gesamten Berufsgruppe samt dem Verbot sämtlicher Bordelle ans Bein binden müsse, wie von der CDU/CSU gefordert.

Die tatsächlichen Probleme des Prostitutionsgewerbes lägen zudem ganz woanders als da, wo Befürworter*innen des Sexkaufverbots sie vermuten. Der Sexarbeiter*innen zu Unrecht zugeschriebene Hang zu einem Arbeiten in der Illegalität und in informellen Bereichen habe seine Ursachen nicht zuletzt in der von der damaligen CDU geführten Bundesregierung eingeführten rigiden „Erlaubnispflicht für Prostitutionsgewerbe“.

Diese Regelung, so Henning, habe sich erwartungsgemäß als Einladung zur Schließung von Prostitutionsstätten und damit zur schleichenden Illegalisierung von Sexarbeit erwiesen. Von den 2016 seitens der Bundesregierung noch angenommenen 11.700 Prostitutionsgewerben sind laut Wiesbadener Bundesamt für Statistik heute gerade einmal 2.310 übriggeblieben.

„Wer Prostitution unter den Schutz von Art. 12 Grundgesetz („Berufsfreiheit“) stellt, kann das nicht sehenden Auges zulassen, sondern muss auch für eine ausreichende Anzahl von Prostitutionsstätten Sorge tragen, wo dieser Beruf unter angemessenen Bedingungen ausgeübt werden kann“, so Henning.

Aus Anlass des Internationalen Hurentags 2024 hat Doña Carmen e.V. unter dem Titel „Klare Kante für Komplett-Legalisierung von Sexarbeit in der Prostitution“ auch im Hinblick auf die bevorstehende Evaluation des Prostituiertenschutzgesetzes einen umfassenden Forderungskatalog der Sexarbeiter*innen veröffentlicht: https://www.donacarmen.de/wp-content/uploads/01-FORDERUNGEN-zum-INTERNATIONALER-HURENTAG.pdf

Zudem wird Doña Carmen e.V. im Rahmen einer vom Berufsverband für erotische und sexuelle Dienstleitungen (BesD) organisierten bundesweiten Aktionswoche zum Internationalen Hurentag am kommenden Mittwoch, den 5. Juni 2024, in Frankfurt/Main wieder eine der sehr nachgefragten Bordellführungen anbieten, wo die Gelegenheit besteht, persönlich mit Sexarbeiter*innen ins Gespräch zu kommen.