Die Indizien verdichten sich: Vermutlich haben skrupellose Forscher das Virus entwickelt. Ein Laborunfall setzte es in die Welt.

Pascal Derungs für die Online-Zeitung INFOsperber

«Das Lügengebäude bröckelt» betitelt der Professor für Physik Roland Wiesendanger seinen Artikel im Polit-Magazin  «Cicero». Der international renommierte Wissenschaftler fasst darin den aktuellen Stand der Erkenntnisse zum Ursprung der Corona-Pandemie zusammen. Als «Lügengebäude» bezeichnet er die offizielle Lesart, wonach das Virus natürlichen Ursprungs sei und auf dem Tiermarkt der chinesischen Stadt Wuhan zufällig von Fledermäusen auf Menschen übergesprungen sein soll – ausgerechnet am Standort des Wuhan Instituts für Virologie (WIV).

Die schon sehr früh kursierende Gegenthese, wonach Covid-19 keinen natürlichen Ursprung habe, wurde von Anfang an diskreditiert. Dies sei eine reine Verschwörungstheorie, behauptete eine hochrangige Gruppe von 27 anerkannten Virologen bereits am 19. Februar 2020 in einer öffentlichkeitswirksamen Publikation im Fachmagazin «The Lancet». Die Publikation verschwieg jedoch, dass die Mehrheit der Unterzeichnenden selber Beziehungen zum Labor in Wuhan hatte, hält Wiesendanger fest. Alle massgebenden Behörden und Medien orientierten sich seither an dieser Lesart des natürlichen Ursprungs. Sie galt als sakrosankt.

Eine erdrückende Indizienkette spricht für einen Laborunfall

Immer mehr Indizien tauchen auf, die laut Wiesendanger das Gegenteil untermauern. Kurz zusammengefasst postuliert er, dass

  • das Virus künstlich erschaffen und gentechnisch gezielt daraufhin programmiert worden sei, sich über Aerosole in der Luft verbreiten und Menschen anstecken zu können («gain-of-function»);
  • Forschende aus den USA und vom Labor in Wuhan sich von diesen hochriskanten Experimenten neue Erkenntnisse über die Entstehung und Verbreitung von Pandemien erhofft hätten, um solche künftig effizienter bekämpfen zu können;
  • die nötigen Sicherheitsstandards von Verantwortlichen in den USA und im Wuhan-Labor trotz dringender Warnungen missachtet worden seien, um Kosten zu sparen;
  • dies zur Freisetzung des gezüchteten SARS-CoV-2-Virus geführt und genau die Art von Pandemie ausgelöst habe, welche man dank dieser Forschung eigentlich hätte verhindern, kontrollieren und bekämpfen wollen;
  • in der Folge wichtige Akteure diverse Manöver unternommen hätten, um die tatsächlichen Vorkommnisse zu verschleiern und ihre Mitwirkung zu leugnen.

Roland Wiesendanger bezieht sich bei diesen Indizien primär auf Aussagen direkt involvierter Wissenschaftler vor Untersuchungsausschüssen des US-Kongresses sowie auf deren E-Mail-Verkehr, der verschollen war, teilweise gar gelöscht wurde, aber teilweise rekonstruiert werden konnte. Daraus ergibt sich, dass praktisch alle beteiligten Akteure ein verdächtiges und widersprüchliches Verhalten an den Tag legten, Verschleierungsmanöver und teilweise Falschaussagen machten.

Einen direkten Beweis für den ungeheuerlichen Verdacht des menschlichen Verschuldens könnten nur die Labordaten und -protokolle aus Wuhan liefern, hält Wiesendanger fest. Doch diese Labordaten «verschwanden» kurz nach dem Ausbruch der ersten Covid-Erkrankungen in China. Die chinesischen Behörden konnten bislang nicht dazu bewogen werden, diese alles entscheidenden Informationen herauszurücken und den US-Untersuchungsbehörden zugänglich zu machen.

