In einer Zeit, in der die Stimmen der Vergangenheit leiser werden und die Mahnungen der Kriegsgeneration allmählich verstummen, erhebt eine besorgte Bürgerin Anfang 70 ihre Stimme gegen das Wiederaufleben kriegerischer Rhetorik in Deutschland. Sie reflektiert besorgt über die Parallelen zwischen der heutigen politischen Sprache und jener, die Europa in zwei verheerende Weltkriege stürzte. Mit einem klaren Blick auf die Geschichte und deren tragische Ereignisse appelliert sie an die Verantwortung der aktuellen Generation, Frieden und Diplomatie über Hass und ideologische Verblendung zu stellen. Dieser Aufruf ist nicht nur eine persönliche Stellungnahme, sondern auch ein dringender Appell an die Gesellschaft, sich gegen die Spirale der Aufrüstung und den Drang zu militärischen Konflikten zu stellen.
Ich bin Anfang 70 und zum Glück im Frieden aufgewachsen, aber ich fürchte, dieses Privileg ist den jüngeren Generationen nicht mehr vergönnt, wenn nicht endlich Vernunft einkehrt statt Hass und ideologischer Verblendung.
Die Überlebenden des vorigen Weltkriegs sind fast 80 Jahre nach Kriegsende meist verstorben, da hört man wieder eine Kriegsrhetorik, die der von vor 90 Jahren stark ähnelt. Es geht um Sieg auf dem Schlachtfeld, kein „Diktatfrieden“ darf eingegangen werden, man kann angeblich nicht verhandeln – kein Wort von Diplomatie in der deutschen Politik.
Wieder soll der Krieg – zunächst verbal von verantwortungslosen Politikern, die sich selbst in Sicherheit glauben – nach Russland getragen werden, die Russophobie kennt keine Grenzen, selbst Künstler oder behinderte Sportler werden nicht verschont. Schon lange wird wieder mit deutschen Waffen auf Russen geschossen. Ich will keinen Krieg mit Russland und ich hasse keine Russen. So manchen warmherzigen und gastfreundlichen Menschen habe ich früher kennen gelernt, sowohl aus Russland, der Ukraine als auch aus anderen Ländern.
Was ist das nur für ein Land – dieses Deutschland? Zweimal hat es einen Weltkrieg ausgelöst, der Holocaust und die Verbrechen im 2. Weltkrieg übertreffen jede Vorstellungskraft und doch soll Deutschland wieder „kriegstüchtig“ werden und wieder gegen Russland in den Krieg ziehen. Die damalige Sowjetunion hatte die meisten Opfer zu beklagen und einen großen Anteil an der Zerschlagung des Hitler-Faschismus. „Nie wieder Krieg“ hieß es dann, die Friedenspflicht wurde sogar im Grundgesetz verankert. Deutschland wollte „als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt […] dienen (Präambel GG)
Nein, ich will kein kriegstüchtiges Land, ich will, dass Deutschland endlich wieder friedenstüchtig wird, dass nicht Milliarden für Rüstung und Waffen ausgegeben werden, sondern für Bildung, Infrastruktur und Soziales. Wer den Klimaschutz ernst nimmt, kann das Militär mit seinen Emissionen, ob in Manövern oder Kriegshandlungen, nicht einfach unbeachtet lassen. Was nach einem dritten Weltkrieg davon noch übrig bleibt, ist eine andere Frage. Im schlimmsten Fall eine auf lange Zeit verstrahlte unbewohnbare Erde.
Kinder brauchen Zuwendung, Geborgenheit und vor allem eine Zukunft, aber keine Bekanntschaft mit Krieg, egal in welcher Form.
Ich will, dass die öffentlich-rechtlichen Medien ihren Auftrag aus dem Medienvertrag wieder wahrnehmen und ausgewogen, unabhängig und objektiv berichten, statt Propaganda zu betreiben.
Dass sich Politiker an ihren Amtseid erinnern, in dem sie geschworen haben, Schaden vom deutschen Volk zu wenden.
Mit dem, was ich will und nicht will, bin ich nicht allein, die Mehrheit der Deutschen will eine Rückkehr zu kluger Diplomatie und friedlichem Miteinander der Völker.
Was ich wahrnehme, ähnelt dem Verhalten eines rückfälligen Drogensüchtigen: Jahre lang den Kampf gegen die Droge gewonnen und plötzlich kommt doch ein Rückfall, die Sucht ist noch da und wartet nur auf ihre Chance.
Die Sucht, Krieg zu führen, ist jedoch sehr viel tödlicher als jede andere und trifft viele unschuldige Menschen.
Beate Rüger