Daniela Gschweng für die Online-Zeitung INFOsperber
Nutztiere, die im Zielland geschlachtet werden sollen oder zur Mast vorgesehen sind, dürfen aus Grossbritannien nicht mehr exportiert werden. Diese Entscheidung des britischen Parlaments trat am 20. Mai mit der königlichen Zustimmung in Kraft.
Die Entscheidung betrifft eine bis anderthalb Millionen Rinder, Ziegen, Schweine und Pferde jedes Jahr. Zuchttiere sind nicht betroffen. Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen lobten den Beschluss als längst überfällige Entscheidung, qualvolle Tiertransporte zu beenden.
Transporte von Schlachtvieh stehen seit langem in der Kritik. Vor allem Schafe, Rinder und Schweine werden in Länder in- und ausserhalb Europas transportiert. Lebendtransporte finden oft unter sehr beengten Bedingungen statt und über lange Strecken. Die Tiere leiden unter Hitze, Kälte, Durst und Enge. Nicht selten verletzen sie sich dabei schwer. Transporte in Länder ausserhalb Europas dienen oft dazu, Schlachtungsvorschriften zu unterlaufen.
Grossbritannien folgt Australien, Neuseeland, Brasilien. Keine Pläne für ein Transportverbot in der EU.
«Wir sind stolz darauf, einige der höchsten Tierschutzstandards der Welt zu haben», äusserte sich der britische Umweltminister Steve Barclay. Das britische Parlament merkte im Dezember an, dass ein solcher Schritt nur in Folge des Brexits möglich sei. Ein ensprechendes Gesetz in der EU ist eher nicht in Sicht. Allerdings exportiert Grossbritannien seit dem Brexit deutlich weniger Tiere in die EU. Ein Teil der Schafzüchter dürfte nach Einschätzung des Parlaments dennoch Einbussen leiden.
Grossbritannien folgte dabei dem Beispiel Australiens, das am 11. Mai beschloss, den Export lebender Schafe bis 2028 zu beenden. In anderen Ländern wie Brasilien und Neuseeland sei dieser schon seit 2023 verboten, listet «Euraktiv» auf.
Tierschützer in der EU dringen darauf, dass die Europäische Union dem Beispiel Grossbritanniens zügig folgt. Ein Transportverbot könnte jedes Jahr das Leben von Milliarden Tieren erleichtern. In der EU steckt ein Gesetzesvorschlag zur Tierschutzgesetzgebung der EU-Kommission in der Vorwahl-Pause fest. Er sieht zwar bessere Transportbedingungen vor, enthält jedoch kein Verbot.
Wenn am 9. Juni das EU-Parlament neu gewählt ist, könnten sich jedoch die konservativen Kräfte durchsetzen. Es ist kein Geheimnis, dass Länder, in denen Lebendtierexporte eine grössere wirtschaftliche Rolle spielen, von einem Verbot wenig begeistert sind. Dazu gehören neben Frankreich und Spanien auch Dänemark und Rumänien. Deutschland hingegen erwägt, Tiertransporte in Nicht-EU-Länder im Alleingang zu verbieten.