USA und China betrieben lange vor Corona gefährliche Forschung

Eine zentrale Rolle spielte Peter Daszak, Präsident der amerikanischen NGO «EcoHealth Alliance» (EHA). Er betrieb gemeinsam mit Wissenschaftlern des Wuhan Instituts für Virologie (WIV) schon vor der Pandemie über viele Jahre hinweg hoch risikoreiche «gain-of-function»-Forschung mit Coronaviren. Dies hat der Corona-Untersuchungsausschuss des US-Repräsentantenhauses festgehalten.

Der Untersuchungsausschuss stellte fest, dass Peter Daszak kurz vor Ausbruch der Pandemie einen Forschungsantrag konzipierte, in dem detailliert die künstliche Synthese eines neuen SARS-artigen Coronavirustyps vorgeschlagen wurde. In SARS-ähnlichen Fledermaus-Coronaviren sollte eine Komponente namens Furin-Spaltstelle eingefügt werden, die es ermöglichen würde, menschliche Zellen leichter zu infizieren.

Als SARS-CoV-2 einige Zeit später in Wuhan auftauchte, besass es genau diese Furin-Spaltstelle, was es unter den SARS-verwandten Coronaviren einzigartig machte, unterstreicht Roland Wiesendanger in seinem Cicero-Artikel. Ein Zufall sei höchst unwahrscheinlich.

Wegen der Kosten wurden Sicherheitsstandards unterlaufen

In einer Vorversion des oben geschilderten Forschungsantrags mit dem Kurztitel «DEFUSE» kommentierte Peter Daszak, dass man diese Forschungsarbeiten nicht in einem amerikanischen Biolabor der Sicherheitsstufe BSL-3, sondern unter weniger restriktiven Sicherheitsbedingungen von BSL-2-Laboren in Wuhan durchführen wolle. Es bestand von Anfang an die Absicht, dieses Projekt über das Wuhanlabor laufen zu lassen.

Daszak handelte trotz dringender Warnungen von Ralph Baric, einem führenden US-Wissenschaftler in der «gain-of-function»-Forschung mit Coronaviren. Dies geht aus einem exklusiven Interview hervor, das Baric dem Magazin «Vanity Fair» gewährte. US-Wissenschaftler würden «ausflippen», schrieb ihm Baric, wenn solche Forschung in einem Biosicherheitslabor lediglich der Stufe 2 stattfinden würde, wie Daszak dies plante. In seinem eingereichten Forschungsantrag korrigierte Daszak darauf, die Experimente würden in einem Labor mit der höchsten Sicherheitsstufe 3 stattfinden, ohne sich jedoch auf einen Standort festzulegen, schildert Wiesendanger das weitere Geschehen.

Baric aber bezweifelt, dass dies tatsächlich so geschah. Er wies auf mehrere veröffentlichte Forschungsarbeiten hin, aus denen hervorging, dass die chinesischen Wissenschaftler ihre Virusforschung in BSL-2-Laboren durchführten.

Anthony Faucis Institut brachte den Stein ins Rollen

Von der US-Forschungsförderorganisation DARPA wurde Daszaks Antrag nicht bewilligt. Trotzdem erhielt er kurz darauf neue Forschungsgelder von einer Unterabteilung der amerikanischen «National Institutes of Health» (NIH) unter Leitung von Anthony (Tony) Fauci, dem späteren US-Präsidentenberater, um diese Forschung im WIV in Wuhan betreiben zu können.

In einer E-Mail, die dem US-Untersuchungsausschuss übergeben wurde, teilte Baric Peter Daszak mit, dass es «eine Menge Blödsinn» sei, zu behaupten, dass «das WIV Coronavirus-Forschung in Labors mit ausreichenden Biosicherheitsprotokollen durchgeführt» habe. Auch dies geht aus dem Interview in «Vanity Fair» hervor. Demnach sagte Baric dem Untersuchungsausschuss: «Der Markt war eindeutig ein Kanal für die Expansion. Hat es dort angefangen? Ich glaube nicht.» Das Argument halte nicht stand, sagte er, da genomische Beweise darauf hindeuten, dass COVID-19 bereits Mitte bis Ende Oktober 2019 in der menschlichen Bevölkerung zirkulierte. Er könne einen Laborunfall nicht ausschliessen.

