Australien gab den Weg vor: Mit der Entscheidung, den grausamen Export von Schafen ab dem 1.Mai 2028 zu verbieten, hat das Land Ende weltweit für Aufmerksamkeit gesorgt. Nun zog Großbritannien nach: Die Regierung wird ein lange gefordertes Verbot aller Lebendexporte zu Schlacht- oder Mastzwecken gesetzlich verankern.
EU ist größte Lebendtier-Exporteur der Welt
Die Europäische Union – selbsternannter Vorreiter im Tierschutz – ist mit jährlich 1,5 Milliarden Geflügeltieren und über 51 Millionen Rindern, Schweinen, Schafen und Ziegen weiterhin der größte Lebendtier-Exporteur der Welt. Diese Tiere sind dabei zu Wasser wie zu Lande grausamen Bedingungen ausgesetzt: Knappheit an Nahrung und Wasser, extreme Temperaturen, hoher Stress, Infektionen und mangelnde Hygiene. Viele von ihnen überleben den Transport nicht.
„Während Kritiker dieser für die EU-Wahlen so wegweisenden Entscheidungen von einem Markt sprechen, der noch nicht bereit für ein Ende der Lebendtierexporte sei, sehen wir, was mit einem gemeinsamen politischen Willen möglich ist. Wir brauchen ein Ende dieser grausamen Exporte lebender Tiere nun auch auf europäischer Ebene. Tiere sind fühlende Lebewesen. Das steht im krassen Gegensatz zu den momentanen Bedingungen,“ sagt VIER PFOTEN Kampagnenleiterin Veronika Weissenböck.
Höchste Zeit, qualvolle Transporte lebender Nutztiere zu beenden
Nach Geflügel sind Schafe die am häufigsten exportierten Tiere der EU. Fast alle Exporte dieser Tiere werden per Schiff verschickt, 96% davon in den Nahen Osten und nach Nordafrika. Rumänien, Spanien und Portugal sind dabei die wichtigsten Exporteure. Diese Reisen sind nicht nur lang und kräftezehrend für die Tiere, sondern werden auch von häufigen tragischen Vorfällen begleitet, bei denen Tiere auf den Schiffen leiden und qualvoll verenden:
Im Jahr 2021 mussten Tausende von Jungbullen notgetötet werden, nachdem die Schiffe Elbeik und Karim Allah monatelang auf dem Mittelmeer festsaßen. Im selben Jahr mussten 18 mit lebenden Tieren beladene Schiffe wegen einer Blockade des Suezkanals anhalten, sodass die Tiere noch länger unter eingeschränkten unhygienischen Bedingungen leiden mussten. In ihren Exkrementen sterbend, mit infizierten Wunden, unterernährt, dehydriert, gestresst, ohne Zugang zu frischer Luft – diese schrecklichen Vorfälle sind nur die Spitze des Eisbergs, aber sie werfen ein Licht auf die zahllosen Verstöße gegen den Tierschutz, die auf diesen Schiffen, die täglich die Europäische Union verlassen, geschehen.
„Wir fordern das EU-Parlament und die EU-Mitgliedstaaten auf, den Vorschlag der Europäischen Kommission zum Transport zu ändern und ein Verbot der Ausfuhr lebender Tiere und des Transports auf dem Seeweg vorzuschlagen. Der Export von lebenden, fühlenden Lebewesen muss durch den Transport von Fleisch und genetischem Material ersetzt werden. Wenn die EU weltweit führend im Tierschutz sein will, ist es jetzt an der Zeit, dem Beispiel Australiens und Großbritanniens zu folgen“, sagt Josef Pfabigan, Vorstandsvorsitzender von VIER PFOTEN.
Tiere können nicht wählen, EU-Bürger:innen schon
Milliarden von Tieren in der Europäischen Union leiden aufgrund von mangelndem Schutz und der Untätigkeit der EU. Die nächsten Europawahlen finden vom 6. bis 9. Juni statt und bieten die Chance, die Gesetze zu einem besseren Schutz von Nutztieren, beim Transport und bei der Schlachtung neu zu gestalten. VIER PFOTEN fordert die EU-Bürger:innen auf, ihre Stimme zu nutzen, um die Zukunft der Tiere in Europa mitzugestalten.