Die Millionenerbin Marlene Engelhorn setzt sich seit Jahren für mehr Steuergerechtigkeit ein. Jetzt geht sie einen Schritt weiter: Sie will ihr eigenes Vermögen rückverteilen. Ein repräsentativer Rat aus 50 Personen der österreichischen Bevölkerung soll entscheiden, was mit ihren 25 Millionen Euro passiert. Denn sie will, dass über ihr ererbtes Geld demokratisch entschieden wird.

Vermögen ist in Österreich sehr ungleich verteilt. Das reichste Prozent – also rund 40.000 Haushalte – besitzen fast die Hälfte des gesamten Vermögens. So ungleich ist die Situation in der EU sonst kaum wo. Zu diesem reichsten Prozent gehört Marlene Engelhorn. Sie hat ein Millionen-Vermögen geerbt und erzählt immer wieder davon, wie die reichsten Menschen Einfluss auf unsere Medien, unsere Gesetze und unsere Gesellschaft nehmen. Das ist laut ihr undemokratisch.

Dabei hat die Regierung versagt, etwas an dieser Situation zu verändern. Im Gegenteil: Obwohl etwa zwei Drittel der Bevölkerung für eine Steuer auf große Vermögen oder Erbschaften sind, wehren sich ÖVP und Grüne – sowie die FPÖ – dagegen. Die Reichsten zahlen in Österreich weiterhin keine Steuer auf ihre Millionenerbschaften und große Vermögen. Marlene Engelhorn will dem entgegenwirken und ihr eigenes Erbe auf demokratischem Weg „rückverteilen“.

EIN BÜRGER:INNEN-RAT AUS 50 PERSONEN ENTSCHEIDET ÜBER 25 MILLIONEN EURO

Zu diesem Zweck hat sie den „Guten Rat für Rückverteilung“ ins Leben gerufen. 50 Menschen – die die österreichische Bevölkerung im Kleinen abbilden – sollen darüber entscheiden, wie ihr ererbtes Vermögen ausgegeben werden soll. Diese Personen beschäftigten sich an sechs Wochenenden intensiv mit der Frage nach Vermögensverteilung in Österreich und werden wissenschaftlich unterstützt. Für die Teilnehmer:innen gibt es eine Aufwandsentschädigung von 1.200 Euro pro Wochenende.

Ausgewählt werden sie in einem mehrstufigen Prozess. Rund 10.000 Personen erhalten per Brief eine Einladung, woraus eine repräsentative Gruppe ausgewählt wird, etwa in Bezug auf Alter, Geschlecht, Wohnort, Migrationsbiografie und Einstellung zur Vermögensverteilung.

„Der Rat soll ein Abbild der österreichischen Gesellschaft in ihrer ganzen Vielfalt sein“, erklärt Engelhorn bei ihrer Pressekonferenz.

Wie die Entscheidung des Rates ausfällt, ist völlig offen. Das Geld darf lediglich nicht lebensfeindlich, demokratiefeindlich, verfassungswidrig oder profitorientiert ausgegeben werden. Ein Vetorecht hat Marlene Engelhorn nicht, Mitsprache auch nicht.

Bereits 2021 hat sie angekündigt, 90 Prozent ihres Vermögens spenden zu wollen. Jetzt will sie es auf demokratische Weise umsetzen. Denn laut ihr sollte nicht sie alleine darüber entscheiden, was mit dem Geld passiert, da sie lediglich aufgrund ihrer Geburt zu diesem Vermögen kam.

„Die Frage nach der Verteilung meines Vermögens wurde mir viel gestellt. Jetzt geht es um die Rückverteilung. Es ist ein demokratischer Gedanke, dass dabei alle mitentscheiden können. Das kann ich als Einzelperson nicht machen“, so Engelhorn.

Für Marlene Engelhorn bleibt nach diesem Prozess laut eigener Aussage noch genügend Geld übrig, damit sie gut ins Erwerbsleben umsteigen kann. Sollte der „Gute Rat für Rückverteilung“ scheitern und es zu keiner Einigung kommen, fällt das Geld an sie zurück.

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