Schlamperei verunmöglicht eine nachträgliche Überprüfung

Der Untersuchungsausschuss stellte auch fest, dass Daszak die riskanten Experimente zur künstlichen Veränderung von Coronaviren in Wuhan nicht überwachte, obwohl amerikanische Steuergelder an das Wuhan-Institut für Virologie flossen. Auch forderte er entgegen gängiger Praxis in solchen Fällen keine Laborbücher von seinen Wissenschaftskollegen in Wuhan ein.

Basierend auf diesen Verfehlungen wurde die Förderung von Peter Daszak und seiner Organisation mit US-Steuergeldern im Mai 2024 suspendiert.

Wie das «Lügengebäude» errichtet wurde

Sodann war es auch Peter Daszak, der am 19. Februar 2020, zu Beginn der Pandemie, den bekannten offenen Brief von 27 Virologen in der  medizinischen Fachzeitschrift «The Lancet» organisierte, der massgeblich dazu beitrug, die Laborleck-Hypothese als haltlose Verschwörungstheorie darzustellen und in der Welt-Öffentlichkeit zu diskreditieren.

Im Januar 2021 reiste Daszak – ohne seine offensichtlichen Interessenkonflikte offenzulegen – im Auftrag der WHO nach Wuhan. Er gehörte einer zehnköpfigen Gruppe von Wissenschaftlern an, die mehr über den Ursprung der Pandemie herausfinden sollte.

Die Risikobereitschaft der Forscher war masslos

Der Berater des US-Präsidenten während der Corona-Pandemie, Anthony (Tony) Fauci, war stets ein starker und einflussreicher Befürworter der «gain-of-function»-Forschung, erinnert Wiesendanger. Vor über zehn Jahren äusserte sich Fauci bereits dahingehend, dass der Erkenntnisgewinn dieser Art von Forschung das Risiko einer damit möglicherweise ausgelösten Pandemie rechtfertigen würde. Er war es auch, der die Auslagerung dieser hoch risikoreichen Forschung von den USA nach China betrieb und öffentlich rechtfertigte, macht Wiesendanger klar.

Anthony Fauci vor dem Untersuchungsausschuss

Fauci hatte ursprünglich unter Eid ausgesagt, dass die «National Institues for Health» NIH und ihre Unterabteilung NIAID «zu keinem Zeitpunkt» solche Forschung gefördert hätten. Diese Behauptung wurde Mitte Mai von einem hohen Vertreter der NIH korrigiert. Tatsächlich beinhalteten einige wissenschaftliche Publikationen zur «gain-of-function»-Forschung in Wuhan Danksagungen gegenüber dem NIH für die finanzielle Förderung. Fauci musste bei seiner zweiten Anhörung am 3. Juni 2024 schliesslich zugeben, dass er über Peter Daszak massive Fördergelder nach Wuhan geleitet hat.

Fauci bestritt unter Eid die Vorwürfe, er habe sich aktiv daran beteiligt, eine mögliche Laborherkunft des Virus zu verschleiern. Vielmehr sei er gegenüber der Hypothese, das Virus könne aus einem Labor stammen, «offen gewesen».

Als Beweis zitierte Fauci aus einer E-Mail an einen Forscher: Er selbst habe einem Kollegen damals geraten, dieser solle sofort den Geheimdienst verständigen, falls sich die Hypothese erhärte, das Virus sei im Labor entstanden. Es sei aber «molekular unmöglich», dass Sars-CoV-2 bei Experimenten entstanden sei, welche die US-Steuerzahler finanziert hätten, betonte Fauci. Er erhalte regelmässig Morddrohungen, legte er offen.

Der frühere «Covid-Zar» Fauci widersprach auch der Darstellung seines früheren Mitarbeiters David Morens, Fauci habe seine private E-Mail-Adresse für geschäftliche Zwecke benützt, um heikle Dinge am offiziellen Kanal vorbeilaufen zu lassen. Morens hatte es so dargestellt, dass er engen Kontakt zu Fauci hielt. Fauci dagegen distanzierte sich von Morens und verurteilte dessen Machenschaften.

