Neue Folgen der Videoserie vom Bündnis Klinikrettung erschienen: Bürgerin aus Hersbruck und Arzt aus Breisach schildern Folgen von Krankenhausschließungen und Bedeutung kleiner Krankenhäuser.

Das Bündnis Klinikrettung veröffentlicht zwei weitere Folgen der neuen Videoreihe zu Krankenhausschließungen. In den Videoclips kommen die Menschen zu Wort, die in der Debatte um die Krankenhausreform bisher weitestgehend ignoriert wurden: die Betroffenen. In kurzen Interviews berichten Krankenhausbeschäftigte und PatientInnen aus ländlichen Regionen über die Folgen von Krankenhausschließungen, die sie ganz persönlich betreffen, und erklären, warum wohnortnahe Krankenhäuser für sie unabdingbar sind. Die Videoreihe ist ein dringlicher Appell gegen die geplante Krankenhausreform, mit der systematische Schließungen kleinerer Krankenhäuser vor allem auf dem Land vorgesehen sind.

In den heute veröffentlichten Videos erzählt Kommunalpolitikerin Angelika Pflaum, wie wesentliche Teile der medizinischen Versorgung nach der Schließung des Krankenhauses in Hersbruck weggebrochen sind. Eindrücklich beschreibt sie, wie BelegärztInnen abgewandert sind, Landarztpraxen und Apotheken geschlossen haben und sich die Notfallversorgung massiv verschlechtert hat. Angelika Pflaums Fazit: „Wir haben damals davor gewarnt und aufgezeigt, was wir alles verlieren werden. Und ich muss sagen, es kam schlimmer. Es kam noch schlimmer.“

Das Video mit Angelika Pflaum, Kommunalpolitikerin:

Der Arzt Joachim Flämig kann aus der eigenen Praxis berichten, warum wohnortnahe Krankenhäuser unverzichtbar sind. Er korrigiert den Mythos von der schlechteren Qualität kleiner Krankenhäuser: „Die häufigen Sachen wie Blinddarmentzündungen oder Bagatellverletzungen brauchen keine große Kliniken, die werden in den kleinen Krankenhäusern bestens behandelt. Es gibt eine Untersuchung von der Weißen Liste, die nachweist, dass die kleinen Krankenhäuser bei diesen häufigen Fällen genauso gut oder eher sogar besser sind.“

Das Video mit Joachim Flämig, Arzt:

In der kommenden Woche werden die letzten beiden Videos aus der Reihe veröffentlicht. Die Interviews bieten ein dringend benötigtes Korrektiv zur weitverbreiteten Verharmlosung von Krankenhausschließungen und zu dem immer wieder geäußerten Mythos einer bundesweiten Überversorgung. Das Bündnis Klinikrettung richtet damit ein Plädoyer an PolitikerInnen auf Bundes- und Landesebene, die Stimmen der Betroffenen nicht weiter zu ignorieren.

Hintergrund

Eine neue Untersuchung des Bündnis Klinikrettung über Krankenhausschließungen seit 2020 zeigt, dass die entstandenen Versorgungslücken kaum kompensiert werden. Bei 77% der Schließungen gingen die stationären Kapazitäten vollständig verloren, nur in 5% der Fälle wurden alle Betten erhalten – aber nicht vor Ort. Bei 32% der Schließungen wurde der Verlust der medizinischen Versorgung auch durch keine andere Ersatzmaßnahme – wie beispielsweise eine ambulante Einrichtung – ausgeglichen. In einem Drittel der Fälle fiel die Versorgung also nach den Schließungen komplett weg.