Es mag für einige trivial sein, aber in diesem dramatischen und verwirrenden Moment der militärischen Eskalation und Propaganda halte ich es für wichtig, ein einfaches Konzept zu wiederholen:
Gewalt ist keine Lösung!
Dies ist nicht nur meine Aussage, sondern eine Stimme, die sich im Hintergrund zahlreicher Kommentare erhebt, die wir überall sehen, Kommentare von mehr oder weniger „maßgeblichen“ Personen, die nach allgemeinem Empfinden oft aufgrund ihres Mutes, Dinge zu sagen, nicht so viel Platz in den Medien haben.
Angesichts eines Konflikts ist es ein fataler Fehler, auf der Stelle zu treten: Gewaltfreiheit analysiert die historischen Prozesse und die Dynamik der Ereignisse. Als wir, ausgehend vom Ersten Weltweiten Marsch für Frieden und Gewaltfreihet, den Rückzug aus den besetzten Gebieten zu unseren Forderungen zählten, dachten wir sicherlich an Palästina, das am längsten besetzte Gebiet und mit fortschreitender Missachtung der UN-Resolutionen, aber wir dachten auch an alle ähnlichen Situationen territorialer Gewalt, in denen die aktuelle Realpolitik den Gefühlen der Menschen vorgezogen wird, und wir wissen, dass jede Gewalt Ketten anderer Gewalt auslöst, die nur mit entschlossenen und anhaltenden gewaltfreien Aktionen gestoppt werden können: Das liegt daran, dass alle menschlichen Handlungen unmittelbare und mittelbare Folgen haben und dass, wie Silo in „Die Erde menschlich machen“ sagt, „die widersprüchlichen oder einheitlichen Handlungen sammeln sich in dir an.“
Im Falle des israelisch-palästinensischen Konflikts ergibt er sich aus dem Anspruch, eine schreckliche Gewalt mit einer anderen Gewalt zu lösen, und aus den nachfolgenden Handlungen, die zur Aufrechterhaltung dieses Gewaltzustands begangen werden: Die gegenwärtigen Todesopfer, wie viele es auch sein mögen und sein werden, sind der Preis, den die Menschen für die Sinnlosigkeit von Regierungen und internationalen Organisationen zahlen, die in der Hoffnung gegründet wurden, internationale Konflikte zu lösen. Lösungen, Erfahrungen mit friedlicher Koexistenz, Vereinigungen, die zusammenarbeiten, gibt es bereits seit Jahren. Diese Erfahrungen müssen nicht nur besser bekannt gemacht werden, sondern auch als Modell dienen, das in Gesetze umgewandelt wird und einen Bezugspunkt darstellt.
Genauso werden wir unseren Freund*innen und Kamerad*innen wieder einmal erklären müssen, dass Gewalt keine Rechtfertigungen und Ausnahmen zulässt. Wir können das Recht auf Verteidigung, das oft als Rechtfertigung für Waffenlieferungen an die Ukraine angeführt wird, diskutieren und vertiefen: „Sie werden angegriffen, sie müssen sich verteidigen“. Das Recht auf Verteidigung ist punktuell und taktisch: Es ist punktuell, weil es mit der Durchführung endet, und es ist taktisch, weil ich, auch wenn ich zu einer Gruppe gehöre, die befugt ist, für ein soziales Ziel Gewalt anzuwenden (z. B. die Polizei), diese Gewalt so wenig gewalttätig wie möglich und nur so lange wie nötig anwenden muss. Die Schulung der Ordnungskräfte zur Gewaltfreiheit muss, wie Peppe Sini uns oft erinnert, eine Priorität für gewaltfreie Menschen sein. Und wir wissen, wie weit die Polizeikräfte und Armeen von dieser Vision entfernt sind.
Aber wenn man es nicht zu einer ideellen Frage machen will, kann man all jene, die glauben, dass ein bewaffneter Kampf die Probleme lösen kann, immer daran erinnern, dass das Monopol der Produktionsmittel für Waffen in den Händen der Akteur:innen und Schaffenden dieses Gewaltsystems liegt, welche die Hähne der Technologie im Hinblick auf ihre Marktbedürfnisse auf- oder zudrehen, und sicherlich nicht im Hinblick auf die Bedürfnisse der Menschen. Wenn wir schon nicht das ideale Prinzip anerkennen wollen, dann doch wenigstens die praktische Frage: Wie lange können wir mit Waffen gegen die am besten bewaffnete und organisierte Armee der Welt Widerstand leisten? Und vor allem, zu welchem Preis für unsere Liebsten?
Abschließend möchte ich einen Vorschlag für eine andere Betrachtung der aktuellen Fakten unterbreiten: Es gibt einen allgemeinen Prozess der Destrukturierung von Systemen, Überzeugungen, Gewohnheiten und Gewissheiten, der sich zunehmend auf dem gesamten Planeten manifestiert; wir könnten sehen, welche Elemente dieser Auflösung im gegenwärtigen Moment im Spiel sind, und wir würden wahrscheinlich entdecken, dass gerade die Werte, die Gewalt unterstützen, zutiefst in der Krise sind und die, am Rande des Zusammenbruchs, Schläge zurückgeben wie ein Drache, der von den Pfeilen des Helden getroffen wird, kurz bevor er zu Boden fällt.
Ich analysiere die Situation auch mit dem Ziel, diejenigen zu trösten, die in dieser menschlichen Tragödie die Vernichtung des Menschen sehen, der gerade in den Momenten der Krise und des Unsinns seine besten Eigenschaften entfaltet.
Also lasst uns die Ärmel hochkrempeln, denn es ist eine gute Zeit, eine neue Welt mit einem neuen Fundament aufzubauen.
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Anita Köbler vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!