In den 1980er Jahren hatte eine aus der französischen Antilleninsel Guadeloupe stammende Gruppe mit ihren afro-karibischen Rhythmen großen Erfolg. Sie hieß Kassav – der Name bezieht sich auf die Cassava, ein von den afrikanischen Sklaven zubereitetes Maniokgebäck. Ich habe mich in ihre Musik verliebt, in die Gwoka, in ihr Schlagzeug, ihre Tänze und Chöre, und ich wollte mehr wissen über die heilende Wirkung auf das Leben all dieser Menschen.
So entdeckte ich, dass dieses Genre seine Wurzeln in der Musik hat, die die Sklaven von den karibischen Plantagen mitbrachten. Gwoka ist die kreolische Form von gros-quart, dem Fassungsvermögen der zur Herstellung der Instrumente benutzten Fässer.
Musik war für die Sklaven ein Mittel der Flucht und der Kommunikation und ein Weg, Schmerz in Freude und Widerstandskraft umzuwandeln.
Gwoka umfasst sieben Hauptrhythmen, dazu noch eine Anzahl von Variationen:
- Toumblak, Rhythmus als Ausdruck von Liebe und Fruchtbarkeit
- Kaladja, melancholischer Rhythmus und Tanz
- Woule‘, ein sinnlicher Rhythmus, der von Frauen mit einem Schal um den Kopf getanzt wird
- Gradj, Tanz der Maniokzubereitung
- Padjanbel, der Tanz der Plantagen
- Mende‘, Karnevalstanz
- Lewoz, Übungsrhythmus
Am 26. November 2014 wurde Gwoka in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit eingetragen. Die Touristen kommen aus aller Welt nach Guadeloupe zum Zuhören, Kennenlernen und Tanzen. Es sind Gwoka-Schulen entstanden, die seine therapeutischen Kräfte zum Entspannen und Heilen verschiedener Arten von Stress nutzen und damit eine Tradition fortsetzen, die aus den schrecklichen Lebensverhältnissen der afrikanischen Sklaven hervorgegangen ist.
Die Übersetzung aus dem Italienischen wurde von Bruno Sandkühler vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!