Wann wird es soweit sein? Wann ist die kritische Masse erreicht, der Punkt, an dem das System kippt? Wann wird ein so bedeutender Teil der Menschheit erkannt haben, worum es geht, dass wir kollektiv in ein neues Zeitalter treten? Wann wird sich das Bewusstsein durchsetzen, dass der Mensch ein lichtes Wesen ist und die Erde ein friedlicher Ort?
Wann werden wir verstanden haben, dass der Geist die Materie erschafft und die Liebe die höchste Kraft im Universum ist? Wann werden die Prophezeiungen sich erfüllen und der Bewusstseinssprung sich vollziehen? Wann wird der Schmetterling sich aus dem Kokon befreit haben und mit seinem Flügelschlag die Welt so grundlegend verändern, dass von der alten Zerstörungswut nichts übrigbleibt als ein klägliches Echo?
Ungeduld macht sich breit. Viele von uns ertragen es nicht mehr, in die Nachrichten zu schauen, in die Dunkelheit der uns aufgedrängten Informationen, der vorgefertigten Meinungen und geschürten Ängste. Was denn in Frankreich los sei, werde ich gefragt. Die Vorstädte brennen, die Regierung greift zu harten Mitteln, die grösste Gewinnerin der Unruhen ist Marine Le Pen, die Demokratie ist in Gefahr.
Doch Hand aufs Herz: Was hat das mit mir zu tun? Ich meine nicht, dass das Wohl meiner Wahlheimat mir egal ist. Aber was kann ich machen? Wie könnte ich die Gewalt verhindern? Wie sähe mein Einfluss auf die in der Welt sich abspielenden Dinge aus? Was kann der Einzelne tun angesichts dessen, was sich fern von ihm abspielt?
Was können wir tun angesichts des Wahnsinns in der äusseren Welt? Wie gehen wir mit der Ohnmacht um, mit der Hilflosigkeit, dem Frust, der Angst, mit allen anderen unterzugehen? Wie kanalisieren wir unseren Wunsch nach einer besseren Welt? Wie die Hoffnung nicht verlieren, das Vertrauen, dass die lichten Kräfte stärker sind als die dunklen?
Schatten entsteht, wenn sich ein Hindernis zwischen eine Lichtquelle und den Betrachtenden schiebt. Verschwindet das Hindernis, ist wieder überall Licht. So brauchen die dunklen Kräfte das Hindernis, das, was die Menschen davon abhält, das Licht zu sehen. Ihre Sinne müssen so vernebelt werden, ihre Aufmerksamkeit so gebannt, dass sie immer mehr abstumpfen: Sie verlieren das Vertrauen und werden zynisch, aggressiv, fatalistisch, pessimistisch, gleichgültig, ohnmächtig.
Hierfür reicht es aus, sie regelmässig mit schlechten Nachrichten zu berieseln. So werden sie angedockt an eine Kraft, die sie immer mehr aussaugt. Wie Vampire hängen die grossen Medienunternehmen und globalen Konzerne an uns, um uns unsere Energien und unsere Schaffenskraft abzusaugen.
Doch die eigentliche Macht liegt nicht bei ihnen. Wir müssen die Vampire nur ins Licht schicken, dann zerfallen sie zu Staub. So können wir damit aufhören, die dunklen Mächte zu bekämpfen und sie damit immer grösser werden zu lassen. Kümmern wir uns um die Hindernisse, um das, was das Licht daran hindert, zu uns durchzudringen, das, was uns davon abhält, im Hier und im Jetzt zu sein.
Nicht äusserer Art sind die Barrieren. Nicht die Ereignisse sind es, die uns frustriert, ohnmächtig und hoffnungslos machen. Es ist unsere Art, mit ihnen umzugehen. Dasselbe Ereignis kann in verschiedenen Menschen vollkommen verschiedene Prozesse auslösen. Also ist es an uns, in uns die Hindernisse aus dem Weg zu räumen, die das Licht zurückhalten. Machen wir uns innerlich frei! Öffnen wir die verschlossenen Räume und lassen wir Licht hinein. Machen wir uns das Leben schön.
Diese Selbstfürsorge hat nichts mit Egoismus zu tun. Niemand – ausser die dunklen Kräfte – hat etwas davon, wenn wir leiden. Es ist niemandem geholfen, wenn wir uns schlecht fühlen. Schuldgefühle, Frust, Empörung, Ärger, Angst – sie hindern das Licht daran, zu uns durchzudringen.
Es ist die Freude, die der Kompass ist in eine bessere Welt, die tiefe innere Freude, die alles nach oben zieht. Eine Freude, die ansteckend ist wie ein Lächeln, das von Angesicht zu Angesicht, von Herz zu Herz reist. Das ist es, was wir in diesem Sommer tun können. Räumen wir das aus dem Weg, was die Freude behindert. Kommen wir aus der Erwartungshaltung heraus, aus der Bedürftigkeit, und geben wir uns dem kreativen Chaos hin. Halten wir uns offen und bereit wie ein Kelch und machen wir es wie die Pflanzen: Ziehen wir das Licht auf die Erde.
Kerstin Chavent lebt in Südfrankreich. Sie schreibt Artikel, Essays und autobiographische Erzählungen. Auf Deutsch erschienen sind bisher unter anderem Die Enthüllung, In guter Gesellschaft, Die Waffen niederlegen, Das Licht fließt dahin, wo es dunkel ist, Krankheit heilt und Was wachsen will muss Schalen abwerfen Ihre Schwerpunkte sind der Umgang mit Krisensituationen und Krankheit und die Sensibilisierung für das schöpferische Potential im Menschen. Ihr Blog: Bewusst: Sein im Wandel