Die Akademie der Künste verleiht den Konrad-Wolf-Preis 2023 an den Journalisten, Publizisten und Verleger Julian Assange. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis ist nach dem Filmregisseur und langjährigen Präsidenten der Akademie der Künste der DDR benannt. Die diesjährige Jury bildeten Thomas Heise und Nele Hertling, beide Mitglieder des Senats der Akademie der Künste, gemeinsam mit dem Drehbuchautor Thomas Wendrich.
Aus der Jury-Begründung: „Durch Julian Assanges Arbeit und Haltung haben wir von illegalem staatlichem Handeln, von Unrecht, Morden und Kriegsverbrechen erfahren, Dinge, die für die Öffentlichkeit, für Bürgerinnen und Bürger – für uns alle – im Dunkeln, verschwunden, unsichtbar bleiben sollten. Es handelt sich um die Offenlegung von Finanzströmen und versteckter Konten, um amtliche E-Mail Korrespondenz, um Bilder von ermordeten unbewaffneten Zivilisten und Journalisten im Irak durch Angehörige der US Armee, um willkürliche Tötungen von Zivilisten in Afghanistan, um Geheimdienstprojekte zur Manipulation der öffentlichen Meinung, um von lachenden Tätern fotografierte Erniedrigung und Folter im Gefängnis Abu Graib, und um die Zustände im immer noch bestehenden Gefangenenlager in der Guantánamo Bay Naval Base auf Cuba, durch die wir daran erinnert wurden, was Waterboarding bedeutet. Die Liste ist nicht vollständig. Julian Assanges Wikileaks verbreitet Informationen über diese – unsere – Wirklichkeit, damit wir, Bürgerinnen und Bürger, sie erkennen und uns dazu verhalten können. ‚We Open Goverments‘ Damit wir wissen. Das ist ein demokratischer Akt. Julian Assange ist ein würdiger Preisträger, dessen Werk Wikileaks Regierungshandeln, Kriegslügen und -verbrechen, Verschleierungen an den Tag bringt. Julian Assanges Arbeit ist im besten Sinne journalistische Aufklärung. Die Welt demokratisch zu ändern, sie braucht es.“
Julian Assange ist seit vier Jahren im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh in London inhaftiert. Ihm widerfährt dort eine Behandlung, die Nils Melzer, UN-Sonderberichterstatter für Folter (2016–2022), als Folter erkannt und ausführlich belegt hat. Die USA verlangen seine Auslieferung. Assange soll dort wegen Spionage angeklagt werden. Ihm drohen 175 Jahre Haft. Seine Berufung gegen die gerichtlich erfolgte Genehmigung der Auslieferung an die USA wurde abgelehnt. Die Akademie der Künste hat in den vergangenen Jahren immer wieder an die Bundesregierung und politisch Verantwortlichen in Europa die Forderung gerichtet, die Freilassung Julian Assanges zu erwirken. Julian Assange ist das Exempel, das statuiert wird, um eine Einschüchterung und Schwächung der vierten Gewalt zu erwirken. Journalist*innen, Publizist*innen und Whistleblower*innen müssen geschützt werden. Sie erweisen der Gesellschaft einen bedeutenden Dienst.
Am Freitag, den 20. Oktober 2023, wird in der Akademie der Künste die Konrad-Wolf-Preisverleihung stattfinden. Weitere Informationen folgen. Preisträger*innen der letzten Jahre waren der mauretanisch-malische Filmemacher Abderrahmane Sissako, der Regisseur und Schauspieler Alexander Lang sowie die Dokumentarfilmregisseurin Heidi Specogna.