Amin ist ich schon einige Jahre in Rente, liest viel und ist ehrenamtlich sehr aktiv. Er engagiert sich u.a. beim Silbernetz e.V. Dort sitzt er am Telefon und unterhält sich mit älteren Menschen, die sich allein fühlen. Er hört ihnen zu, tauscht sich mit ihnen aus und versucht ihnen zu zeigen, wie sie kreativ mit ihrem Alleinsein umgehen können.
Wer sind Sie und was machen Sie, wenn Sie sich nicht gerade engagieren?
Ich bin Sozialwissenschaftler von Hause aus. Ich habe über 30 Jahre sowohl als Lehrbeauftragter in den verschiedenen Universitäten als auch zum Schluss in der Erwachsenenbildung gearbeitet. Dort habe ich Zivildienstleistende im Bereich internationaler Politik und Zivilrecht unterrichtet. Nun bin ich schon einige Jahre in Rente, lese viel und bin in verschiedenen Gremien aktiv. Außerdem werkle ich sehr gern mit Holz. Letztens habe ich einen Stuhl für meinen Enkelsohn gebaut. Da ich blind bin, ist das eine große Herausforderung, aber gleichzeitig macht es mir viel Spaß mir auf diese Weise die Welt zu erschließen.
Wo oder für was engagieren Sie sich?
Ich bin in verschiedenen Gremien aktiv, u.a. beim Antidiskriminierungsverein Mittelhessen, im Behindertenbeirat, im Interkulturelle Rat, im Seniorenrat und ich bin der Vertreter der Deutsch-Tunesischen-Gesellschaft in Hessen. Außerdem bin ich zusammen mit meiner Frau dabei, über den Verein Atrium e.V. ein Zentrum für Blinde und Sehbehinderte in Tunesien zu gründen, in dem diese Menschen eine Ausbildung zum Informatiker absolvieren können. Darüber hinaus bin ich beim Silbernetz e.V. aktiv.
Was sind dabei Ihre Aufgaben?
Beim Silbernetz e.V. sitze ich am Telefon und unterhalte mich mit den älteren Menschen, die sich allein fühlen. Ich höre ihnen zu, tausche mich mit ihnen aus und versuche ihnen zu zeigen, wie sie kreativ mit ihrem Alleinsein umgehen können. Mit manchen verzweifelten Anruferinnen unterhalte ich mich solange, bis ich ihre Interessen und Sorgen erfahre und versuche sie dann zu trösten und auf Themen zu lenken, die sie in ihrer Jugend schön fanden: Wir singen z.B. die Schlager von früher oder beten gemeinsam das „Vater unser“.
Wieso engagieren Sie sich?
Weil der Mensch ein soziales Wesen ist und dadurch einfach den Kontakt braucht. Bevor ich mein Abitur nachgeholt und studiert habe, habe ich gemerkt, dass man als Blinder nicht nur nimmt, sondern auch gibt und ich möchte, dass man einfach lernt, sich auch einzubringen.
In einem Wort: Engagement ist
Austausch.
Und zum Schluss: Haben Sie vielleicht eine schöne/lustige/inspirierende…Geschichte während Ihres Engagements erlebt? Wenn ja, teilen Sie sie doch gern mit uns:
Ich kann Ihnen eine kurze Erfahrungen schildern, die ich gemacht habe: Einmal hat mich eine ältere Dame angerufen, die einen 12-jährigen Enkelsohn hatte. Die Eltern von dem Jungen hatten sich scheiden lassen und er wünschte sich von der Oma jetzt ein Tablet zu Weihnachten. Sie war ratlos, denn sie bekam nur eine kleine Rente und konnte sich so etwas Teures nicht leisten. Ich habe sie dann gefragt, ob sie denn schon mal mit dem Vater oder der Mutter gesprochen hatte. Vielleicht könnten sie das Tablet ja gemeinsam schenken. Die ältere Dame verneinte und war ganz begeistert von der Idee und dankbar für den Tipp. Manchmal hilft den Menschen einfach so ein kleiner Hinweis, um sie aus der Situation zu holen.
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Das Interview wurde geführt von Charis Antolovic für letsact – Volunteering-App für Deutschland