Man kann uns Deutschen alles vorwerfen, aber nicht, dass wir nicht kämpfen wollen! Nein, natürlich nicht in der Ukraine, das wäre Selbstmord und das überlassen wir lieber den Menschen dort: Sie kennen das Gelände aus dem ff – und Feind. Bei uns geht es momentan vor allem um den Wohlstand, der in wahnsinnig großer Gefahr ist und den es zu verteidigen gilt, selbst mit Hofreiter.
Aktuell hat sich eben ein Mitglied der oft nichtschlagenden Studentenverbindung Merowinger (Wahlspruch: „Bedenke und erneuere!“) auf den Weg gemacht, um der Politik zu sagen, was zu tun ist, damit es uns morgen nicht noch schlechter geht als gestern: Wir brauchen mehr Kita-Plätze, für allem wegen der ausländischen Kinder, wir brauchen weniger Bürokratie, der Wohnungsmarkt sei eine Katastrophe (wie wahr, sagen da selbst die Obdachlosen und Asozialen), aber, und jetzt kommt’s ganz dicke: Wir brauchen „eine Willkommenskultur wie in anderen großen Einwanderungsländern“, fordert der Kaiserslauterer.
Welches Land kann gemeint sein? Polen? Das hat – mit unseren deutschen Ostgebieten – rund 1 Millionen Menschen willkommen geheißen, ebenso der Sudan, die Türkei 3,5 Millionen. Ungarn kann’s auch nicht gewesen sein. Bei uns heißen wir pro 1.000 Einwohnende 35 Pipels willkommen: Es müssen viel mehr werden, sonst wird’s morgen nichts mehr mit Burger auf Eisbein oder Gänseklein, mit SUV, Stippvisiten nach Dubai und anderen naheliegenden Klimazielen.
Das ist ein Schlag ins Gesicht der grünen Basis, die in diesen Tagen zur Vorsicht mahnt. Der Merowinger Rainer Dulger (hat seinen Doktor während der Arbeit gemacht!) ist einstimmig gewählter Arbeitgeberpräsident, was es sonst nur in der VR China gibt, fürchtet weder Uiguren, Afghanen noch Afrikaner, ja, will sie gar mit offenen Armen empfangen: Alles wg. Wohlstand. Auch wenn AfD und andere Feinde des Asylrechts weiß vor Wut werden und toben: Rainer hat Recht, auch wenn ich auf den Wohlstand eher verzichte als auf Menschenrechte.
OK, die da kommen, sind gewarnt: Deutsch sei eine der kompliziertesten Sprachen Europas. Herrgottsnei abr au, jetzet reichts! Deutsch schlecht machen, das geht gar nicht! Deutsch, die Sprache von Helmut Kohl, Hegel, Schiller, Putin und OB Nopper! Da nehm‘ ich mir lieber einen beliebigen Campingplatz in Venedig als Beispiel, wo ein großes Schild die Flüchtlinge aus Sachsen und Thüringen grüßt: „Hier wird Deutsch gesprochen!“ Das ist ein Befehl.
Peter Grohmann’s „Wettern der Woche“
Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter.