Der „Tag X“, der schicksalhafte Tag in der Assange-Saga, rückt immer näher.

Die Inhaftierung von Julian Assange gibt Regierungen die Macht, jeden Journalisten und jede Journalistin zu inhaftieren, sagte Stella Moris Assange letzten Montag (2023-07-10) vor einem vollen Saal im Schweizer Presseclub in Genf. Laut der Ehefrau des australischen Journalisten Julian Assange, der immer noch im Vereinigten Königreich inhaftiert ist, wird diese Einschüchterungstechnik bewusst eingesetzt, um Journalist*innen und Redakteur*innen überall auf der Welt einzuschüchtern: Schlage einen, um hundert zu erziehen.

Und leider zeige die Einschüchterung bereits ihre Wirkung, fügte die 39-jährige Anwältin und Menschenrechtsaktivistin hinzu, die in Südafrika geboren und aufgewachsen ist. Journalist*innen haben ihr erzählt, dass sie unter der Angst arbeiten, „Julian-Assange“ zu sein. Und sie sprach von US-Zeitungen, die ihren investigativen Journalismus ganz eingestellt haben, weil ihre Quellen – die Leute innerhalb des Systems, die in der Vergangenheit die Missstände, auf die sie gestoßen sind, aufgedeckt haben – jetzt schweigen. Besonders aufschlussreich ist das Geständnis eines Redakteurs, der ihr offen sagte, dass er nicht mehr bereit ist, brisante Enthüllungen zu veröffentlichen, die ihn in Schwierigkeiten bringen könnten.

Und deshalb müssen wir für Julians Freiheit kämpfen, fügte Stella hinzu: Seine Freiheit geht Hand in Hand mit der Pressefreiheit, der Freiheit der Meinungsäußerung und unserem Recht zu wissen, was in unserem Namen getan wird. Die Ehefrau des WikiLeaks-Mitbegründers beendete ihre Rede so, wie sie sie begonnen hatte, mit einem Appell an das Gastgeberland der Pressekonferenz, die Schweiz, sich für die Freilassung ihres Mannes einzusetzen.

Es folgten zahlreiche Fragen von Journalist*innen im Saal und im Internet.

Vor allem zwei Fragen des Pressenza-Korrespondenten sind in dieser kritischen Zeit, in der Assange jeden Moment an die Vereinigten Staaten ausgeliefert werden könnte, von Bedeutung. Sie lauten wie folgt:

(1.) „Frau Assange, Aktivist*innen, die Ihren Mann unterstützen, nennen den „Tag X“ den Tag, an dem der britische High Court bekannt geben wird, ob er Julian eine weitere Anhörung gewähren wird. Wenn dies nicht der Fall ist, wird seine letzte Chance in Großbritannien verschwinden. Aktivisten planen daher für den „Tag X“ eine Massendemonstration vor dem Obersten Gerichtshof und werden gelbe „Free Assange“-Bänder vor Botschaften in Ländern auf der ganzen Welt aufhängen. Aber das ist nur „Tag X“: Es gibt auch „Tag Y“, den Tag, an dem der Polizeiwagen tatsächlich am Belmarsh-Gefängnis ankommt, um Julian zum Flughafen zu bringen. Was können Aktivistinnen und Aktivisten tun, um ihre Missbilligung dieser Tat nachdrücklich zu zeigen? Habt ihr irgendwelche Vorschläge?“

(2.) „Die zweite Frage betrifft Julians Zukunft. Es ist klar, dass die Vereinigten Staaten und das Vereinigte Königreich Julian nicht freilassen wollen, weil sie nicht wollen, dass er WikiLeaks wiederbelebt und erneut brisante Enthüllungen macht. Gibt es also eine Kompromisslösung zwischen einerseits bedingungsloser Freiheit für ihn und andererseits seinem Einverständnis, WikiLeaks nicht wiederzubeleben? Wäre Julian zum Beispiel damit einverstanden, in Australien zu leben, in einem kleinen abgelegenen Ort mit Ihnen und der Familie – aber ohne Internetanschluss, damit er (aus Sicht der USA und Großbritanniens) keinen weiteren Schaden anrichten kann?“

Sie können das Video der gesamten Pressekonferenz, die eine Stunde und 20 Minuten dauerte, sowie das kurze Video von Stellas Antworten auf die beiden oben genannten Fragen (7 Minuten lang) sehen; klicken Sie einfach auf diesen Link http://boylan.it/assange/7. Unter diesem Link finden Sie auch das Transkript des kurzen 7-minütigen Videos.

Für weitere Einzelheiten: info@boylan.it

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Alina Kulik vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!