Eine neue Untersuchung des Bündnis Klinikrettung über Krankenhausschließungen seit 2020 zeigt, dass die entstandenen Versorgungslücken kaum kompensiert werden. Bei 77% der Schließungen gingen die stationären Kapazitäten vollständig verloren, nur in 5% der Fälle wurden alle Betten erhalten – aber nicht vor Ort.
Bei 32% der Schließungen wurde der Verlust der medizinischen Versorgung auch durch keine andere Ersatzmaßnahme – wie beispielsweise eine ambulante Einrichtung – ausgeglichen. In einem Drittel der Fälle fiel die Versorgung also nach den Schließungen komplett weg.
- Alle Zahlen zu Bettenverlust und Ersatzmaßnahmen entnehmen sie den Grafiken des Bündnis Klinikrettung: https://www.gemeingut.org/wordpress/wp-content/uploads/2024/03/1_Ersatz-Krankenhausschliessungen_Grafiken_BKR.pdf
- Die gesamte Studie zur Bilanz von vier Jahren Krankenhausschließungen: https://www.gemeingut.org/wordpress/wp-content/uploads/2024/03/3_Studie_Ersatz-Krankenhausschliessungen_Studie_BKR.pdf
- Unsere kurze Zusammenfassung der Bilanz: https://www.gemeingut.org/wordpress/wp-content/uploads/2024/03/2_Ersatz-Krankenhausschliessungen_Kurzbilanz_BKR.pdf
- Interaktive Deutschlandkarte zu geschlossenen und von Schließung bedrohten Krankenhausstandorten: https://www.initiative-klinik-erhalt.de/karte.php
Dr. Rainer Neef, Autor der Studie des Bündnis Klinikrettung: „Die notwendige medizinische Grundversorgung der Bevölkerung wurde durch Krankenhausschließungen stark beeinträchtigt. Stationäre Kapazitäten gingen verloren, die Versorgung vor Ort krankt an unzureichenden Ersatzlösungen. Nur die allerwenigsten Versprechen von Trägern und politischen Verantwortlichen wurden eingelöst. Das ist eine niederschmetternde Bilanz und sollte uns im Blick auf die geplante Krankenhausreform eine Warnung sein.“
Laura Valentukeviciute, Sprecherin von Gemeingut in BürgerInnenhand: „Die geplante Krankenhausreform bezweckt eine Zentralisierung, viele kleinere Kliniken im kleinstädtisch-ländlichen Raum sollen daher geschlossen werden. Der Bevölkerung wird Ersatz in Form von ambulanten Einrichtungen versprochen. Abgesehen davon, dass ein Gesundheitszentrum kein Krankenhaus angemessen ersetzen kann, zeigt unsere Untersuchung sehr deutlich, dass in vielen Fällen nach einer Krankenhausschließung überhaupt kein Ersatz eingerichtet wurde. Besonders verheerend ist das für die klinische Geburtshilfe und die Notaufnahmen – sie gingen durch die Schließungen ersatzlos verloren.“
Dr. Bernd Hontschik, Facharzt für Chirurgie und Autor: „Bei akuten Ereignissen ist die schnellstmögliche Hilfe entscheidend. Zentralisierte Krankenhäuser mit großartigen personellen und technischen Voraussetzungen helfen nicht, wenn der Patient es nicht mehr erreicht. Kleinere Krankenhäuser sind rasch erreichbar und ohne Wenn und Aber in der Lage, die Erstversorgung solcher Patienten zu leisten, um sie dann, je nach Notwendigkeit, in größere Häuser zu verlegen.“