Ein interessanter und unbearbeiteter Bericht über die Lage in der Ukraine wurde am 10. Juli in der Presseagentur Vatican News veröffentlicht, der Nachrichten enthüllt, die nicht von der italienischen Presse verbreitet wurden. Wir bieten Ihnen eine Zusammenfassung.
In der Ukraine, nachdem sie über 16 Monate lang von der russischen Invasion gequält wurden, dürsten die Menschen nach Frieden.
„Für unser Land, die Ukraine, ist Frieden der Traum und die Hoffnung“. Dies sind die Überlegungen von Hanna Homeniuk, Leiterin des Programms für sozialen Zusammenhalt der Caritas Ukraine.
„Es ist klar, dass nach der Invasion durch die Russische Föderation im Februar 2022 unsere erste Aufgabe darin bestand, Leben zu retten, aber gleichzeitig hatten alle lokalen Caritas-Ukraine-Organisationen Moderator*innen in ihren Teams, die mit den Gemeinden kommunizieren und ihnen helfen konnten, Konflikte zu lösen. Derzeit werden Friedensprojekte in zehn Regionalbüros der Caritas Ukraine in den sichersten Gemeinden, also weit von der Front entfernt, durchgeführt.
Das Arbeitsprogramm jedes Teams in einer bestimmten Gemeinschaft umfasst Moderation, psychologische Unterstützung, Konfliktlösung und verschiedene öffentliche Veranstaltungen (eine kleine Party oder ein Workshop), um den Zusammenhalt unter den Menschen zu erhöhen.
„Unser Hauptziel – erklärt die Programmmanagerin – ist die Interaktion und Integration von Binnenvertriebenen in kleineren Gemeinden, in denen es für diese Menschen schwieriger ist, sich zu integrieren als in Großstädten“.
„Im Allgemeinen konzentrieren wir uns auch auf Konflikte“, betont Homeniuk, – weil es einen großen Schmerz gibt, der durch den Krieg verursacht wird. Konflikte entstehen auch, weil jemand an der Front kämpft und jemand nicht, jemand einen Verwandten verloren hat und jemand nicht. Wir arbeiten auch an kürzlich befreiten Orten, und es gibt auch Spannungen zwischen denen, die geblieben sind und die Besatzung überlebt haben, und denen, die geflohen sind und jetzt zurückkehren. Jeder von ihnen hat eine andere Kriegserfahrung gemacht, und manchmal gibt es sogar eine Art „Wettbewerb“, welcher Erfahrung am schwierigsten ist, obwohl klar ist, dass sich alle in der gleichen Situation befinden und tatsächlich alle die gleiche schmerzhafte Erfahrung haben.
In der ukrainischen Gesellschaft wird das Problem der Heilung von Wunden, der Überwindung von Traumata und der Linderung von Schmerzen für die kommenden Jahrzehnte relevant bleiben. Aus diesem Grund versucht Caritas Ukraine, immer mehr in die Ausbildung von Psychologen und anderen Spezialisten zu investieren, die in diesem Bereich arbeiten können. „Der Vorteil der Caritas – sagt Hanna – ist, dass diese Organisation eine religiöse Komponente hat. Die Anwesenheit von Priestern, ihr Dienst und ihre Aufmerksamkeit für die Art und Weise, wie Trauer erlebt wird und Beerdigungen abgehalten werden, sind sehr wichtige Aspekte und ermöglichen es, den menschlichen Verlust angemessen zu leben“.
In der ersten Phase des Krieges zeigten die Ukrainer ein sehr hohes Maß an Zusammenhalt, aber jetzt beginnen sich verschiedene Spannungen zu entwickeln, die oft durch stereotype Ansichten anderer verursacht werden.
„Zum Beispiel kann es eine gewisse Angst vor Veteranen geben, weil sie möglicherweise eine übermäßige Forderung nach Gerechtigkeit haben und jemand eine Art Angriff fürchtet. Obwohl diese Annahmen möglicherweise nicht gerechtfertigt sind, existiert dieses Stereotyp.
Es gibt viele verschiedene Stereotypen über Vertriebene: Manchmal haben die Einheimischen einen gewissen Groll, dass sie Arbeitsplätze wegnehmen oder die Hauspreise in die Höhe treiben können, und vergessen, dass Vertriebene oft eine Bereicherung für die Gemeinschaft sind, weil sie Unternehmen mitbringen und in der Tat Arbeitsplätze schaffen.
Dies gilt sowohl für Binnenvertriebene als auch für Flüchtlinge im Ausland.
Oft verschwinden diese Spannungen, wenn sich die Menschen persönlich kennenlernen und davon überzeugt sind, dass sie die falsche Wahrnehmung des anderen hatten. Deshalb versuchen wir, die Menschen dazu zu bringen, zu kommunizieren, damit wir diese Mythen entlarven können“.
Die Ukrainer*innen sind ein Volk von Bauern und Bäuerinnen: In diesen mehr als sechzehn Monaten der russischen Invasion haben sie die Weizenfelder weiter gesägt und sogar unter den Bomben und Raketen geerntet. Sie haben nicht einmal aufgehört, die Samen des Friedens zu pflanzen, obwohl die militärische Aggression des Landes sie gezwungen hat, zu den Waffen zu greifen, um ihre Familien zu verteidigen.
Informationen über alle angebotenen Dienstleistungen, begleitet von interessanten Fotos, können unter diesem Link eingesehen werden: https://www.vaticannews.va/it/chiesa/news/2023-07/caritas-ukraina-progetto-peacebuilding-guer%20ra.html
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Sezen Erdogan vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!