Pflegekräfte brauchen viel Zeit für Schreibarbeit. Nach der Visite sitzen sie oft stundenlang vorm Computer. Zeit, die ihnen für ihre Patienten fehlt. In Kärntner Pflegeheimen erledigt bald Künstliche Intelligenz die Arbeit. Pflegekräfte sprechen ihre Dokumentation ein – die KI macht die Schreibarbeit. Das Land Kärnten übernimmt 60 % der Kosten.
Nach einer intensiven Schicht im Pflege-Heim sitzen Fachkräfte meist eine Stunde pro Tag vor dem Computer, um ihrer Dokumentationspflicht zu jedem Heimbewohner oder Heimbewohnerin nachzukommen. Per Hand müssen Pflegerinnen und Pfleger unter anderem Daten wie Blutdruck, Medikation, Wundversorgung, allgemeines Befinden oder Arztbesuche eintragen.
Das soll sich in Kärntens Pflege-Heimen jetzt ändern: Das Land führt eine neue Sprachdokumentationsapp „Voize“ ein. Fachkräfte können ihre Dokumentationen nach der Visite ganz bequem in ihr Smartphone einsprechen. Eine künstliche Intelligenz (KI) erfasst das Gesprochene dann und überträgt es in das bestehende Dokumentationssystem. Von dieser App profitieren nicht nur Angestellte, sondern auch Bewohner: Da die stundenlange Dokumentation wegfällt, haben die Pfleger mehr Zeit für ihre Patienten.
Kärnten fördert Dokumentationssystem als einziges Bundesland flächendeckend
Nach einem Besuch bei seinem Opa im Pflege-Heim, war Marcel Schmidberger schockiert, mit wie viel „Schreibkram“ sich Pfleger herumschlagen müssen. Um die Fachkräfte zu entlasten, hat er die Firma Voize mitgegründet und eine Dokumentations-App entwickelt. Dort können Pflegerinnen und Pfleger ihre Dokumentation in ihr Handy einsprechen. Eine KI im Hintergrund versteht die gesprochenen Informationen und ordnet sie dem Patienten zu.
Die App versteht Deutsch mit verschiedenen Akzenten und Dialekten. Seit Februar ist die App bereits im Haus „Harbach“ der Diakonie de la Tour in Klagenfurt in Einsatz. Jetzt kommt sie bald im ganzen Bundesland.
Kärnten ist damit Vorreiter: In Deutschland und Österreich wird das Dokumentationssystem zwar schon von einzelnen Pflegeheimbetreibern verwendet oder als Projekt betrieben. Hier in Kärnten wird das nun aber flächendeckend gefördert. Marcel Schmidberger, Gründer von Voize.
Das Land investiert 600.000 Euro in Künstliche Intelligenz
Seit Jahren sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Altenbetreuung und Pflege stark gefordert. Die Corona-Krise und der Personalmangel sind eine große psychische und physische Belastung für sie. Die Kärntner Landesregierung will die Pflegerinnen und Pfleger so gut es geht entlasten und setzt deswegen auf die App „Voize“. Das Land übernimmt rund 62 Prozent der Kosten, das sind 600.000 Euro. Ab 2024 soll das neue Pflegedokumentationssystem dann in allen Kärntner Altenwohn- und Pflegeheimen zum Einsatz kommen.
Von diesem sprachgesteuerten Dokumentationssystem waren alle begeistert: Einerseits wird Zeit eingespart, andererseits steigt die Qualität der Dokumentation“, Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ).