Nach der gestrigen Abstimmung in der UN-Vollversammlung und der Intensivierung der Bombardierung Gazas haben die internationalen Co-Präsident*innen der ärztlichen Friedensorganisation IPPNW, Dr. Carlos Umana, Dr. Kati Juva, Assoc. Prof. Olga Miranova und David Onazi, einen Brief an den UN-Generalsekretär geschrieben. In dem offenen Brief bekunden sie ihre Unterstützung für dessen Bemühungen um Frieden in Gaza. In einer Rede vor dem UN-Sicherheitsrat am 13. Oktober hatte Guterres die “entsetzlichen Angriffe” der Hamas gegen Israel verurteilt und betont, dass diese keinerlei Rechtfertigung für eine kollektive Bestrafung der palästinensischen Bevölkerung bieten.
In dem englischsprachigen Unterstützungsschreiben heißt es: “Vor allem möchten wir uns mit allen solidarisieren, die wie Sie an der Seite der Menschen stehen, die unter den schrecklichen Folgen von Kriegen leiden, wie auch immer diese zustande gekommen sind. Als Ärzt*innen ist es unsere Pflicht, keinen Schaden anzurichten. Das humanitäre Völkerrecht, das durch die Arbeit einer medizinischen Organisation – des Roten Kreuzes – entstanden ist, bezieht diesen Grundsatz ausdrücklich auch auf das Handeln unter Kriegsbedingungen.“
Die IPPNW begrüßt ausdrücklich die gestern in New York verabschiedete Resolution der UN-Generalversammlung für eine humanitäre Waffenruhe in Gaza. Die ärztliche Friedensorganisation ruft zum sofortigen Waffenstillstand im Gazastreifen und in Israel auf. Sie unterstützt die Petition „Ceasefire Now“, die bis jetzt über eine halbe Millionen Unterschriften hat.
„Alle Akteure im israelisch-palästinensischen Konflikt müssen sich an die Prinzipien des internationalen Völkerrechts und der Menschenrechte halten“, so die Co-Vorsitzende der IPPNW Deutschland, Dr. Angelika Claußen. „Es gibt keinen Frieden ohne Verhandlungen und ein Ende der völkerrechtswidrigen israelischen Besatzungspolitik.“
Den offenen Brief lesen Sie hier im Original und weiter unten vollständig in der deutschen Fassung.
Die Petition „Ceasefire Now“ finden Sie hier.
Offener Brief an UN-Generalsekretär Antonio Guterres, 28. 10.2023
Sehr geehrter Herr Generalsekretär Guterres, wir schreiben Ihnen als Co-Präsident*innen unserer Friedensnobelpreisträger-Organisation, um Ihnen unsere aufrichtige Unterstützung für Ihre ausgezeichnete Rede am 13. Oktober im UN- Sicherheitsrat auszudrücken. Sie war ausgewogen, und obwohl Sie den Kontext benannt haben, haben Sie ihn nicht als Rechtfertigung für die „entsetzlichen Angriffe“ der Hamas auf israelische Bürger*innen am 7. Oktober gesehen. Sie sagten jedoch auch, dass diese Angriffe keine kollektive Bestrafung des palästinensischen Volkes rechtfertigten.
Vor allem möchten wir uns mit allen solidarisieren, die – wie Sie – an der Seite der Menschen stehen, die unter den schrecklichen Folgen von Kriegen leiden, wie auch immer diese zustande gekommen sind. Als Ärzt*innen ist es unsere Pflicht, keinen Schaden anzurichten. Das humanitäre Völkerrecht, das durch die Arbeit einer medizinischen Organisation – des Roten Kreuzes – entstanden ist, bezieht diesen Grundsatz ausdrücklich auch auf das Handeln unter Kriegsbedingungen. Der Zivilbevölkerung darf kein Schaden zugefügt werden. Unsere Arbeit als Gesundheitsfachkräfte, die Menschen in Gefahr helfen, darf nicht dadurch verhindert werden, dass Bomben auf unseren Arbeitsplatz fallen oder, dass uns der Treibstoff fehlt, um unsere Geräte mit Strom zu versorgen oder die Wasserversorgung aufrecht zu erhalten, um unsere Patienten am Leben zu erhalten. Wie Sie wissen, werden im Gazastreifen Gesundheitszentren, Schulen und UN-Unterkünfte bombardiert, während Menschen an den Folgen einer unmenschlichen Blockade sterben, die diejenigen tötet, die nicht zuerst von Bomben getroffen werden.
Wir können diesem Gemetzel nicht tatenlos zusehen, auch wenn wir die Forderung nach der Rückkehr der Geiseln nachdrücklich unterstützen. Gaza zu blockieren und dem Erdboden gleichzumachen ist weder der Weg, um die Geiseln zurückzubekommen, noch wird es ähnliche und weitere terroristische Angriffe in Zukunft verhindern. Im Gegenteil, es könnte den Terrorismus anderswo nähren, so dass Israel niemals sicher ist und niemals in Frieden leben wird. Unser Ziel muss Frieden, Gesundheit und Sicherheit für alle Menschen sein.
Deshalb begrüßen wir die Resolution der UN-Generalversammlung für eine humanitäre Waffenruhe in Gaza, die gestern Abend verabschiedet wurde.
Vielen Dank für Ihre mutigen Worte und vielen Dank an die Vereinten Nationen und deren Organisationen für alles, was Sie tun. Wir stehen an Ihrer Seite.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Carlos Umana, Dr. Kati Juva, Assoc. Prof. Olga Miranova und David Onazi
Co-Präsident*innen
Internationale Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW)