Die Brandmauer aus Pappmaschee ist gefallen, es hat sich alles noch vor dem ersten Regen aufgelöst. Nein, nicht in Wohlgefallen und nicht nur in Gillamoos, aber der Kleister der christlich-abendländischen Werte hätte eh‘ nicht gehalten. Jeder ist sich selbst die Nächste – da waren wir uns im Grunde schon immer mit der AfD (und seit den Kreuzzügen) einig, mochten es aber nie offen zugeben.
Die Argumente der Kreuzzügler von heute laufen uns runter wie russisches Öl aus Indien. Neu ist nur ein gesamtgesellschaftliches Aufatmen für die Lösungen, die sich als Sonderangebote in den Medien finden, der willkommene Trost von Merz und Melloni und anderen Aiwangern: Schiffe versenken. Nein, sie sagen es natürlich verschlüsselt und nicht so deutlich, aber darauf läuft’s raus: Schiffe versenken, töten.
Die Alternative für Deutschland ist freilich: Das müssen aber bitte die anderen machen. Wie? Na, wie immer! So wie wir unseren Müll und Mist nach China und in die Armen-Schweine-Länder schippern, Atomabfälle und Plaste und Elaste aus Zschopau, Gifte aus dem Hinterland der Industrie und alles gegen gutes Geld. So, wie wir die Küsten und Kolonien von gestern heute mit Millionen Touristen fluten und die letzten Urwälder samt dem Kap der guten Hoffnung heimsuchen. Wir lassen ja Bibeln dort.
Das wär‘ doch eine Idee: Wir fördern, subventionieren und pampern hinten und vorne junge Gründer (ja, auch Gründerinnen) in Afrika und Umgebung, in deren Händen die Abfälle der Reichen und Schönen zu Gold und Geld werden könnten. Also endlich mal was Vernünftiges: Start-ups und Lohn und Brot und Arbeit für die schwarzen Seelen. Die seltenen Erden sind uns sicher.
Haddschi Mahmud Schams segelte mit seiner Flotte kreuz und quer auf den großen Ozeanen der Welt, aber vornehmlich und gern im fernen Osten, der ihm und den Seinen näher war. Fast 100 Schiffe befehligte der Alte, hatte 30.000 Seeleute unter seinem Kommando, alles Peoples of Color, Trinkwasser für Monate – und Methoden, es trinkbar zu halten. Es gab Heilkräuter und hundert Ärzte an Bord, Wissenschaftler und Weissager. Es gab Samen an Bord – alles Handelswaren, kein Opium. Schön, das ist 600 Jahre her. Da hatten die Chinesen längst den Kompass, der uns heute fehlt, und lasen Bücher über fremde Kulturen. Der Seefahrer – mit bürgerlichen Name Zheng He – brachte von seinen sieben Reisen seltenen Pflanzen und Tiere heim, zum Beispiel Elefanten. Nie Sklaven.
Peter Grohmann’s „Wettern der Woche“
Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter.