Wir teilen die Überlegungen von Tomaso Montanari auf x (früher twitter).
Wir Westler, die von einem Großteil der übrigen Menschheit zu Recht für die Arroganz unserer angeblichen kulturellen Vormachtstellung gehasst werden, sollten endlich die Kleidung des Kolonialismus ablegen und diejenige der Bewahrung von Vielfalt und kultureller Pluralität anziehen: eine Perspektive der Sühne und Wiedergutmachung nach Jahrhunderten der Herrschaft. Wir sollten uns selbst und der Welt erklären, dass der Frieden durch Frieden und nicht durch Gewalt verteidigt wird. Wir sollten in der Lage sein, nach zwei monströsen europäischen Bürgerkriegen zu sagen, dass Krieg immer nur sinnloses Gemetzel ist: Wir sollten daran arbeiten, den Kriegführenden die Waffen aus der Hand zu nehmen, anstatt selbst metaphorische Helme zu tragen und Pazifisten, die sich weigern, als Deserteure zu behandeln.
Wenn wir wirklich eine Vorrangstellung wollen, sollte es diejenige der Weisheit sein: Nachdem wir uns jahrtausendelang selbst abgeschlachtet und die besten Prinzipien unserer (klassischen und christlichen) Kultur verleugnet und verraten haben, sollten wir jetzt in der Lage sein, anderen zu sagen, dass der Krieg niemals Gewinner, sondern nur Verlierer kennt. Denn wir Menschen sind „Einzelstücke“, und wenn wir auch nur eines davon zerstören, haben wir die ganze Welt verloren.
Von dieser Weisheit sind wir noch weit entfernt, so weit, dass die düsteren Worte, die der Pazifist Romain Rolland 1914 am Vorabend der Tragödie des Großen Krieges schrieb, beunruhigend aktuell klingen:
«Das Hassgeheul der Zeitungen ist entsetzlich und erbärmlich. Was glauben sie eigentlich, was sie da tun? Sie wollen Verbrechen bestrafen, dabei sind sie selbst Verbrechen, denn mörderische Worte sind die Saat von Morden.»
Übersetzung aus dem Englischen von Domenica Ott vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!