Der bekannte Ökonom Jeffrey Sachs wies kürzlich darauf hin, dass die «National Institutes of Health» (NIH) – und dort insbesondere das Institut, das Fauci jahrzehntelang leitete – ab 2001 zur «Heimat» der US-Biowaffen-Forschung wurden. Die NIH avancierten zum «Forschungsarm» des Militärs und der Geheimdienste, so Sachs. Die entsprechenden Fördergelder seien dem von Fauci geleiteten Institut zugeflossen.

Sachs leitete die wissenschaftliche Covid-19 Kommission der medizinischen Zeitschrift «The Lancet» und bekam so tiefen Einblick in die Zusammenhänge. Der international gut vernetzte US-Professor für Ökonomie glaubte anfangs an die These vom natürlichen Ursprung – bis er auf immer mehr Details stiess, die einen Laborursprung wahrscheinlicher machen.

Obwohl Sachs ebenfalls zum demokratischen Lager zählt, lobt er den republikanischen Leiter des US-Corona-Pandemie-Untersuchungsausschusses für dessen «Transparenz, Aufrichtigkeit und Vernunft».

 

Vertuschung und Vernichtung von Beweismitteln

Der US-Covid-Untersuchungsausschuss befragte auch David Morens, einen leitenden Berater von Anthony Fauci. Im Oktober 2021 schrieb David Morens in einer E-Mail an Peter Daszak: «Aus den zahlreichen Kommentaren, die Tony mir gegenüber gemacht hat, und aus dem, was Francis [gemeint ist der damalige Leiter der NIH, Francis Collins – Anm.d.Red.] in den letzten fünf Tagen geäussert hat, geht hervor, dass sie versuchen, Dich zu schützen, was auch ihren eigenen Ruf schützt.» Der Untersuchungsausschuss stellte fest, dass Morens unrechtmässig offizielle Behörden-E-Mails gelöscht hatte, um mögliche Anfragen auf Herausgabe nach dem Öffentlichkeitsgesetz zu unterlaufen. Ferner liess er verbotenerweise behördliche Nachrichten über seinen privaten Gmail-Account laufen. Zudem habe er in vielfältiger Weise dienstliche und ethische Anforderungen an einen hochrangigen NIH-Mitarbeiter nicht erfüllt.

Die Regierungen gingen heimlich vom Laborunfall aus

Angesichts der schnellen, strikten Lockdown-Massnahmen im Frühling 2020 hält Wiesendanger es für sehr glaubhaft, dass die nationalen Sicherheitsbehörden nicht nur in den USA, sondern auch in vielen verbündeten Ländern die Kontrolle über die Reaktion auf die Covid-Pandemie deshalb übernahmen, weil sie wussten, dass Sars-CoV-2 ein manipuliertes Virus war, das aus einem Labor stammte, welches potenzielle Biowaffen erforschte. Es schien zu riskant, die Bekämpfungsmassnahmen allein den zuständigen Gesundheitsbehörden zu überlassen. Am 13. März 2020 erklärte Präsident Donald J. Trump einen landesweiten Notfall. Diese Reaktion entspreche derjenigen auf eine militärische Bedrohung, hält Wiesendanger in seinem Cicero-Artikel fest.

Das bestätigt sich einmal mehr durch ein Schreiben des Covid-Pandemie-Untersuchungsausschusses des US-Repräsentantenhauses an den amtierenden US-Aussenminister Antony Blinken vom 7. Mai. Darin heisst es, es sei glaubhaft, dass

  1. Covid-19 durch einen Laborunfall in Wuhan entstand;
  2. die Kommunistische Partei Chinas eine umfassende Untersuchung dieser Angelegenheiten verhinderte und behinderte; und
  3. eine nahtlose Beziehung zwischen dem Wuhanlabor und der Chinesischen Volksbefreiungsarmee bestehe.

Die «gain-of-function» bedroht die Welt weiterhin

Abschliessend schreibt Roland Wiesendanger: «Tatsache ist, dass hoch risikoreiche «gain-of-function»-Forschung mit pandemiefähigen Erregern nach wie vor in vielen Ländern der Welt betrieben und gefördert wird mit unabsehbaren Konsequenzen.»

Der Originalartikel kann hier besucht werden